Flagge Südafrika
Flagge Südafrika ©stock-adobe.com

Schülerinnen und Schüler berichten über ihr Auslandsjahr in Südafrika:

Als ich mich vor ungefähr einem Jahr dafür entschieden habe, ein Austauschjahr zu machen, hatte ich sicherlich nicht gedacht, dass es so ein Erlebnis werden würde. Südafrika ist ein wirklich wunderbares und abwechslungsreiches Land, in dem man so unglaublich viel erleben kann. Die Landschaft ist wunderschön, die Sonnenaufgänge sind atemberaubend und die Tierwelt ist einfach fantastisch.

Mir wurde etwa zwei Wochen vor Abflug eine sogenannte Ankunftsfamilie zugeteilt, wohnhaft eine gute Stunde von Johannesburg entfernt, auf einer Farm in der Nähe von Heidelberg. Auch wenn das noch nicht meine endgültige Gastfamilie war, muss ich sagen, dass ich dort auf dieser Farm eine wirklich schöne Zeit hatte. Es war eine große Farm, näherungsweise mit 6000 Rindern und sie liegt inmitten der bergigen, hügeligen Landschaft von Gauteng. Auch wenn meine Gastfamilie die Umgebung als hässlich und unansehnlich beschrieben hat, fand ich es dennoch wunderschön.

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Als wir dann endlich nach 12,5 Stunden Flug und drei Stunden Busfahrt in unserem „Arrival Camp" ankamen, war ich sehr glücklich. Jetzt wusste ich: Mein Abenteuer „Südafrika" hatte begonnen! Das Camp an sich war sehr interessant und hilfreich, aber wir hatten alle „Jetlag", waren sehr müde und auch ein bisschen krank. Aber das stoppte meine Lebens- und Abenteuerlust nicht, und so machte ich mich direkt auf den Weg, die Landschaft zu erkunden, natürlich in Begleitung meiner Kamera. So bekam ich tatsächlich eine ganze Schimpansenfamilie und wunderschöne Vögel vor meine Linse. Im Camp hatten wir leider sehr wenig Freizeit, da es sehr viel zu besprechen gab. Es wurde uns viel zu dem Thema „Aids“ und auch über „Kriminalität“ in Südafrika erzählt; auch wie wir uns zu verhalten hatten, die Gesetze und die Regeln in Südafrika wurden uns erklärt. Aber um alles ein bisschen aufzulockern, machten wir auch Spiele und hatten alle sehr viel Spaß. Das Essen war unbeschreiblich gut, ich habe erstmal 3 kg in den ersten Tagen zugenommen.

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Nach der Landung in Johannesburg traf ich jedoch zunächst auf all die anderen Austauschschüler aus so vielen verschiedenen Ländern und natürlich auf meine Gastschwester, eine Austauschschülerin aus Norwegen. Ihr Name ist Helle. Ich kann ihn bis heute nicht wirklich korrekt aussprechen. Gemeinsam sind wir zunächst auf unsere erste „Orientierung“ gefahren, um alle YFUIer in Südafrika kennen zu lernen und erste Eindrücke zu gewinnen. Eigentlich bin ich ja vom Sommer in den Winter geflogen, aber bis dahin hatte ich davon nichts gemerkt, denn in der Sonne waren es immer noch 25°C. Am ersten Abend war ich aufgrund dessen auch relativ verwundert, warum alle Betreuer fragten, ob wir noch eine extra Decke und eine Wärmflasche haben wollen. Naja im Nachhinein betrachtet, wäre es ziemlich schlau gewesen, sich hiermit zu versorgen. Die Temperatur fiel in der Nacht auf rund 3°C und das Problem war, diese Kälte herrschte nicht nur draußen, sondern auch in unserer Unterkunft. So fror ich die ganze Nacht. Am nächsten Tag habe ich um diese Sachen gebettelt.

An Abenden am Wochenende ist es gerade für Afrikaaners typisch ein Braai im Garten zu Veranstalten. Doch wehe dem deutschen Austauschschüler, sollte dieser es noch einmal wagen, ein "Braai" als "Barbecue" zu bezeichnen. Denn das ist es nicht! Und sie haben Recht, es schmeckt tatsächlich anders (irgendwie besser für meinen Geschmack, da ich nie ein großer Fan vom Grillen war). Dazu gibt es natürlich "Pap", wie es sich in der ‚boerischen‘ Küche gehört. Für alle Nicht-Südafrikaner: Pap sieht aus wie Kartoffelbrei, jedoch ohne Kartoffeln! Man nehme stattdessen Mais.

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Viel Fleisch! Das ist wohl die beste Beschreibung für die Nahrung eines Südafrikaners. Dazu kommen hunderte von verschiedenen Semi-Fastfood Ketten, in denen man tatsächlich für unter umgerechnet 5 € seinen Hunger stillen kann (Wasser ist in Restaurants kostenlos!).

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Es ist halt doch auch nur ein normales Leben, abgesehen vom Essen. Ich könnte den ganzen Tag nur essen. Ganz besonders, wenn es Braaivleis gibt. Boerwors, das ist so eine Art Bratwurst, nur mit völlig anderen Gewürzen und schmeckt wahnsinnig gut, Steaks, Ribs oder ganz einfach nur Pap (Maisbrei) und Shiba, das ist eine Tomatenzwiebelsoße. Einfach gesagt, es ist ein Paradies für Fleischliebhaber. Ich liebe es hier!

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Ganz besonders mag ich Süßkartoffeln, die sie hier zu einem Stampf verarbeitet und mit Zimt und Zucker gewürzt werden. Das war für mich anfangs zwar ein bisschen seltsam, dass sie hier süßes und salziges Essen zusammen essen, aber jetzt liebe ich es! Einmal die Woche bin auch ich dran mit Kochen. Und ich kann sagen, dass meine Gastfamilie großen Gefallen daran gefunden hat. Besonders das typisch bayerische Schnitzel kam gut an!

Das Alltagsleben in dieser Familie war ein entspanntes, aber auch ein geregeltes und abhängiges Leben. Durch die einzelnen Aktivitäten die jeder hatte gab es immer einen geregelten Wochenablauf. In meinem Fall hatte ich immer Sport nach der Schule, Gitarrenunterricht und ich bin mit zu den Kirchenaktivitäten gegangen, die sehr häufig in meiner Gastfamilie vorkamen und an die ich mich zuerst gewöhnen musste.

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Meine Abhängigkeit war in meiner Unwissenheit und in den fehlenden öffentlichen Transportmitteln begründet. Damit meine ich, dass ich sehr auf meine Gastfamilie angewiesen war, wenn ich irgendwo hin wollte oder auch nur allein raus wollte; es musste zuerst immer das Einverständnis der Gasteltern eingeholt werden. Das war für mich erst mal eine Umstellung, weil ich die „Freiheiten“ aus Deutschland gewohnt war.

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Das Leben mit und in meiner Gastfamilie war mit Sicherheit nicht immer einfach, genau genommen war das eine meiner größten Herausforderungen. Anfangs dachte ich noch, dass die südafrikanische und die deutsche Kultur weit weniger verschieden sind als gedacht, allerdings hat sich diese Vermutung nach einer Weile als falsch erwiesen. Oberflächlich haben wir schon eine Menge gemeinsam, aber sobald man die Menschen dort besser kennen lernt und tiefere Bindungen eingeht, kann man eindeutig Unterschiede feststellen.

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Da meine Gastfamilie nicht in Pretoria lebt, musste ich noch einmal sechseinhalb Stunden mit dem Bus fahren. Diese Busfahrt werde ich mein Leben lang nie vergessen. Man konnte soviel von Südafrika auf dieser Fahrt sehen, es war unbeschreiblich. Kurz vor der Ankunft bei meiner neuen Familie für ein Jahr wurde ich sehr nervös und war unglaublich aufgeregt. „Wie sollte ich sie begrüßen, über was sollte ich mit ihnen am Anfang reden", in diesem Moment hatte ich den kompletten Überblick verloren. Doch als ich dann endlich angekommen war und meine Gastmutter sah, wurde ich plötzlich ganz ruhig, ich hatte auf den ersten Blick erkannt, dass wir die gleiche „Wellenlänge" hatten. Als ich dann letztendlich meine komplette Gastfamilie sah, fühlte ich mich sofort zu Hause. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und es hat sich ziemlich schnell herausgestellt, dass diese Familie genau so aufgeregt war wie ich. Wir redeten über alles mögliche und das war sehr gut, da ich mir so besser vorstellen konnte, wie der Tagesablauf in diesem Haus aussieht. Ich habe hier zwei Gastschwestern, welche 17 und 21 Jahre alt sind und einen Gastbruder mit 14 Jahren, mit ihm teile ich mir ein Zimmer. Er und ich sind mittlerweile beste Freunde und wahre Brüder geworden, wir reden über alles und haben mächtig viel Spaß zusammen. Ehrlich gesagt gibt es keinen großen Unterschied zwischen meiner Gastfamilie in Südafrika und meiner Familie in Deutschland, es ist einfach alles gleich hier in meiner neuen Familie. Besser konnte ich es gar nicht treffen, für mich ist es die beste Gastfamilie in Südafrika die ich mir vorstellen konnte, sie sind sehr nett und unglaublich lustig. (Natürlich ist meine Familie in Deutschland die beste Familie der Welt)!

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Ich lebe hier in einem netten Häuschen mit Garten. Mein Zimmer hat alles was es braucht und die Wände sind zugekleistert mit Fotos und Briefen. Ich fühle mich pudelwohl. Schon am Tag meiner Ankunft sagte meine Gastmutter zu mir: "A home is there to relax and do what you want." Und so ist es auch. Man sagt, das Zuhause ist dort, wo das Herz ist, und so habe ich nun plötzlich zwei Zuhause - meilenweit voneinander entfernt und das ist eine wunderbare Erfahrung. Ich wohne hier mit meinen Gasteltern, der Schwester meiner Gastmutter, zwei Hunden und zwei Spinnen und gemeinsam bilden wir eine Art kleine Familien-WG.

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Ich hatte schon aus Deutschland mit meiner Gastfamilie telefoniert und war so aufgeregt, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Ich wollte sie endlich persönlich kennenlernen. Was für ein krasses Gefühl, die Familie kennen zu lernen, mit der man in den nächsten elf Monaten zusammenlebt! Die folgenden zwei bis drei Wochen waren relativ schwierig. Ich musste mich in die Familie einleben, die Gewohnheiten herausfinden und sehen wie ich mich am besten anpassen kann. Die Verständigung war zwar nie ein Problem, aber trotzdem war es nicht einfach nur Englisch zu reden, wenn all die Freunde der Familie und meine Familie selbst eigentlich nur Afrikaans sprechen. Ich wollte diese Sprache so schnell wie möglich lernen!

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In meiner Familie ist es echt super. Meine Gastschwester und ich lieben es zu kochen. Wir verwöhnen unsere Gastmutter und unseren Gastvater mit Gerichten aus unserer jeweiligen Heimat. Ich habe schon einige bayrische Spezialitäten, wie Obazda, Spätzle oder Semmelknödel zubereitet. Sie waren begeistert.

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Ich verbrachte mein Jahr in einer weißen, afrikaanssprachigen Familie, mit der ich mich super verstand. Jetzt kann ich voller Stolz sagen "Ek is 'n boeremeise!" (Ich bin ein Burenmädchen!).

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Ich hatte in meiner neuen Familie, so wie jedes andere Mitglied der Familie, auch einen Kochtag, an dem man abends kochte. Ich versuchte oft süddeutsches Essen für sie zu zubereiten. So kam ich dazu ihnen Schweinebraten, Spätzle, Kaiserschmarrn, oder auch Semmelknödel aufzutischen, wobei sie beim letzteren sehr verdutzt waren, warum man denn „gemanschtes Brot“ in Wasser kocht. Ich habe beim Kochen nicht auf komische Fragen wie „Warum kochst du Brot in Wasser, wenn schon, dann frittiere es in Fett.“ geantwortet. Als sie es schließlich, wenn auch mit großen Widersprüchen, dann doch probierten, waren sie sehr überrascht, wie gut in „Wasser gekochtes Brot“ schmecken konnte. Ich musste es letztendlich zahlreiche Male wieder kochen. Ihr absolutes Lieblingsessen war jedoch Kaiserschmarrn, sie liebten es, und ich habe es bestimmt zwanzigmal zubereitet!

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Der Wechsel der Gastfamilie war für mich auch ein Neubeginn meines Austauschjahres. Ich war in einer neuen Stadt, der Hauptstadt Südafrikas, ging auf eine neue Schule, hatte eine neue Familie und hoffentlich bald neue Freunde. Das Einzige, was ich ein bisschen traurig fand, war die Tatsache, dass ich mich nicht von meinen Freunden in meiner alten Schule verabschieden konnte.

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Ich bin auf einer Farm, ein Stück außerhalb, zu Hause bin. Natürlich ist es manchmal schon frustrierend als Münchner Kindl so fernab zu wohnen und ohne meine Gasteltern mit Auto, oder in unserem Fall eher ein Jeep, nirgendwo hinzukommen, aber nach einer kurzen Gewöhnungszeit hat sich das dann schnell gelegt. Und ich habe angefangen, das Leben auf einer Farm echt zu schätzen!

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Ich fühle mich hier täglich immer wohler und meine Gastfamilie (die aus meinen Gasteltern, zwei Schwestern (19 und 21), die schon aus dem Hause sind und studieren, und meiner jüngsten Schwester (17), mit der ich auch in einer Klasse bin, besteht) ist einfach schon zu meiner zweiten Familie geworden.

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Ich habe im Haushalt eigentlich keine weiteren Aufgaben, da wir, wie so typisch für viele Haushalte in Südafrika, ein (schwarzes) Hausmädchen haben, das putzt und die Wäsche macht und auch sonst immer auffindbar ist. Ich verstehe mich mit ihr wirklich gut und sie hat angefangen, mir ein bisschen Zulu, eine südafrikanische Sprache, die eigentlich ihre Muttersprache ist, beizubringen.

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Aus den fremden Gestalten vom Flughafen ist eine echte, unglaublich offene und fürsorgliche Familie für mich geworden. Es sind die kleinen Dinge, die mich jetzt wie zuhause fühlen lassen: der verwöhnte Hund, der Nachts zu mir ins Bett schlüpft, dass ich genau weiß, wer seinen Tee und Kaffee wie trinkt, oder das Tischgebet, das ich mittlerweile auf Afrikaans für uns sprechen kann.

Religiosität ist hier ein wichtigeres Thema als in Deutschland. Doch das „Ausleben“ kann ganz unterschiedlich aussehen. Allein für Christen hier gibt es hunderte von unterschiedlichen Kirchen, fast an jeder zweiten Straßenecke eine. Zum „Abhängen“ trifft man sich meistens freitags in einer "Youth of Church", die viele Kirchen anbieten, so dass die Jugend auch mit christlichen Rocksongs Gott nahe sein kann. Für die Sonntagsmesse ist mein persönlicher Favorit die sogenannten "Happy-Clappy Churchs". Dort wird gesungen und getanzt, um den heiligen Geist zu empfangen.

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Der Glaube an Gott spielt eine sehr wichtige Rolle in den meisten Teilen Südafrikas; der größte Teil hat einen christlichen Glauben, genauso wie meine Gastfamilie.
Der Gottesdienst ist nicht zu vergleichen mit dem Gottesdienst in Deutschland.
In meiner Kirche hat es mehr einem Konzert geähnelt, als wie ein „normaler“ Gottesdienst.

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Mit meiner Gastfamilie bin ich jeden Sonntag in die Kirche gegangen, etwas vollkommen Normales in Südafrika, genauso wie die Gespräche über den Glauben und Gott in der Schule und mit Freunden. Südafrikaner sind sehr gläubig und es ist ihnen unglaublich wichtig, dass man eine Beziehung zu Gott aufbaut. Das war anfangs sehr fremd für mich, nach einiger Zeit hab ich mich intensiver damit beschäftigt und einige Eindrücke aufgenommen und verinnerlicht. Bei einem Gebet in der Kirche ist es üblich, dass nur die Männer und Jungs aufstehen, da ich das aus Deutschland aber gar nicht so kenne, bin ich immer schön mit aufgestanden und wurde dann von meiner Gastmutter wieder zurück auf die Bank gezogen, das ist mir mehr als einmal passiert…

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Religion spielt hier im Allgemeinen eine große Rolle. So besuche ich jede Woche mit einer Freundin die "Plantasie", eine Art Jugendgottesdienst auf Afrikaans. Dort tanzen wir zusammen, singen Jesus-Songs, beten, denken nach und meistens lauschen wir einem Gastredner. Es ist großartig zu sehen, wie hunderte Jugendliche - vom Mauerblümchen bis zum Punk - gemeinsam so eine große Freude an der Religion haben! Auch der erste Kirchenbesuch mit meiner Gastfamilie war ein total neues Erlebnis. Unsere Kirche hier ist recht gemütlich eingerichtet und die Innenausstattung entspricht eher einem modernen Hörsaal an der Uni. Der Pastor trägt gewöhnliche Klamotten, vom saloppen Anzug bis zur Lederjacke, und der Gottesdienst beginnt immer mit einem Video, das die Neuigkeiten der Woche vorstellt. Die Gemeinde hat eine eigene kleine Band aus Freiwilligen, die für Stimmung sorgt und dank moderner Powerpoint-Präsentationen kann jeder kräftig mitsingen! Von dieser Begeisterung habe ich mich natürlich mitreißen lassen und so trage auch ich stolz mein "Wat sal Jesus doen" (Was würde Jesus tun)- Band aus dem Kirchenshop.

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Die Jugendlichen hier sind jedoch sehr gläubig und ich habe schnell gemerkt, dass es etwas sehr Persönliches und Stärkendes haben kann, zusammen zu beten, denn man macht es gemeinsam. Auch meine Familie ist sehr religiös und in nahezu jeder Familie hier (auch in meiner) wird vor dem Essen und nach dem Essen ein Gebet gesprochen.

Eine typisch südafrikanische Begrüßung, die sich nicht nur bei Bekannten eignet, sondern eine Pflicht ist, besonders gegenüber Fremden, wie dem Personal im Supermarkt oder der Bedienung in einem der vielen Semi-Fastfood Restaurants, welche alle südafrikanischen Städte einnehmen.

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Sawubona! Goeie dag! Soll heißen „Guten Tag!“, einmal in Zulu und einmal in Afrikaans. Wann man nun was verwendet, hängt ganz davon ab, in welcher Kultur man sich soeben befindet. Denn Südafrika hat viele Kulturen mit unterschiedlichen Traditionen und Werten. Allein schon als ich am Flughafen angekommen bin, dachte ich mir: „Wow, so viele verschiedene Menschen!“ Und diese Diversität hat sich dann auch bestätigt: Ich lebe mit einer Afrikaans-Chinesischen Familie, gehe zu einer sogenannten „gemischten“ Schule, weswegen mein Freundeskreis aus Zulu, Coloreds, Xhosas, Brits und Boeres (Afrikaaners) etc. besteht. Am Wochenende gehe ich oft mit „Grannie“ (ja, ich nenne die Angehörigen meiner Gastfamilie wie die meiner echten Familie) und meiner „Cousine“ zum Hindu-Tempel. Da hier in Südafrika auch viele Inder leben, werden hinduistische Feste wie „Diwali“, das Fest des Sieges von Licht über Dunkelheit und der Beginn des neuen Jahres (Oktober), groß in der Öffentlichkeit zelebriert.

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Was einen frisch eingetroffenen Europäer anfangs vermutlich sehr verwundern wird, sind die Namen der Bedienungen (bzw. an dem Platz, wo man das erste Mal mit Zulus oder anderen schwarzafrikanischen Völkergruppen in Kontakt kommt). Freedom, Hope, Happiness, Gift. Wunderschöne Namen mit Bedeutung, aber doch irgendwie ungewohnt auf einmal bei der Verabschiedung zu sagen: "Good Bye, Hope!" (kann irgendwie sehr verzweifelt rüberkommen. Später wurde ich dann aufgeklärt, dass diese Namen die Übersetzungen der Namen in ihrer Sprache seien, da wir Weißen sie nicht aussprechen können (Clicks und pseudo-Lispeln ist definitiv schwierig für Ungeübte in einer netten Art auszusprechen.

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Neben all den tollen Erlebnissen musste ich doch auch die dunkle Seite Südafrikas kennenlernen: Kriminalität! Bereits an meinem zweiten Tag, kletterte eine verwaiste Seele in der Nacht über unsere zwei Meter Mauer (das sollte doch eigentlich genug sein) und stahl zwei Pavillons. Das Geschimpfe am nächsten Tag war natürlich groß. Mauern mit elektrischen Stachelzäunen sind übrigens ein Muss in Südafrika, wenn man nicht in der Nacht von ungebetenen Gästen besucht werden will. Da dies noch relativ passiv an mir vorüberging, hat es nichts an meiner bedingten Verantwortlichkeit an eigenem Besitz geändert. In diesem Sinne habe ich gerade mal zwei Wochen später, wie ich es aus Deutschland gewohnt war, meinen Schulpack und Kleidung in der Umkleidekabine gelassen, um mich zum Aufwärmen für Athletics zu bewegen. Als ich zurückkam, total erledigt nach einem sechs Kilometer langen Lauf, war ich erstmal geschockt. Meine Uhr, Kette und Hose: Gestohlen! Wobei jemand, der eine Hose stiehlt, es wohl wirklich sehr nötig haben muss!

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Auch so eine Sache, die ich anfangs überhaupt nicht begreifen konnte, war, dass man sich zur Begrüßung auf den Mund küsst. Nicht unter Kindern, aber Kinder und Erwachsene sehr wohl. Da hab ich mich am Anfang wirklich sehr gewundert, besonders, als meine Gastmutter meinen Gastonkel (nicht ihr Bruder) auf den Mund küsste und mein Gastvater ungerührt daneben stand. In diesem Jahr hab ich mich dann daran gewöhnt und finde es überhaupt nicht mehr seltsam wenn Menschen sich zur Begrüßung auf den Mund küssen.

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Das Land an sich ist vollkommen anders als Deutschland. Die Landschaft ist unbeschreiblich schön, es ist eine Mischung aus Bergen, Flachland und Großstadt und dies sieht wahnsinnig gut aus. Für mich ist das Beste hier natürlich das Wetter, die Temperaturen sind wirklich großartig. Es ist so warm hier, es gibt noch nicht mal einen großen Unterschied, ob es Tag oder Nacht ist. In den ersten vier Monaten hat es vielleicht fünf Mal geregnet, aber selbst wenn es regnet ist es warm. Durch dieses Klima wachsen viele Pflanzen/Palmen, alles blüht und sieht wunderschön aus.

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Die Menschen sind alle sehr freundlich, offen und immer guter Laune, klar gibt es ein paar Ausnahmen, wie überall auf der Welt. Leider hat Südafrika aber auch seine Schattenseiten, die Kriminalitätsrate ist sehr hoch und der Rassismus ist noch lange nicht besiegt. Von der Kriminalität habe ich noch nicht viel mitbekommen, aber mit dem Thema Rassismus werde ich jeden Tag konfrontiert. Es gibt hier immer noch die „Weißen" und die „Schwarzen", auch wenn es hart klingt „die Rassentrennung". Ich persönlich habe kein Problem mit keinem und das wird sich hier auch für mich nicht ändern!

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Aber jetzt mal weg von den Menschen und ihren Problemen, die Tierwelt Südafrikas ist unbeschreiblich. Überall gibt es Möglichkeiten die außergewöhnlichsten Tiere in der Wildnis zu sehen. Interessant sind nicht nur die „BIG FIVE", sondern auch die kleineren verschieden Tiere, wie Schlangen, Vögel (welche in Südafrika besonders schön sind) etc., die um unser Haus herum schleichen. Ich habe große Angst vor Schlangen und es ist noch nicht sehr lange her, da hatte ich Kontakt mit einer Giftschlange. Unser Hund „Pandora" hat vor kurzen sieben süße Hundewelpen zur Welt gebracht, die sich vor Giftschlangen noch nicht selber zur Wehr setzten können. An diesem Tag war ich alleine zu Hause und musste die Welpen irgendwie schützen, indem ich die Schlange mit einem Besen vertrieben habe.

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Apropos Familie: Familie hat in Südafrika einen sehr hohen Stellenwert. An den Wochenenden besuchen wir oft Verwandte zur "Kuier", d.h. zusammensitzen, grillen (Braai) und erzählen. Manchmal kommen bis zu 20 Leute - vom Kleinkind bis zur Uroma.

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Hier beginnt gerade der Sommer. Bereits jetzt ist es schon richtig heiß. Die wärmsten Monate kommen im Dezember, Januar und Februar. Bedingt durch das Wetter haben wir hier so ziemlich jeden zweiten Tag Stromausfall, aber daran habe ich mich mittlerweile schon gewöhnt.

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Seit Oktober sind die Läden mit Weihnachtsschmuck dekoriert und überall ist "Christmas-Sale". Jedoch Weihnachten im Sommer, ohne Schnee weit und breit, im Bikini anstatt im Winterkleid? Definitiv eine ungewohnte und neue Erfahrung! Das erinnert mich auch an ein Vorkommnis ganz am Anfang meines Austauschjahres. Ich war gerade eine Woche in meiner Gastfamilie und lag auf dem Sofa, um ein Video anzusehen, als plötzlich meine Gastmutter angelaufen kam und ganz aufgeregt meinte: "Lena! Lena! It's snowing! Look, look! It's snowing!" Und tatsächlich, ein paar weiße Flocken segelten vom Himmel. Von dem „Wunder" war zwar nach 30 Minuten nichts mehr zu sehen, doch die Leute sprachen noch wochenlang davon. In der Schule wurden Fotos herumgezeigt, Kinder blieben auf Grund der "großen Kälte" vom Unterricht fern, und mir dankte man scherzhaft für das große Geschenk aus Deutschland! Als ich dann von Tiefschneefahrten und ganzjährig verschneiten Gletschern erzählte, kamen meine Mitschüler und Freunde aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Menschen hatten nach etlichen Jahren zum ersten Mal wieder Schnee gesehen und so habe ich schnell gelernt, dass so selbstverständlich, ja sogar unbedeutend Schnee für uns in Deutschland auch sein mag, hier in Südafrika rechnet man ihn schon fast zu den sieben Weltwundern!

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In meiner Freizeit habe ich auch oft mit meinen Freunden Rugby und Kricket gespielt. Ich glaube zwar nicht, dass es wirklich gut aussah oder gut war, aber es hat einfach unheimlich Spaß gemacht!

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Meinen ersten richtigen Kulturschock hab ich erlebt, als ich ein Township besucht habe, um da freiwillig Essen, Kleidung und Spielzeuge abzugeben. Ich wollte diese Erfahrung unbedingt machen, denn ich hatte schon die reichere Seite Südafrikas gesehen, und nun wollte ich die „andere Seite" sehen. Wenn man das Elend der verarmten Bevölkerung gesehen hat, erfüllt es doch einen mit Glück, wenn man ein Lächeln auf die Gesichter der Leute zaubern kann. Eine nahezu schockierende Erfahrung war es für mich allerdings, als wir die Spielzeuge an die Kinder ausgegeben haben. Um die Situation zu beschreiben, benutzte ich mit aller Vorsicht die Metapher von einem Rudel hungriger Wölfe, das sich auf ein Stück Fleisch stürzt. Ich weiß natürlich, dass ich hiervon Menschen spreche. Dieses Erlebnis war zum einen schockierend aber auch zugleich eine aufrüttelnde Erfahrung, die ich jeder Zeit wieder machen würde. Es ist anders als Deutschland, aber trotz alle dem gefällt es mir doch sehr hier.

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Ein weiterer Höhepunkt meines Südafrika-Aufenthalts war der „Cultural exchange“, bei dem ich einen halben Monat bei einer schwarzen Familie (Großeltern mit Enkeln in meinem Alter) in dem Dorf Hoyi lebte, und auch dort zur Schule ging. Dort erlebte ich traditionelles Leben auf dem Dorf: das Wasser wird auf dem Kopf vom Fluss nach Hause getragen oder in Tonnen von meist kleinen Kindern gerollt. Auch lernte ich all die interessanten kulinarischen Spezialitäten kennen, wie frittierte Grashüpfer (sehr lecker knusprig), Mopane Worms (sehr nahrungsreich, sagen sie) und die Innereien einer Kuh (der Darm hatte noch Grasreste in sich). Probieren wollte ich ja alles, jedoch wirklich schmecken tat mir das eher weniger; dazu kam als Beilage oder Hauptgang, je nach finanzieller Lage, Papp (aus Mais hergestelltes Püree, welches auf Dauer, dreimal täglich, bei seiner trockenen Konsistenz, doch einem ziemlich bald aus dem Halse heraus hängt).

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Das gemeinschaftliche Schauen und lautstarke Anfeuern der Springboks, dem südafrikanischen Rugbyteam, gehört zu meiner perfekten, puren Afrika-Erfahrung. Ich selbst verstand kaum was von dem Spiel und den Regeln. Aber es war genial die Menschen um mich herum zu beobachten, wie ernst und leidenschaftlich sie bei diesem Sport sein konnten. Mittlerweile bin ich natürlich schon ein halber Rugby-Experte geworden, da führt hier einfach kein Weg dran vorbei.

Nachdem unsere Gastschwester einen ungarische Austauschschüler und mich bei unseren Klassenkameraden abgegeben hatte, wurden wir sofort umringt und mit Fragen durchlöchert. Ich war in diesem Moment ehrlich gesagt komplett überfordert, aber die Aufregung hatte sich schnell gelegt und wir mussten zur ersten Unterrichtsstunde.

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Genauso wie bereits in der alten Schule, war ich erstmals ziemlich überfordert, aber bereits nach zwei Tagen hatte ich ein paar Freunde gefunden, die mich auch sofort in ihre Gruppe mit aufgenommen haben. Da ich in der „english-home-language Klasse“ bin, ist Kommunikation und Sprache kein Problem, und wir haben uns alle richtig gut verstanden.

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An meinem ersten Schultag war ich sehr aufgeregt, da es nicht nur eine neue Schule, sondern auch eine neue Sprache und eine andere Kultur war. An diesem Tag trug ich auch zum ersten Mal meine neue Schuluniform, meine erste Schuluniform überhaupt. Die Idee der Schuluniform finde ich übrigens sehr gut, da wir alle gleich aussahen, ob weiß oder schwarz, reich oder arm. Aber wieder zurück zu meinem ersten Schultag, meine Nervosität steigert sich ins unermessliche als wir das Schulhaus erreichten. Mein Gastbruder stellte mich dort all seinen Freunden vor und half mir sehr bei der Integration. Vor Schulbeginn wurde ich zum Direktor gerufen, er hat mir meinen Stundenplan gegeben und alles möglich über die Regeln, die Mitarbeiter und die Schüler seiner Schule erklärt. Dann wurde ich von zwei neuen Klassenkammeraden im Büro des Direktors abgeholt und durch das ganze Schulhaus geführt, es war alles sehr interessant. Als es dann endlich in meine Klasse ging, „hab ich mir halb in die Hose gemacht" vor Aufregung. Dieses Gefühl löste sich aber ganz schnell auf, jeder hat Kontakt zu mir gesucht und so wurde mir die Last von den Schultern genommen. Aber in der Pause ging es dann erst richtig los, fast die ganze Schule stand im Halbkreis um mich herum und ich musste ihnen von Deutschland und meiner Heimatstadt erzählen (nicht zu vergessen alles in Englisch). Einige der Schüler wollte mich unbedingt berühren, andere wollten Fotos von mir, irgendwie kam ich mir wie ein Popstar vor. Die größten Hürden waren genommen und ich konnte das Neue genießen. Ich fand sehr schnell gute Freunde, habe von Anfang an versucht mich im Unterricht einzubringen. Was extrem schwierig war, da in Afrikaans unterrichte wird. Mittlerweile (nach vier Monaten) habe ich kaum noch Sprachprobleme, verstehen tue ich fast alles, nur mit dem Sprechen gibt es noch kleiner Probleme.

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Man hat nur sieben Fächer von denen, neben den 4 Pflichtfächern Afrikaans, Mathematik (eingeteilt in einfach und schwer), Englisch und Lebensorientierung (dort werden vor allem soziale Themen behandelt), drei frei gewählt werden können. Das Fächerangebot ist sehr weitreichend, so gibt es Unterrichtsstunden in Mechanik, in denen an echten Maschinen gearbeitet wird, Technisches Zeichnen, Tourismus, Tanzen, Drama und noch vieles mehr! In den meisten Fächern wird sehr viel Praktisches gemacht, so müssen wir beispielsweise für unsere Noten in Drama einen Monolog aufführen und einen Film drehen oder im Fach Verbraucherstudien verschiedene Gerichte kochen. So macht das Lernen richtig Spaß! Nun, da in meiner Schule auf Afrikaans unterrichtet wird, habe ich zunächst überhaupt nichts verstanden, was zu einigen Missverständnissen führte - ganz nach dem Motto: "Wie geht's dir?" - "Ja!". Aber mit der Zeit wurde das immer besser und so fällt mir inzwischen der Unterricht z.B. in Mathematik auf Afrikaans schon leichter als auf Englisch. Da ich auf eine christliche Schule gehe, wird dort auch 2-3 mal täglich gebetet.

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Dann kam mein erster Schultag, ich musste zu aller erst alle meine Fächer wählen, die ich gerne belegen wollte. Als ich dann sieben ausgesucht hatte, wunderte ich mich, warum die Sekretärin meinen Plan fertigstellen wollte. Wie sich dann herausgestellt hat, hat man hier in Südafrika nur insgesamt sieben Fächer. Aber ich merkte schnell, die Fächer waren echt nicht einfach. Obwohl ich auf einer englischen Schule bin, hatte ich zunächst große Probleme dem Unterricht zu folgen, in Mathe und Physik hatte ich keine Schwierigkeiten, aber gerade in Biologie machten die ganzen Fachwörter es echt kompliziert den Stoff zu verstehen. In der Pause wurde ich dann erst einmal so ziemlich allen Freunden von meiner Mitschülerin, die mich rumführte, vorgestellt. Das war ein kleiner Schock, als so viele Personen um mich herumstanden und immer die gleichen Fragen stellten. Woher kommst du? Wie heißt du? Wo wohnst du hier in Südafrika? Nach ein, zwei Wochen hatte ich dann aber schon Freunde und das Schulleben wurde eigentlich ganz normal.

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Das einzige was anders ist, der Freizeitsport findet nicht in Vereinen, sondern in der Schule statt. Es treten somit die Schulen gegeneinander an. Ich habe zunächst Tennis ausprobiert und nach vier Wochen dann das erste Mal Rugby gespielt. Die 7-Rugby-Saison hatte gestartet und es ist einfach ein super toller Sport! Er ist sehr hart, aber dadurch, dass es nur sieben gegen sieben und nicht 15 gegen 15 Spieler geht, ist das Spiel deutlich schneller und nicht ganz so brutal. Im Januar sind die Try-outs für das erste Rugby Team der Schule, vielleicht habe ich ja eine Chance im ersten Team zu spielen.

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Ich besuchte eine afrikaans-englischsprachige Schule, in der ich in die Englischklasse kam. Ich fühlte mich dort sofort wohl und es fiel mir nicht schwer, schnell Freunde zu finden.

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In meiner Schule habe ich mich auch wirklich sehr schnell eingelebt. Ich war auf einer rein Afrikaansen-Schule, d.h. es gibt nur Afrikaans als Muttersprache, weswegen auch 98% der Schüler „weiß“ waren. Nachdem ich gut mit ihnen klar kam, habe ich ihnen auch ihre Fragen über Deutschland beantwortet. Von Fragen, die ich bereits kannte: „Wie war es damals im zweiten Weltkrieg und was ist davon noch vorhanden?“ bis hin zu Fragen, über die ich auch schon mal lachen konnte: „Gibt es bei euch da auch Busse und Häuser?“. Dort begann eine schöne Zeit, ich erfuhr viel über Südafrika, wie es mal war und wie es jetzt ist, auch aus einer anderen Sicht als von meinen Gasteltern und konnte ihnen gleichzeitig zeigen, wie wir leben und unsere Geschichte erzählen.

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Anfangs bin ich jedoch nur gut mit den englischsprachigen, „weißen“ Kindern klargekommen. Die afrikaansen Kinder wollten sich zunächst nicht mit mir unterhalten, da ich ihre Sprache nicht beherrschte. Die „schwarzen“ Kinder wollten auch nicht wirklich etwas mit mir zu tun haben - ich war „weiß“ und passte somit nicht in ihre Gruppe. Es war relativ schwierig, Anschluss und Freundschaft in der gesamten Schule zu finden, doch nach ungefähr zwei Monaten konnten mich eigentlich die meisten Menschen leiden und ich unternahm auch oft mit Ihnen etwas nach der Schule. Gerade die afrikaansen Kinder fanden es recht amüsant, bei meinen ersten Versuchen Afrikaans zu sprechen, dabei zu sein. Im Nachhinein betrachtet, war es aber auch sehr lustig, wie schwer ich mich damals, mit der doch recht einfachen Sprache getan habe.

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Ich gehe hier auf eine sehr kleine Privatschule mit nur knapp 150 Schülern. Aber gerade das Kleine, Übersichtliche ist wirklich super, denn es ist mehr eine Familie als eine Schule, jeder kennt jeden und auch die für mich in Deutschland üblichen Trennungen zwischen den verschiedenen Jahrgangsstufen sind nicht vorhanden. Jeden Morgen um zehn vor acht reihen sich alle auf und wir beten zusammen, und im Anschluss werden anstehende Ereignisse angekündigt. Insbesondere das Beten war für mich anfangs etwas seltsam.

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Highschool heißt 8. bis 12. Klasse. Das sind 3 Jahrgangsstufen weniger als im Gymnasium in das ich in Deutschland gegangen bin, und trotzdem war die Schule fast doppelt so groß mit 1600 Schülern.

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Ohne eine kleine Schonpause bin ich gleich schon an meinem dritten Tag hier mit zur Schule gegangen. Es war zugegeben schon ein kleiner Schock zwischen diesen 1500 Afrikaans-sprachigen Schülern zu sein, offensichtlich die neue Fremde und als einzige ohne Schuluniform! Ich war echt ziemlich hilflos, da ich wirklich kein Wort Afrikaans im Unterricht verstand. Es gab auch leider keinen plötzlichen Wendepunkt, es war eher ein schleichender Prozess, aber nach und nach lebte ich mich ein. Schüler winken mir mittlerweile auf den Gängen zu, Lehrer vergessen, dass ich ja eigentlich "die Deutsche" bin und sprechen mich einfach auf Afrikaans an und in den letzten paar Wochen saß ich genauso wie all meine südafrikanischen Mitschüler in einer riesigen Halle und habe die Examen geschrieben. Ich hätte nie gedacht, dass das Schreiben von Prüfungen mich so glücklich und verbunden fühlen lassen könnte!

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Schon nach nur vier Wochen hier haben sie mich mit zum Schulball der 10. Klassen genommen. An diesem Tag habe ich gelernt, dass die hohen Schuhe nur für das stundenlange Foto aufnehmen - in meinem Fall auf einem Golfplatz- gekauft und getragen werden. Der eigentliche Ball und das Tanzen aber in echt afrikanischer Manier stattfindet, nämlich barfuß! Mir wurde sogar Sokkie, der hiesige traditionelle Tanzstil, beigebracht und ich hatte alles in allem einen unvergesslichen Tag!

In diesem Jahr, das ich in Südafrika verbracht habe, lief es dann am Ende sehr gut mit meinem Afrikaans, ich hatte alle Fächer auf Afrikaans, hab auf Afrikaans Examen geschrieben und habe auch bestanden, puh! Ich bin sehr stolz darauf, da diese Sprache es mir ermöglicht auch Belgisch, sowie Holländisch grundsätzlich zu verstehen.

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Ich bin jetzt seit fast drei Monaten in Südafrika und habe in dieser Zeit schon Afrikaans und ziemlich gut Englisch gelernt.

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Im Gegensatz zu ihr (Anm: Austauschschüler in aus Norwegen) fällt es mir leichter die Sprache der Region, Afrikaans zu lernen, was natürlich daran liegt, dass Afrikaans (eine Form von Niederländisch) dem Deutschen dann doch ziemlich ähnlich ist. Anfangs fand ich es trotzdem unglaublich schwierig, dass meine Gastfamilie nicht immer alles ins Englische für mich übersetzt hat und hauptsächlich Afrikaans gesprochen hat Ich habe dann zunächst oft einfach .abgeschaltet', bis mir dann meine Gastmutter einmal energisch ins Gesicht gesagt hat ,Hey, you have to listen!'. Und ich bin ihr sehr dankbar dafür, denn ab diesem Moment habe ich mich viel mehr bemüht, zuzuhören und dem Gespräch zu folgen und dabei enorme Fortschritte gemacht. Ich kann mittlerweile den meisten Konversationen folgen, und wenn ich dann dem laufenden Gespräch mit passenden englischen Bemerkungen beitrage, wird dies derzeit noch mit allgemeinem Erstaunen aufgenommen.

Jetzt, da ich wieder Zuhause in Deutschland in meinem eigenen -mittlerweile auch wieder vertrauten- Zimmer sitze, kommt mir das alles schon wieder völlig surreal vor: dieses eine knappe Jahr auf der anderen Seite der Welt, mit anderen Leuten, anderen Sprachen, anderer Kultur, das gar nicht so wirklich in mein sonst normales Leben rein passt... die wertvollste Erfahrung, die ich habe- das beste Jahr meines ganzen Lebens.

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Diese zwiespältigen Gefühle waren stetige Begleiter während meines Aufenthaltes in Südafrika und so ganz los wird man die-glaub ich-nie.
Ein wenig ruhelos und nirgendwo hineinpassend fühle ich mich gerade schon, es zieht mich mit einer unwahrscheinlichen Kraft zurück nach Südafrika, allerdings gibt es auch hier in meiner Heimat Bayern Dinge, bzw. Menschen, die mich hier halten.

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Die Erfahrungen die ich Südafrika gesammelt habe sind erstens, dass Familie ein wichtiger Teil in unserem Leben ist und man ihn nicht vernachlässigen sollte.
Den Wert von Schule sollte man auch nicht unterschätzen, denn es gibt Leute die liebend gerne zur Schule gehen würden um ihre Lebensumstände zu verbessern. Ein anderer Wert den ich in diesem Land gelernt habe ist, Selbstvertrauen zu haben.

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Selbst jetzt, über einen Monat nach meiner Heimkehr nach Bayern, kann ich kaum fassen was für eine Reise hinter mir liegt. Fast 11 Monate dauerte mein Abenteuer. Das klingt erst mal relativ unspektakulär. aber 330 Tage dauern ganze 42 768 000 Herzschläge. Das ist schon eine ziemlich beeindruckende Zahl. Während des Auslandsaufenthalts habe ich gemerkt, wie schnell ein Herz 43 Millionen Mal schlagen kann, denn die Zeit war um, weit bevor ich es erwartet hätte. Auf einmal war er da, der große Tag meiner Heimreise.

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Ich bin vor knapp sechs Wochen also wieder in mein Geburtsland zurückgekehrt und wurde herzlich von meiner Familie empfangen, das war einer der besten Momente der ganzen Reise. Wer schon einmal für eine längere Zeit von Zuhause weg war weiß, dass die Rückkehr zum ‚Alten‘ gleichzeitig unheimlich schwierig, aber auch total erleichternd sein kann.

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Ich habe Unglaubliches gesehen und erlebt, da hab ich keinen Zweifel dran! Ich sehe Vieles mit anderen Augen und interessiere mich mehr für den Hintergrund als für das erste Erscheinungsbild.

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Die Wichtigste Erkenntnis aber war, dass Glück nichts mit materiellen Werten oder Besitz zu tun hat. Noch nie habe ich Menschen mit so großem Elan und Freude gesehen. Auch ist mir klar geworden, dass je weniger materiellen Besitz man hat, desto stärker ist der Glaube. Ich war total fasziniert von der engen Beziehung zu Gott, die die meisten meiner Freunde dort hatten.

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Jetzt, da ich mich wieder zurück im altbekannten Deutschland befinde, kommt mir all das Erlebte wie ein wunderbarer, unvorstellbarer Traum vor. Wie oft dachte ich mir in vielen Situationen im Süden Afrikas: „Das hätte ich mir noch vor einem Jahr nie träumen lassen.“ und doch wurde es Realität. Ich bin sehr dankbar und habe Dinge gelernt über das menschliche Zusammenleben, wie es in Deutschland nie möglich gewesen wäre. Es ist wahr, wenn die Leute sagen: Ein Austauschjahr ist nicht ein Jahr in deinem Leben, sondern ein Leben in einem Jahr!

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Unbemerkt hat die Zeit hier nach und nach dieses fremde und zu anfangs auch echt beängstigende Land in meine wunderschöne zweite Heimat verwandelt!

Stand: 27. März 2024

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