Flagge Bulgarien
Flagge Bulgarien ©stock-adobe.com

Schülerinnen und Schüler berichten von Ihrem Auslandsjahr in Bulgarien:

Den ersten Abend haben wir meine neue Heimatstadt besichtigt. Da habe ich zum ersten Mal live einen bulgarischen Dudelsackspieler gehört – ein magischer Moment. Für bulgarische Musik habe ich keine Worte, sie ist der Hauptgrund (aber nicht der einzige), dass ich in Bulgarien leben wollte.

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Auf der Suche nach dem Neuen, Unbekannten und Ungewöhnlichen habe ich mich für ein Austauschjahr in Bulgarien entschieden.

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Gut vorbereitet saß ich voller Vorfreude im Flieger nach Bulgarien. Schon da war ich mir sicher, dass dies einer der aufregendsten Tage in meinem Leben sein würde und wirklich, es war der Start in ein unglaublich abwechslungsreiches, emotionales und lehrreiches Jahr.

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Es erfordert Mut, in ein Land aufzubrechen, über das in Deutschland sehr wenig bekannt ist und über das viele (unbegründete!) Vorurteile herrschen. Doch alle Anstrengungen lohnen sich. Dadurch, dass es eine ungewöhnliche Entscheidung für einen Deutschen ist, ein Jahr in Bulgarien zu leben, ist die überwiegende Mehrheit der Bulgaren sehr offen und freundlich dem Austauschschüler gegenüber eingestellt.

Nach meiner Ankunft in Bulgarien hatte ich zusammen mit der anderen deutschen Austauschschülerin ein Orientierungswochenende, wo wir unter anderem die kyrillische Schrift gelernt haben, was sich als äußerst hilfreich erwiesen hat. Nach dem Wochenende habe ich meine erste Gastfamilie kennengelernt, bei der ich für die Dauer des einmonatigen Sprachkurses leben sollte.

Bulgaren lieben кисело мляко (bulgarischen Yogurt) und сирене (weißen Käse), Dinge, die ich hier bereits zu lieben gelernt habe. Wunderbar schmecken auch die bulgarischen Tomaten und Gurken, mit denen man Shopska-Salat zubereiten kann.

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Banica ist eine bulgarische Spezialität aus Blätterteig mit Käse oder anderer Füllung.

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Die bulgarische Küche ist vor allem am Anfang sehr fett und schwer verdaulich für den deutschen Magen. Mit der Zeit gewöhnt man sich allerdings daran, dass Brot nur eine Beilage, aber niemals Hauptgericht ist, dass fast alles frittiert werden kann und dass ein Gericht ohne Sirene (salziger, weißer Käse) einfach nicht schmeckt. Egal, ob in Banitza (typisches Blätterteiggericht), auf Pfannkuchen, auf Pommes oder zum Salat - ohne Sirene geht nichts.

Ich habe das große Glück, von meiner Gastfamilie nur schwärmen zu können. Ich bin ohne Erwartungen in den Austausch gestartet, hätte mir aber nie erträumt, in die Arme einer so herzlichen, modernen und lieben Gastfamilie zu laufen. Mit den warmen Brownies meiner Gastschwester wurde ich bei ihnen zu Hause begrüßt und sofort in den Alltag integriert.

Hier lebe ich in einem schönen Stadthaus direkt vor unseren Großeltern, die immer ans Fenster klopfen, um zu fragen, wie es uns geht, uns zu essen zu geben und generell da zu sein.

Es ist hier üblich, viel Zeit gemeinsam mit der Familie zu verbringen, woran ich mich sehr schnell gewöhnt habe. Gemeinsam mit meinen beiden Gastschwestern und meinen Gasteltern besuche ich Familienfeste, Geburtstage, machte Ausflüge in die Berge und habe jeden Tag Spaß mit ihnen.

Das neue Jahr feierten wir mit bulgarischen Volkstänzen zuerst in unserem Hotel und später mit wildfremden Menschen auf dem Marktplatz. Am nächsten Morgen versammelte sich dort wieder die ganze Stadt, weil die Kukeri kamen. Das sind mit Schafsfellen verkleidete Männer, die ein bisschen an Yetis erinnern und lärmend und tanzend die bösen Geister vertreiben sollen.

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Am ersten März z.B. verschenkt man an alle Freunde, Familienmitglieder und Bekannte rot-weiße Armbänder, sogenannte Martenici, die Gesundheit und Glück symbolisieren.

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Das Osterfest ist für Bulgaren der wichtigste kirchliche Feiertag. Jeder, egal ob alt oder jung, orthodox oder ungläubig, geht in die Kirche. Am Karfreitag sind sowohl Mütter mit Babys auf dem Arm als auch alte Leute mit Krückstock in der Kirche unter einem Tisch durchgekrabbelt, weil das die Tradition so verlangt. Ganz besonders ist auch der Brauch, am Ostersonntag Eier aneinander zu schlagen. Der, dessen Ei am längsten ganz bleibt, hat Glück im nächsten Jahr.

Wir hatte genug Zeit, Sofia kennenzulernen, uns in den Restaurants und Eisdielen durchzuprobieren und einfach unseren neuen Alltag zu genießen.

Ich befinde mich hier in einer der ärmeren Städte Bulgariens mit grauen Plattenbauten, verfallenen Firmengebäuden, schlechten Straßen und grimmigen Menschen, deren Augen dir bei jedem Schritt folgen… und doch könnte ich mir keinen besseren Ort für mein Auslandsjahr vorstellen! Durch das Lächeln der Busfahrerin, wenn sie mich sieht, durch die Bedienungen, die sich freuen, wenn ich versuche, Bulgarisch zu sprechen, und die Begeisterung meiner Mitschüler und Gastfamilie über meine Anwesenheit fällt es mir nicht schwer, diese Stadt zu lieben.

Was die Schule für mich zu einer guten Erfahrung macht, sind nicht nur meine sehr lieben Mitschüler, die mich sofort integriert haben, sondern auch die freundlichen und netten Lehrer.

Bulgarisch ist eine schönklingende Sprache, aber es dauert seine Zeit, wenn man es lernen möchte.

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Dass die Verständigung mit meinen Lehrern, meinen Gastgeschwistern und auch vielen meiner Mitschüler auf Englisch oder Deutsch nicht oder nur schlecht geklappt hat, war der größte Ansporn für mich, viel Kraft und Zeit ins Bulgarischlernen zu investieren. So machte ich relativ schnell Fortschritte und konnte z.B. in den Weihnachtsferien ein Radiointerview auf Bulgarisch über das Austauschprogramm geben.

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Ab März machte mir auch Bulgarisch keine großen Probleme mehr und ich konnte endlich den Sinn hinter so mancher für uns Deutsche seltsam klingenden Tradition verstehen.

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Ich muss zugeben, dass ich am Anfang Probleme mit dem Lernen hatte. Es ist schon eine wirklich vollkommen andere Sprache als das Deutsche. Lustigerweise hat sich in den ersten Monaten vor allem mein Englisch, das bis dahin eher mittelmäßig war, verbessert. Ich habe zum ersten Mal, ebenfalls dank der internationalen Freundschaften meiner Gastmutter, mit Muttersprachlern geredet.

Erst Mitte Februar, aber doch besser spät als nie, habe ich dann auch endlich das entscheidende Gefühl fürs Bulgarische entwickelt und von da an ging es mit der Sprache steil bergauf. Und nun zum Ende kann ich sagen, dass ich es im Großen und Ganzen wirklich gut hinbekommen habe, eigentlich alles verstehe.

Es gibt so viele Erfahrungen zu machen, und ich bin sehr froh über diese Chance.

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Besonders habe ich mich allerdings innerlich verändert. Auch das merkt man vielleicht nicht sofort, aber ich fühle mich selbstbewusster, stärker, motivierter und gelassener. Ich bin voller Ideen, die nur darauf warten, endlich ausgeführt zu werden.

Stand: 27. März 2024

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