Flagge Rumänien
Flagge Rumänien ©stock-adobe.com

Schülerinnen und Schüler berichten über ihr Auslandsjahr in Rumänien:

Ich habe in meiner Zeit hier bis jetzt so viel erlebt und ausprobiert, dass es mich selbst erstaunt. Beispielsweise habe ich vor sieben Wochen angefangen ein neues Instrument zu lernen. Ich habe jetzt einmal die Woche Akkordeonunterricht, und mir macht das Lernen und Spielen sehr viel Spaß! Jedes Mal wenn ich anfange Akkordeon zu spielen, kommt meine fünf Jahre alte Gastschwester ins Zimmer gestürmt und fängt voller Begeisterung an zu tanzen! So macht es noch mehr Spaß neues zu lernen, wenn man anderen dabei noch eine Freude bereitet!

Ich werde einfach ganz vorne anfangen zu erzählen und zwar bei meinem Abflug von München nach Bukarest. Allein das war schon ein neues Erlebnis, weil ich das erste Mal geflogen bin. Als sich die Landschaft unter mir langsam von grün in braun verwandelt hat, wusste ich, dass ich bald da sein würde, im sommerlich heißen Rumänien. Mit also absolut unpassend langer Hose landete ich am Flughafen.

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Ich hatte mit YFU-Rumänien die Orientierungswoche (OWO) in Cisnidoara, einem kleinen Dorf in der Nähe von Sibiu (Hermannstadt). Die Landschaft ist dort unglaublich schön und da das Dorf sehr nah an den Bergen liegt, hat man eine atemberaubende Aussicht. Dort habe ich die anderen Austauschschüler, die in Rumänien sind, noch einen Deutschen, einen Schweden und eine Thailänderin getroffen. Gleichzeitig fand dort das sog. „Re-entry"-Seminar für die Austauschschüler in Rumänien statt, die letztes Jahr ein Auslandsjahr gemacht haben. Da alle aus Rumänien in Deutschland oder der deutschsprachigen Schweiz waren, habe ich dort drei verschiedene Sprachen gesprochen (Englisch, Deutsch und Rumänisch). In den Tagen dort hatte ich sehr viel Spaß und es war eine tolle Erfahrung auch etwas über die Unterschiede der thailändischen und schwedischen Kultur im Gegensatz zur rumänischen Kultur zu erfahren und schon Erlebtes miteinander auszutauschen und zu teilen. Es war auch hilfreich, mit den rumänischen Austauschschülern über ihr Austauschjahr zu sprechen, da diese mir persönlich auch einige Tipps geben konnten. Insgesamt waren es sehr schöne und hilfreiche Tage, bei denen ich noch etwas dazulernen und auch Internationale Freundschaften schließen konnte.

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Als ich am Tag meiner Ankunft zum ersten Mal mein neues Zimmer in der Wohnung meiner Gastfamilie betrat, ist mit sofort aufgefallen dass sie überall Bilder von meiner Familie aufgehängt hatte, die sie vorher schon per E-Mail erhalten hatten!

Das Erste, was ich lernte, war, dass man in Rumänien Pizza grundsätzlich mit Ketchup ist. Eine Sache, an die ich mich bis zum Ende hin nicht gewöhnen konnte. Trotzdem hat es gut geschmeckt.

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Das bayerische Schwarzbrot habe ich in diesem Jahr teilweise schon sehr vermisst, denn dort wird eigentlich nur Weißbrot und hin und wieder, eher sehr selten einmal, ein Vollkornbrot verspeist. Außerdem wird jeden Tag eine Suppe gegessen, Kuttelsuppe, Salatsuppe, Gemüsesuppe und vieles andere, doch alle Suppen werden mir Ciorba bezeichnet und gelten nicht als Hauptspeise, sondern als Vorspeise. Und das mittags und abends; zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, doch heute sind die Suppen aus meinem Speiseplan gar nicht mehr weg zu denken.

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Immer gab es Fleisch und Weißbrot, sonst wäre es nach rumänischem Standard kein vernünftiges Essen. Eine ziemliche Umstellung für mich, genauso wie die Gewohnheit, zweimal täglich warm zu essen. Das Essen, das übrigens äußerst gut ist, spielt eine sehr wichtige Rolle in Rumänien.

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Eine Sache, die für mich neu war, war das ständige Essen, wenn man jemanden besucht oder Besuch bekommt. Rumänen sind sehr gastfreundliche Leute und es ist hier ganz normal auch unerwartetem Besuch sofort was zu Essen und zu Trinken anzubieten, auch wenn dieser nur kurz vorbeischauen wollte. Ich war beispielsweise mit einer Freundin, die auch mit mir in eine Klasse geht, nach der Schule auf dem Markt, da ihre Eltern dort einen Laden haben. Wir wollten dort nur kurz hingehen, sodass meine Freundin mich ihren Eltern vorstellen konnte. Als ich mich dann vorgestellt und erklärt habe, dass ich eine Austauschschülerin aus Deutschland bin, hat mir ihre Mutter sofort etwas zum Essen und zum Trinken angeboten.

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Im Herbst essen die Rumänen eine Spezialität die „Zacusca" heißt. Dabei handelt es sich um einen Mus der aus verschiedenen Gemüsen gemacht wird, wie zum Beispiel Auberginen, Pilzen, Paprika und Tomaten. Da ich „Zacusca" wirklich gerne esse da es unglaublich lecker ist, hat meine Klasse in einer Pause ein „Festivalu Zacustii" veranstaltet. Also ein Festival in unserer Klasse, bei dem mehrere Leute aus meiner Klasse „Zacusca" und Brot mit in die Schule brachten und alle verschiedenen Sorten der rumänischen Spezialität gegessen wurden.

Während meines ganzen Jahrs war meine Gastfamilie ein sehr wichtiger Fixpunkt für mich. Sie war immer für mich da, hat mir immer bei Problemen geholfen und mir gleichzeitig viel Freiraum gelassen. Meine Gastfamilie hat mir zu einem großen Teil auch geholfen rumänisch zu lernen. Ich habe gemerkt, dass die Sprache eines Landes wie der Schlüssel zu seinen Leuten ist.

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Ich habe nach 5 Monaten meine Gastfamilie gewechselt, da ich mich mit meiner ersten Gastfamilie leider nicht so gut verstanden habe und ich mich immer wieder nicht wohl gefühlt habe. Meine beste Freundin aus Deutschland war geschockt, da sie meinte ich müsse mich jetzt wieder an einen neuen Alltag in einer neuen Familie gewöhnen, was ja auf jeden Fall Zeit braucht. Doch ganz im Gegenteil, ich habe mich sofort super mit meiner zweiten Gastfamilie verstanden und hab mich schon nach wenigen Wochen wie Zuhause gefühlt, also so, als hätte ich mein ganzes Austauschjahr schon in dieser Familie verbracht. Im Endeffekt war ich sehr glücklich die Gastfamilie gewechselt zu haben und erzähle auch neuen Austauschschüler die ihr Austauschjahr noch vor sich haben, dass ein Gastfamilientausch nichts ist, wovor man Angst haben muss. Manchmal ist es einfach besser so.

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Ich wurde sofort in die Familie aufgenommen. Eines der ersten Sachen, die sie mir sagten war, dass ich mir alles aus dem Kühlschrank nehmen dürfe.

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Meine Gastfamilie erwartete mich zusammen mit meiner Betreuerin. Ich wurde herzlich begrüßt, unter anderem mit einer Rose. Später erfuhr ich dann, warum gerade mit einer, denn hier ist es üblich, gerade Zahlen nur bei Beerdigungen zu schenken.

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Außerdem lernte ich so ziemlich die ganze Verwandtschaft kennen, die mich alle herzlich in der Familie begrüßten.

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Ich habe zwei Gastschwestern, 11 und 15 Jahre alt und eine Gastmutter. In den ersten Wochen in der Gastfamilie hatte ich ein wenig Heimweh, da ich einfach mit dem Familienalltag und dem Leben in dieser neuen Kultur nicht vertraut war. Ich denke, dass das aber ganz normal ist, denn jetzt fühle ich mich hier schon wie in meinem zweiten Zuhause! Ich verstehe mich sehr gut mit meiner Gastfamilie und bin froh, hier ein Jahr wohnen zu können. Ich habe sozusagen beobachtet, was meine Gastschwestern machen, zum Beispiel wie viel sie im Haushalt mithelfen und ob sie ihr schmutziges Geschirr selber abspülen müssen und so weiter; und das habe ich ihnen dann einfach nachgemacht. So hab ich mich dem Alltagsleben in meiner Gastfamilie schnell angepasst.

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Meine Gastfamilie hat vier Kinder zwischen 10 Monaten und 17 Jahren. Die älteste Tochter verbringt dieses Jahr selbst ein Auslandsjahr in Österreich, aber ich konnte sie nach meiner Ankunft noch kennenlernen bevor auch sie sich von ihrer Familie für ein Jahr verabschiedet hat. Jetzt bin ich der älteste (Gast)Bruder in der Familie und habe drei neue Geschwister, die ich schon nach einer Woche ins Herz geschlossen hatte! Die Rolle des ältesten Bruders ist für mich dabei etwas neues, weil ich in Deutschland nur eine zwei Jahre ältere Schwester habe. Jetzt helfe ich meinen Gastgeschwistern oft bei den Hausaufgaben und kann auch viel Neues lernen. Zum Beispiel hatte ich vor meinem Austauschjahr wenig Erfahrung mit Babys, bin jetzt aber schon fast Experte, da ich jetzt einen 10 Monate alten Gastbruder habe! Ich bin sehr froh bei einer so freundlichen und liebevollen Gastfamilie zu leben und habe hier für mich schon ein zweites Zuhause gefunden. Die gesamte Familiengemeinschaft ist sehr lebendig, und weil die Großeltern der Familie sehr nahe leben, sehe ich diese auch fast jeden Tag.

Ich war jedoch auch jeden Sonntag in der rumänisch-orthodoxen Kirche, in der mein Gastvater als rumänisch-orthodoxer Pfarrer gearbeitet hat. An Ostern war das sogar ein bisschen stressig, da wir an fünf Tagen in der Woche jeweils einen dreistündig-dauernden Gottesdienst besucht haben. Doch dies war eine super Erfahrung und ich vermisse die Gewohnheit jetzt schon, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen.

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Man kann eigentlich nicht sagen, dass ich einen richtigen Kulturschock hatte. So gravierend sind die Unterschiede zwischen Rumänien und Deutschland dann auch wieder nicht. Aber es sind die kleinen Dinge, an die man sich gewöhnen muss, z.B. dass man im Haus nicht pfeift, oft für die ganze Woche kocht und sehr spät am Abend isst. Oder dass man im Haus nicht die normale Alltagskleidung trägt, sondern irgendeinen Jogginganzug anzieht.

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Am 25. Dezember hat sich dann wieder die ganze Familie getroffen und es wurde (wie immer) sehr viel gegessen und getrunken. Aber da war noch was anderes. Hier ist es Tradition, dass die Kinder ihren Eltern Weihnachtslieder singen, also ein kleines Konzert geben. Das hieß, dass ich mit meinen Cousins auch mitsingen musste, auf Rumänisch natürlich. Vor unserem „Konzert" haben wir dann noch mal geprobt. Zum Glück hatten wir ein Liederbuch, so dass ich auch mitsingen konnte. An dem Abend bin ich natürlich auch in die katholische Kirche gegangen. Die Liturgie hat um elf Uhr angefangen und war um halb eins abends zu Ende. Die Kirche war sehr voll und es waren zehn Pfarrer beteiligt.

Die Leute auf dem Land sind wirklich total gastfreundlich und hilfsbereit. Mich hat die Tatsache wirklich berührt, dass Leute, die selber relativ arm sind, noch gastfreundlicher waren und alles was sie hatten mit einem geteilt haben. Da meine Gasteltern relativ bekannt waren in diesem Dorf, wussten bald alle, dass ich Austauschschülerin aus Deutschland bin. Es ist sehr schön auf dem Land gewesen und plötzlich waren Sachen wie Fußball auf der Wiese spielen, oder einfach draußen in der Sonne faulenzen und Kirschen vom eigenen Kirschbaum zu essen, kein Problem mehr.

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Ein weiteres tolles Ereignis war, dass ich auf einer rumänischen Hochzeit mit meinen Gasteltern war. Sie waren die Trauzeugen der Braut und des Bräutigams. Der Tag begann für uns also um etwa drei Uhr, denn um diese Zeit ist der Bräutigam mit der besten Freundin von der Braut und seiner Familie (sein Bruder, seine Schwester und seinen Eltern) zu uns gekommen. Es gab Kuchen und Kaffee und man hat sich unterhalten. Circa zwei Stunden später sind wir dann alle gemeinsam zur Braut nach gefahren; dort wartete die Familie der Braut bereits auf uns. Es schon wieder Kuchen und es wurden bereits ein paar Fotos gemacht. Danach fuhren wir alle gemeinsam in die Kirche und die Trauung hat stattgefunden. Um sieben Uhr sind wir dann zu einem großen Saal gefahren, in dem die Hochzeitsfeier stattfand. Dort habe ich das erste Mal „Hora“ getanzt, einen traditionellen Tanz, den man in Rumänien bei Hochzeiten tanzt und habe so viel gegessen wie nie zuvor! Erst hat man eine Vorspeise bekommen, danach eine Suppe und zwei Gänge mit Fleisch, Mamaliga (bei uns als Polenta bekannt) und Püree. Danach gab es Nachspeise, mehrere, verschiedene Kuchen und Gebäck! Später kam dann noch die Hochzeitstorte und als allerletzter Gang wurde, ganz traditionell Sarmale (Krautwickel) gegessen. Das ganze Essen gab es zwar über den ganzen Abend verteilt, also der letzte Gang kam um vier Uhr morgens, doch es war trotzdem sehr viel zu essen. Es wurde den ganzen Abend über getanzt und ich hatte sehr viel Spaß bei der Hochzeit. Der Abend war dann für meine Gasteltern und mich um sechs Uhr morgens zu Ende. Wir sind nach einem sehr anstrengendem Tag und einer super Nacht nach Hause gefahren. Sonntags haben wir dann fast den ganzen Tag verschlafen, doch für mich war das ein unvergessliches Ereignis!

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Die Mentalität der südländischen Rumänen und den doch etwas „eigenbrötlerischen" Bayern ist dann doch recht unterschiedlich. Ein Beispiel dafür ist die große Gastfreundschaft der Rumänen. Manchmal wurde ich bei wildfremden Leuten, die ich über irgendwelche Freunde meiner Freunde kennenlernte, zum Essen oder Übernachten eingeladen. Somit kannte man fast die gesamte Schule und die halbe Stadt.

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Eine der besten [Erfahrungen] war es vielleicht, die rumänische Gastfreundschaft zu erleben. Noch nie habe ich solch liebenswerte Leute kennengelernt.

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Außerdem sind die Leute total offen und freundlich. Bei meinem verzweifelten Versuch, mein erstes Busticket zu lösen, hat mir sofort jemand geholfen. Auch auf den Märkten, die regelmäßig stattfinden, herrscht immer eine freundliche Stimmung. Man unterhält sich mit wildfremden Leuten, es gibt Musik und manche tanzen sogar.

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Andere Sachen gingen wie von selbst auf mich über. So z.B., dass man, wenn man fünf oder zehn Minuten später dran war, deshalb nicht zu spät war. Es war normal. Auf Partys sogar selbstverständlich. Wenn man da nicht mindestens eine halbe Stunde später kam, konnte man alleine feiern, weil noch niemand da war. Das machte das Leben aber viel entspannter.

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Was mich an den Wohnblocks am Anfang gewundert hat, ist, dass sie von außen eigentlich fast ausschließlich alt und hässlich aussehen, aber innen wirklich schöne Wohnungen sind. Da kam mir auch erstmals der Gedanke, dass man das als Tourist wahrscheinlich so nicht rausgefunden hätte.

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Meine Deutschlehrerin leitet eine siebenbürgische Volkstanzgruppe in der ich mit vielen meiner Klassenkollegen und Freunde teilnehme. Mit dieser Volkstanzgruppe sind wir auch schon bei einer Veranstaltung aufgetreten.

Auch die Schule habe ich im zweiten Halbjahr mit anderen Augen gesehen, da ich endlich alles verstanden habe. Für mich war es ein tolles Gefühl, endlich nur noch auf Rumänisch mit meinen Klassenkameraden und meinen Lehrern kommunizieren zu können. Der Unterricht war für mich somit viel spannender und ich habe neue Fächer wie zum Beispiel Psychologie ausprobieren können. Es hat sehr viel Spaß gemacht, denn wir haben dort sehr viele Persönlichkeitstests gemacht und ich habe auch erfahren wie meine Mitschüler mich sehen und wie sehr ich mich selber verändert habe. Das Schüler-Lehrer-Verhältnis hat mich in Rumänien sehr überrascht, weil es sehr verglichen mit dem deutschen Lehrer-Schüler-Verhältnis ist. Ich habe schnell gemerkt, dass die Lehrer und Schüler in Rumänien vielmehr ein freundschaftliches Verhältnis haben. Die Lehrer versuchen den Schülern wirklich zu helfen und es finden viele fachorientierte Veranstaltungen statt, bei denen die Schüler mit den jeweilig zuständigen Lehrern eng zusammenarbeiten

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Mit meiner Geschichtslehrerin bin ich zweimal in der Woche zum Sport gegangen. Wir haben zusammen „Kangoo-Jumps“ gemacht. Bei diesem Sport bekommt man spezielle Schuhe mit denen man hüpfen kann, somit ist man die ganze Stunde in Bewegung.

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Mit meinem Klassenleiter sind wir auch mal am Wochenende joggen gegangen. Ich vermisse das gute Verhältnis zwischen den Schülern und Lehrern, aber auch das Verhältnis unter den Schülern schon jetzt.

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Als dann Mitte September endlich die Schule begann, machte ich mich auf den Weg zum Colegiul National Liviu Rebreanu. Es handelt sich um eine sprachliche Schule, die eine ungarische, französische, englische und deutsche Sektion hat. Ich wurde dann auch der clasa-a 10G der deutschen Sektion zugeteilt. Ich hatte noch 23 Kollegen, davon nur fünf Jungen. Somit war der Unterricht zu meinem Erstaunen um einiges ruhiger. Das lag aber auch an der großen Autorität der Lehrer, die meist Frontalunterricht halten. Es wird dadurch zwar oft mehr gelernt, aber Fähigkeiten wie Teamarbeit oder eigene Meinung werden eher weniger geschult. Natürlich vergleicht man unweigerlich beide Schulsysteme miteinander. Ich konnte bei beiden Unterrichtsarten Vor- und Nachteile erkennen. Aber wie ein Leitspruch aller Austauschschüler ist: „It's not good. It's not bad. It's just different."

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Mit der Zeit gewöhnte ich mich auch an die obligatorisch Schuluniform, die für uns
Mädchen aus einem dunkelblauen Rock und einem Blazer der selben Farbe, zusammen mit einer weißen, blauen oder gelben Bluse bestand. Außerdem musste man noch ein gelbes Halstuch oder eine Krawatte tragen. Was mich sehr fasziniert war die Schulglocke, die doch tatsächlich per Hand von den zwei diensthabenden Schülern geläutet wurde.

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Meine Schule besuchten etwa 2.000 Schüler zwischen den Jahrgangsstufen 1 und 13 besucht, da es keine separate Grundschule gab und es auch keine Unterteilung in Gymnasium, Realschule und Hauptschule gibt, auch wenn die jeweiligen Stufen noch einmal extra benannt sind. Was weiterhin eine Umstellung für mich war, war die Tatsache, dass die Schultore um acht Uhr morgens geschlossen und erst um 13 Uhr wieder geöffnet wurden, außerdem wurden sie den gesamten Zeitraum über von einem Sicherheitsdienst bewacht. Somit konnte man die Schule nicht schwänzen, aber wer zu spät kam, konnte am Unterricht auch nicht mehr teilnehmen.

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Aber es machte mehr Spaß, weil die Schüler sich viel mehr am Unterricht beteiligten und die Lehrer gelassener waren. Insgesamt war das Lehrer-Schüler Verhältnis einfach viel besser als ich es kannte, was mir sehr gut gefallen hat.

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Mein erster Schultag in meiner Schule war auch ein neues Erlebnis für mich. Die gesamte Schule hat sich am ersten Schultag auf dem großen Pausenhof versammelt und der Direktor hat eine Rede gehalten und hat uns einen guten Start in das neue Schuljahr gewünscht. Dort habe ich auch die ersten Leute aus meiner Klasse kennengelernt, die alle sofort freundlich zu mir waren und sich mir vorgestellt haben. Danach sind wir in unser Klassenzimmer gegangen und jeder hat sich einen Sitzplatz gesucht. Der Klassenleiter hat dann den Stundenplan vorgelesen und es wurde über das kommende Schuljahr diskutiert und ich wurde noch einmal von der gesamten Klasse begrüßt. Danach war der erste Schultag auch schon vorbei und wir hatten den restlichen Tag frei.

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Auch die rumänische Schule ist nicht mit meiner deutschen Schule zu vergleichen, da sie einfach anders ist. Zum Beispiel tragen hier alle Schüler eine Schuluniform. Je nachdem in welcher Jahrgangsstufe man ist, trägt man eine bestimmt Uniform, auf der das Schullogo drauf ist. Meine Uniform besteht aus einer weißen Bluse mit dem Schullogo und einem dunkel-blauen Blazer darüber. Ich besuche die zehnte Klasse und bin auf dem philologischen Zweig. Das heißt, ich habe hier sechs Stunden Englisch in der Woche und auch Latein und Deutsch bzw. Französisch, dafür aber nur wenig Mathe, Chemie und Physik.

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Die Lehrer haben mit den Schülern ein viel freundschaftlicheres Verhältnis, trotz dem ist das respektvolle Verhalten den Lehrern gegenüber sehr wichtig. Deswegen ist es auch normal, dass die Schüler aufstehen, wenn ein Lehrer das Klassenzimmer betritt und wenn er es wieder verlässt. Mein Rumänischlehrer fühlt sich sehr dafür verantwortlich, dass ich Fortschritte beim Rumänischlernen mache und spricht deswegen am Anfang jeder Rumänischstunde ein bisschen mit mir.

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In der ersten Schulwoche bin ich in der Schule die Haupttreppe zu meinem Klassenzimmer hoch gelaufen und meine Mitschüler haben darüber geschmunzelt und haben mir gesagt, dass diese Treppe nur für die Lehrer ist und das die Schüler eine separate Treppe benutzen. Da ich das aus Deutschland nicht kenne, war das ebenfalls etwas Neues für mich. Eine Schulstunde dauert hier 50 Minuten; danach habe ich nach jeder Stunde zehn Minuten Pause, außer nach der zweiten Stunde, nach der ich eine Pause von 20 Minuten habe.

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Aber auch die Art des Unterrichts unterscheidet sich stark von der in Bayern. ln Mathematik etwa diktieren die Lehrer den Lehrstoff ohne ihn zu erklären, im Geschichtsunterricht wird der Unterrichtsstoff vom Lehrer vorgetragen und nicht an die Tafel oder ähnliches geschrieben. Allgemein ist der Unterricht frontaler, weshalb es normal ist, dass Schüler, die gute Noten erzielen wollen, regelmäßig in vielen Fächern Nachhilfestunden nehmen. Ich habe einige Schüler kennengelernt die fünf Tage die Woche Nachhilfestunden nehmen.

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Die Klasse, in der ich bin, lernt seit der ersten Klasse deutsch, weshalb sie fast fehlerfrei deutsch sprechen. Trotzdem komme ich mit der rumänischen Sprache ziemlich gut zurecht, ich habe zwei Mal in der Woche Unterricht bei einer Privatlehrerin. Mit meiner Gastfamilie kann ich mich schon fast ausschließlich auf Rumänisch verständigen.

Ich habe wirklich hart gearbeitet, um rumänisch so gut zu lernen. Ich konnte kein einziges Wort als ich nach Rumänien gefahren bin. Am Ende meines Austauschjahres, bin ich mit meiner Gastmutter nach Timisoara an die Universität gefahren, um ein Sprachexamen der rumänischen Sprache für Ausländer abzulegen. Es hatte sich alles gelohnt! Ich habe dieses Examen auf dem Niveau C1 erfolgreich und mit allen Punkten bestanden. Meine Gastmutter war wirklich stolz auf mich.

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Mit jedem Tag verstand ich auch ein Bisschen mehr der Sprache, auch wenn es etwa fünf Monate dauerte, bis ich halbwegs flüssig sprechen konnte. Doch mir gefällt diese romanische Sprach sehr gut, da sie nicht nur ähnlich wie Spanisch oder Italienisch klingt, sondern auch slawische Einflüsse hat. Die Grammatik war zwar nicht ganz einfach zu lernen, aber durch aufmerksames Zuhören und den Mut, auch einmal etwas zu sagen, auch auf die Gefahr hin, dass man sich lächerlich macht, ging es bald ganz gut.

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Rumänisch zu lernen habe ich mir schwieriger vorgestellt, aber ich hab gemerkt, dass ich bis jetzt einen ziemlichen Fortschritt gemacht habe. Ich habe in meiner Schule in einer Woche für vier Stunden einen Rumänischkurs. Es motiviert mich sehr, dass ich immer mehr verstehen kann, was die Leute um mich herum sagen und dass ich ihnen auch immer besser antworten kann. Es hilft mir auch sehr, viel rumänische Musik zu hören oder Fernsehen zu schauen, da ich dadurch nebenbei die Aussprache der Wörter lerne. Ich freue mich schon jetzt darauf, hoffentlich bald nur noch Rumänisch sprechen zu können, da es für die Menschen hier kein Alltag ist, Leute in einer anderen Sprache sprechen zu hören. Freunde habe ich hier schnell gefunden, da Rumänen sehr offene und freundliche Menschen sind.

Bald ist es ein ganzes Jahr her, dass ich in den Flieger von München nach Bukarest gestiegen bin und ein Jahr wie kein anderes begann. Ein Jahr voller Abenteuer, Erlebnisse, Begegnungen und Erinnerungen, die mir bleiben werden. Mein ganzes Austauschjahr war eine Zeit in der ich viel gelernt, mich verändert, und viel zu schätzen gelernt habe. Dabei habe ich eine neue Kultur kennengelernt, eine neue Sprache erlernt und Freunde fürs Leben gefunden.

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So schnell wie ich mich in Rumänien eingelebt habe, so schnell ist die Zeit auch vergangen während meines ganzen Austauschjahrs und so schnell war es auch wieder vorbei. Jetzt kann ich auf das, für mich als Person, wichtigste Jahr in meinem Leben zurückblicken und kann dankbar sein, dass ich diese Erfahrung machen konnte.

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Nun bin ich seit etwa zwei Wochen in Bayern und realisiere noch immer nicht richtig, dass mein Austauschjahr zu Ende sein soll. Besonders in den letzten Wochen in meinem Gastland habe ich so viel erlebt, schöne Erfahrungen gesammelt und richtig mein Leben in einem anderen Land, in einer anderen Kultur und in einer anderen Familie gelebt. Meiner Meinung nach, sind die letzten Monate in dem Gastland die schönsten, denn man hat endlich Freunde gefunden, hat sich an einen neuen Alltag in einer neuen Familie gewöhnt und ganz besonders, man hat sich endlich, nach einem vielleicht mehr oder weniger starken Kulturschock, in die neue Kultur eingelebt und kann sein Leben als Gastschüler so richtig genießen. Für mich sind deshalb die letzten Monate beziehungsweise Wochen, leider sehr schnell vergangen, da ich dauernd unterwegs war und was zu tun hatte; doch mit Sicherheit kann ich sagen, dass diese auch die schönsten in meinem Austauschjahr waren.

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Jetzt bin ich wieder daheim und kann auf ein Jahr voll schöner Erinnerungen, wertvoller Erfahrungen und glücklicher Freundschaften zurückblicken. Vielen Dank für all das. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen! Multumesc foarte mult!

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Es war für eine große Erfahrung, die mich bereichert hat und mich auch als Mensch zum Positiven verändert hat. Mein Austauschjahr hatte sowohl Höhen als auch Tiefen, aber das ist - denke ich - bei jedem Austauschjahr so. Man lernt eine andere Mentalität, eine neue Sprache und eine neue Kultur kennen, die dich ewig als zweite Seite begleitet. Letzten Endes hat man eine zweite Familie und ein zweites Zuhause!

Stand: 27. März 2024

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