„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ (Ludwig Wittgenstein, 1889-1951)
Hier erhalten Sie Informationen zur Sprachlichen Bildung, den Modernen Fremdsprachen und den Schulbibliotheken.
Sprache ist Schlüssel zum Welt- und Selbstverständnis sowie zentrales Mittel zwischenmenschlicher Verständigung. Sie trägt wesentlich zur individuellen und gemeinschaftlichen Identitätsbildung bei und hat grundlegenden Einfluss auf eine gelingende Lebensführung. Sprache prägt die kognitive, emotionale und soziale Entwicklung des Menschen. Sie ist Voraussetzung für die Integration des Einzelnen in die Gesellschaft und ermöglicht seine Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben. Lebenslanges Lernen ist eng mit Sprachkompetenz verbunden, desgleichen der Erfolg in Schule, Studium und Beruf.
In einer global vernetzten und von digitalen Medien bestimmten Welt, in der andere Sprachen sowie Bilder und Symbole den Gebrauch der deutschen Sprache beeinflussen, sind die Pflege der Bildungs- und Unterrichtssprache Deutsch und die Entwicklung von Sprachbewusstheit zentrale Anliegen. Angesichts der zunehmenden sprachlichen Heterogenität der Schülerschaft richtet sich dieses Anliegen gerade an die Lernenden, die einer früh beginnenden und kontinuierlichen sprachlichen Förderung und Begleitung bedürfen wie Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Milieus, Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunft, in deren Umfeld eine andere Familiensprache als Deutsch gesprochen wurde oder wird, oder Heranwachsende mit besonderem Förderbedarf. Hierfür sind insbesondere Konzepte sprachsensiblen Unterrichts in allen Fächern von wachsender Bedeutung.
Sprachliche Bildung vermittelt Einsichten in die Struktur und die kulturelle und interkulturelle Bedeutung von Sprache. Die Schülerinnen und Schüler lernen, geschriebene und gesprochene Sprache situationsangemessen, sachgemäß, partnerbezogen und zielgerichtet zu gebrauchen. Die Schülerinnen und Schüler werden sowohl im mündlichen wie im schriftlichen Sprachgebrauch in allen Fächern zu einem angemessenen Ausdruck, zur Verwendung präziser Begrifflichkeiten sowie zum sorgsamen Umgang mit Erscheinungen des Sprachwandels angehalten. Sie beachten die Regeln der Rechtschreibung und Grammatik.
Sprachliche Bildung ist im LehrplanPLUS eines der zentralen schulart- und fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungsziele. Alle Lehrkräfte sind beauftragt, das Ziel der Sprachlichen Bildung sowohl im Fachunterricht als auch in fächerverbindenden Projekten sowie im Schulleben schrittweise und ergebnisorientiert umzusetzen: Lehrerkonferenz und Fachschaften greifen das Thema „Sprachliche Bildung im Deutschen als Aufgabe aller Schularten und aller Fächer “ regelmäßig auf und erarbeiten Maßnahmen zu seiner Umsetzung im Unterricht. Geeignete Handreichungen und Unterrichtsmaterialien werden dabei einbezogen. Im Rahmen der Eigenverantwortlichen Schule sind die Schulleitungen dazu aufgerufen, Sprachliche Bildung als grundlegende Voraussetzung für kulturelle Teilhabe und Bildungserfolg aller Schülerinnen und Schüler im Prozess schulischer Qualitätssicherung systematisch zu verankern und das Bewusstsein ihrer Bedeutung regelmäßig zu erneuern.
Lesekompetenz ist ein entscheidender Schlüssel für schulischen und beruflichen Erfolg sowie für gesellschaftliche Teilhabe. Leseförderung ist deshalb, auch im Sinne der Chancengerechtigkeit, eine zentrale bildungspolitische Aufgabe und beispielsweise im LehrplanPLUS im Rahmen der Sprachlichen Bildung als fächerübergreifendes Bildungs- und Erziehungsziel verankert.
Die Initiative #lesen.bayern betont die Förderung der Lesekompetenz als Daueraufgabe aller Fächer und aller Schularten. Sie unterstützt die Schulen dabei, die Lesekompetenz der bayerischen Schülerinnen und Schüler aller Altersgruppen systematisch, über alle Bildungsetappen hinweg und fachspezifisch zu fördern. Der hierfür am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung erstellte digitale Leitfaden „Fit im Fach durch Lesekompetenz“ und das Online-Unterstützungsportal #lesen.bayern begleiten die bayerischen Lehrkräfte mit Methoden, exemplarischen Aufgaben und good practice-Beispielen. Auch bei der Frage, wie die Leseförderung systematisch an der Einzelschule verankert werden kann, zeigt das Portal Wege auf: Es bietet sich an, die Leseförderung in bereits bestehende Strukturen bzw. schulische Konzepte wie etwa das Medien- und Methodencurriculum und beispielsweise Angebote des offenen und gebundenen Ganztags zu integrieren, um eine nachhaltige und systematische Verankerung an der einzelnen Schule, abgestimmt auf deren individuelle Bedingungen, zu gewährleisten.
Eine ausgebildete Leseflüssigkeit und ein souveräner, bewusster Umgang mit Lesestrategien sind Grundvoraussetzung dafür, dass Kinder und Jugendliche Texte – in gedruckter wie auch digitaler Form – sinnerfassend lesen können. Nur dann können Texte auch reflektiert, kritisch diskutiert und hinterfragt werden.
Die Initiative #lesen.bayern geht mit der Förderung der Lesekompetenz damit auch Hand in Hand mit den fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen der Medienbildung und der Politischen Bildung.
E-Paper: Fit im Fach durch Lesekompetenz)
An den Schulen in Bayern gibt es bereits eine Fülle von Aktivitäten mit dem Ziel, bei Kindern und Jugendlichen Interesse an Büchern zu wecken und Lesefreude zu vermitteln. Mit Veranstaltungen wie Lesungen, Vorlesewettbewerben und literarischen Exkursionen werden die Schülerinnen und Schüler für das Lesen begeistert. Auch die Wahl geeigneter, auf die Interessen und das Alter der Schülerinnen und Schüler abgestimmter Texte ist entscheidend, wenn es darum geht, die Lesemotivation zu fördern. Anregungen zu aktueller Literatur für Kinder, Jugendliche und (junge) Erwachsene sowie zu Buchklassikern bieten deshalb dieim Portal veröffentlichten Rezensionen, die von den Gutachterinnen und Gutachtern des Arbeitskreises #lesen.bayern zu Titeln aus der Belletristik und zur Sachbuchliteratur erstellt werden. Diese enthalten neben einer Besprechung des Buchs didaktische Impulse sowie Hinweise zur Eignung (Jahrgangsstufe, fächer- und schulartübergreifende Bildungs- und Erziehungsziele, Fächer, Klassenlektüre). Zwei Mal jährlich werden die Highlights der frisch rezensierten Bücher unter dem Titel Unsere Besten, zu den Sommer- und Winterferien, gezielt empfohlen. Daneben stellen die Lehrkräfte des Arbeitskreises thematische Buchempfehlungen (z. B. zum Jüdischen Leben, zu Europa und übergreifender zu fächer- und schulartübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen wie der Politischen Bildung und der Wertebildung) zusammen.
Eine wichtige Bedeutung kommt bei der (frühen) Leseförderung auch dem Vorlesen zu, das eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe darstellt. Kinder und Jugendliche, denen regelmäßig vorgelesen wird, lernen leichter lesen, verfügen über einen größeren Wortschatz und sind erfolgreicher in Schule und Beruf.
Die Vorlesestudie 2020 der Stiftung Lesen, bei der 700 Eltern von zwei- bis achtjährigen Kindern befragt wurden, belegt abermals, dass 32% der Eltern ihren Kindern nie oder zu selten vorlesen. Diese Zahlen gleichen denen der Vorjahre. Die Empfehlung der Stiftung Lesen lautet, Kindern täglich 15 Minuten vorzulesen. Vorlesen zahlt sich aus:
„Vier von fünf der Vorlesekinder fällt das Lesenlernen in der Grundschule leicht – aber nur der Hälfte der Kinder, denen nicht vorgelesen wird. Letztere sind auch häufiger frustriert, weil ihnen das Lesenlernen zu lange dauert. Aber nicht nur in Deutsch, auch in Mathe und Fremdsprachen haben die Kinder mit Vorleseerfahrungen bessere Noten als Kinder ohne. Vorlesen soll darüber hinaus den Gemeinschafts- und Gerechtigkeitssinn der Kinder fördern.“ (Stiftung Lesen)
Anlässe wie der bundesweite Vorlesetag oder der Welttag des Buches stellen hervorragende Möglichkeiten dar, die Bedeutung des Vorlesens und des Lesens mit Aktionen bewusst zu machen und diese Tage als besondere „Sternstunden“ einer kontinuierlichen (Vor-) Lesearbeit an Schulen zu gestalten.
Erklärvideos – auch für Eltern – sowie ausführliche Informationen und Hinweise rund um das Thema Vorlesen stehen den Besucherinnen und Besuchern von www.vorlesen.bayern.de zur Verfügung.
Auch der von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels organisierte bundesweite Vorlesewettbewerb möchte die Schülerinnen und Schüler der sechsten Jahrgangsstufe zur Beschäftigung mit Kinder- und Jugendliteratur anregen und die Lust am Lesen fördern und wird vom Kultusministeriumsowie von #lesen.bayern unterstützt.
Bei vielen Aktivitäten zur Leseförderung spielt die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern eine entscheidende Rolle. Die Schulen brauchen für die Entwicklung einer positiven Einstellung zum Buch auch die Unterstützung und das Vorbild der Eltern. Bei der Gestaltung des literarischen Lebens an der Schule sind in erster Linie der Buchhandel, Verlage, Bibliotheken und Medien unverzichtbare Partner der Schulen.
Stand: 20. Juni 2024