Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel - page 42

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Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel
mus auf vergleichbaren Strukturelementen (s.o.) beruhen. Demzufolge können damit diverse Formen
extremistischen Denkens erfasst und gemeinsame Merkmale dargestellt werden. Extremismus wird
nach Neu (ebd., 10) definiert als „‘Sammelbezeichnung für unterschiedliche politische Gesinnungen
und Bestrebungen, die sich in der Ablehnung des demokratischen Verfassungsstaates und seiner
fundamentalen Werte und Spielregeln einig wissen‘“. Die entwickelte Skala wurde von der KAS in
einer repräsentativen Umfrage von 1997-2007 zur Messung von Extremismus eingesetzt, das Vorge-
hen erwies sich als umsetzbar. Den Ergebnissen der Studie zufolge gehen linksextreme Einstellungen
einher mit „Elitenkritik, Protest und der Angst, Modernisierungsverlierer zu werden“ (ebd., 6). Men-
schen, die Neigungen für den Linksextremismus haben, sind auch anfällig für Freund-Feind-
Stereotype, Verschwörungstheorien und Utopismus. Im Unterschied zu linksextremen Einstellungen
gehen rechtsextreme Einstellungen einher mit fremdenfeindlichen Freund-Feind-Stereotypen und
Verschwörungstheorien. Als Ergebnis der Studie ist festzuhalten, dass mit einer solchen Skala die
Unterschiede zwischen links- und rechtsextremistischen Einstellungen erfasst werden können. In der
Wählerschaft der Linkspartei wurden besonders häufig politischer Protest und Elitenkritik gefunden.
Daneben fanden nach Neu (vgl. ebd.) sozialistische Kernaussagen wie Kapitalismuskritik und die klas-
senlose Gesellschaft von einem Drittel der befragten Wähler Unterstützung. Es war eine „große Nei-
gung zu Verschwörungstheorien, die mit dem Gefühl von sozialer und materieller Ungerechtigkeit
einhergehen“ (ebd.) erkennbar. Die Entwicklung von 1997 bis 2007 zeigte, dass im Jahr 2007 deutlich
weniger Menschen extremistische und populistische Auffassungen teilten. Demokratie wurde nur
von Minderheiten abgelehnt (4,1%).
4.2.2.2 Studie „LIREX: Links- und rechtsextreme Einstellungen (LIREX). Strukturen, Ursa-
chen und Konsequenzen im innerdeutschen Ost-West-Vergleich und im Vergleich der Län-
der Thüringen und Hessen“
Von dem soziologischen Institut der Universität Jena unter der Leitung von Prof. Edinger wird an ei-
nem weiteren Forschungsprojekt
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gearbeitet. Ein Ziel ist, die Forschungslücke bezüglich sozialwis-
senschaftlicher Forschung über Einstellungen in der Bevölkerung auszufüllen. Die Forschungsgruppe
möchte einen Beitrag „zu einem vertieften Verständnis links- und rechtsextremer Einstellungsmuster
in Ost- und Westdeutschland“ (ebd.) leisten. Dafür wird eine im Jahr 2009 konzipierte und durchge-
führte bundesweite repräsentative Bevölkerungsbefragung ausgewertet. Der Fokus der Analyse liegt
auf den Strukturen rechts- und linksextremer Einstellungen, deren Ursachen und zu erwartenden
Folgen. Es liegen noch keine Ergebnisse vor.
4.2.3 Kriminologische Forschung – Biografischer Ansatz
4.2.3.1 Studie „Die Sicht der Anderen“
Es handelt sich um eine vom Bundeskriminalamt (BKA) (vgl. 2010) in Auftrag gegebene qualitative
Studie zu Biografien von Extremisten und Terroristen.
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24 Die Studie war ein Kooperationsprojekt zwischen dem Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung an der Universität
Duisburg-Essen und der Forschungsstelle Terrorismus/ Extremismus im BKA. Die Studie wurde von 2004-2008 durchgeführt.
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