Warum sucht Bayern Lehrkräfte?

Schaubild zu Hintergründen des Lehrerbedarfs

Trotz vorausschauender Planung und Umsetzung vieler Maßnahmen erweist sich die Sicherstellung der Unterrichtsversorgung als herausfordernd.
Weshalb ist das so? Für die Entwicklung der aktuellen Versorgungslage gibt es mehrere Ursachen. Erst das Zusammenwirken dieser komplexen Prozesse führt zur derzeitigen Situation:

  • Der Freistaat hat in den letzten Jahren den Aufgabenbereich der Schule ausgeweitet und verändert (z. B.: Ganztag, Inklusion, Integration, digitale Bildung). Um diese Aufgabenmehrung umsetzen zu können, wurde massiv in zusätzliche Lehrerstellen investiert und damit entsprechend hohe Personalmehrbedarfe erzeugt.
  • Anpassungen im Profil einzelner Schularten haben Stellenmehrungen und damit Personalmehrbedarfe generiert oder werden dies noch tun, etwa die Einführung des Fachs Informatik an der Mittelschule oder die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums.
  • Der Bund hat mit dem Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz für Schulkinder im Grundschulalter erhebliche Personalmehrbedarfe erzeugt. Diese betreffen nicht nur, aber auch den Schulbereich.
  • Die zuletzt gestiegene Geburtenrate – eine an sich sehr erfreuliche Entwicklung – führt zu Schülerzuwachs und damit Personalmehrbedarfen.
  • Die Schülerzahl und damit die Personalbedarfe steigen auch aufgrund der Zuwanderung aus anderen Bundesländern, der EU und Nicht-EU-Staaten – zuletzt insbesondere auch aufgrund von Flüchtlingswellen, die auf kriegerische Auseinandersetzungen zurückgehen (z. B. Syrien, Afghanistan, Ukraine).
  • Die Teilzeitquote ist im Schulbereich traditionell sehr hoch. Im Schuljahr 2022/2023 befanden sich rund 55% der Lehrkräfte an staatlichen allgemeinbildenden Schulen in Teilzeit. An der staatlichen Grundschule lag der Anteil der Lehrkräfte in Teilzeit im Schuljahr 2022/23 bei rund 64%. Dieser Umstand darf nicht überraschen: Ein Personalkörper mit sehr hohem Frauenanteil weist in Deutschland in der Regel auch eine hohe Teilzeitquote auf; zudem zieht das Lehramt immer schon junge Menschen an, die eine Familie gründen möchten und sich für Berufsbilder interessieren, in denen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gut gelingt.
  • In strukturschwachen Regionen mit Bevölkerungsrückgang will der Freistaat zur Vermeidung von sehr langen Schulwegen z. T. kleine Schulen und Klassen erhalten („kurze Beine – kurze Wege“).
  • Die Zahl der Studienanfänger geht in allen Schularten zurück.
  • Nicht nur der Bildungsbereich, sondern zahlreiche weitere Branchen sind derzeit vom Arbeitskräftemangel bedroht: Auch Gesundheit, Kindertagesbetreuung, Pflege, Gastronomie, Handwerk und Industrie leiden darunter, dass zunehmend geburtenschwache Jahrgänge in den Arbeitsmarkt und gleichzeitig geburtenstarke Jahrgänge in die Ruhestandsphase eintreten.
  • Wie derzeit in vielen Branchen ist auch im Lehramt zu beobachten, dass junge Menschen nicht nur Teilzeitbeschäftigungen als attraktiv erachten, sondern auch Möglichkeiten für mobiles, flexibles sowie digitales Arbeiten im Homeoffice schätzen.

Viele dieser Entwicklungen sind nicht nur in Bayern zu beobachten, sondern auch in anderen Bundesländern, in Österreich, der Schweiz und vielen weiteren europäischen Staaten: Der Aufgabenzuwachs des Schulwesens, demographische Entwicklungen wie der Ruhestandseintritt der „Babyboomer“ und – zumindest in einigen Ländern und Regionen – die steigenden, häufig migrationsbedingten Schülerzahlen fordern alle Bildungssysteme heraus.

Wann ist die Personalversorgung sichergestellt?

Auf den ersten Blick scheint diese Frage ganz leicht zu beantworten: Die Personalversorgung ist sichergestellt, wenn vor jeder Klasse eine Lehrkraft steht. Bei näherer Betrachtung ist es komplizierter:

  • Personal wird nicht nur für die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Unterricht benötigt. Einige Lehrkräfte übernehmen Aufgaben, die über das Aufgabenspektrum einer Lehrkraft deutlich hinausgehen. An erster Stelle sind hier Aufgaben im Bereich der Schulleitung zu nennen; weitere Beispiele sind Tätigkeiten von Systembetreuern, Beratungslehrkräften, Schulpsychologen oder Lehrkräften, die in der Lehrerausbildung tätig sind (sog. Seminarlehrkräfte). In diesem Fall erhalten die Lehrkräfte sog. Anrechnungsstunden: Ihre Arbeitszeit bleibt gleich, wird aber nicht mehr allein durch die Tätigkeit „Unterricht“ ausgefüllt. Vielmehr werden andere Aufgaben auf ihre Unterrichtspflichtzeit angerechnet. Die Vergabe von Anrechnungsstunden (Umfang, Aufgabenbereiche) ist durch entsprechende Verwaltungsvorschriften genau geregelt.
  • Auch außerhalb der Schulen gibt es Aufgaben, die von Lehrkräften ausgeübt werden und die bei der Personalversorgung zu berücksichtigen sind: Zum Beispiel im Bereich der Schulaufsicht (Staatliche Schulämter, Regierungen, Dienststellen der Ministerialbeauftragten), der Schulverwaltung (Bayerisches Landesamt für Schule), der Schulberatung (Staatliche Schulberatungsstellen), der Lehrerfortbildung (Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung), der Bildungsplanung (Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung) sowie der Lehrerausbildung (Staatsinstitute).

Diese Personalbedarfe sind nicht starr, sondern verändern sich ständig – durch Aufgabenzuwachs und Aufgabenreduzierung, durch Veränderungen bei der Schülerzahl und viele weitere Gründe. Gerade bei einer angespannten Personallage ist es wichtig, die Aufgaben zu priorisieren: Im Mittelpunkt steht der Unterricht, insbesondere in den Kernfächern. Andere Aufgabenbereiche können bedarfsgerecht angepasst werden.

Stand: 08. April 2024

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