Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel - page 27

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Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel
meinschaften oder mit dem Lebenspartner zusammen. Keiner der Befragten hat eigene Kinder. Ein
Großteil der Befragten geht entweder noch aufs Gymnasium (10) oder studiert (7). Ein Befragter
steht vor dem Abbruch seines Studiums, ein weiterer finanziert sich über Gelegenheitsarbeiten
nachdem er sein Studium bereits abgebrochen hat. Eine Befragte hat nach einem Praktikum eine
Anstellung in derselben Einrichtung bekommen. Eine weitere Befragte hat bereits nach der Beendi-
gung ihres Studiums eine Festanstellung. Die befragten Gymnasiasten möchten in Zukunft alle stu-
dieren, doch erst nach einer Auszeit. Für die Auszeit wird entweder die Form eines Freiwilligen Sozia-
len Jahres/ Bundesfreiwilligendienst o.ä. gewählt oder aber auch ein längerer Aufenthalt im Ausland
in Erwägung gezogen. Viele der Befragten haben den Wunsch später „irgendwas Sinnvolles“ zu tun
und zu arbeiten.
Modul 2b – Gespräche mit Fachkräften
Die Suche nach Fachkräften aus der Praxis, die in Kontakt mit der Zielgruppe unseres Berichtes ste-
hen, gestaltete sich zunächst schwierig.
Obwohl wir die Suche nach Interviewpartnern recht schnell über die bayrischen Grenzen hinaus aus-
weiteten, erhielten wir immer wieder (ähnlich wie bei den befragten Experten) die Antwort, dass
man kein bis wenig Kontakt zur gesuchten Zielgruppe habe bzw. nur wenig wisse.
Anfragen an verschiedenen Stellen wie bspw. im Bereich Streetwork oder aufsuchender mobiler Ju-
gendarbeit ergaben, dass sie sich für diese Adressaten nicht zuständig fühlen bzw. sie nicht zu ihren
Zielgruppen gehören. Andere Stellen gaben uns die Rückmeldung, dass sie zwar mit Szenegängern
„alternativer Szenen“ arbeiteten, jedoch die Szeneangehörigkeit bzw. das Engagement der Jugendli-
chen für die Arbeit nebensächlich sei. Im Mittelpunkt der Arbeit stehe das Individuum und die Le-
benssituation und nicht das politische bzw. gesellschaftliche Engagement des Einzelnen. Auch die
Bereiche Jugendgerichtshilfe, Bewährungshilfe und Straffälligenhilfe hatten wenig bis keine Erfah-
rungen mit der Zielgruppe. Wir erhielten die Antwort, dass man zwar immer mal wieder Jugendliche
aus dem rechten Spektrum betreue, aber Jugendliche aus dem linken Spektrum, wenn überhaupt,
dann nur nach Großveranstaltungen wie den 1. Mai Demonstrationen oder wenn es mal wieder ei-
nen Castortransport, eine Sicherheitskonferenz o.ä. gegeben habe und es in diesem Zusammenhang
zu Protesten kam.
Bei einigen Fachkräften bzw. Institutionen gab es eine grundsätzliche Skepsis gegenüber Forschung
zum Themenbereich „Extremismus“ bzw. gegenüber Forschung, die in diesem Kontext gesehen wird.
Vor einer Interviewzusage informierten sich die Betreffenden bspw. über den theoretischen Hinter-
grund der Studie und stellten die Frage, ob das „Extremismusmodell“ als theoretische Basis fungieren
würde.
Von anderen erhielten wir Absagen, weil
„sie sich nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen ha-
ben, sich nicht zu diesem Thema zu äußern“.
Andere potentielle Interviewpartner bzw. angefragte
Institutionen lehnten eine Begründung ihrer Absagen ab.
Trotz dieser Schwierigkeiten konnten wir mit Fachkräften aus den Bereichen
Streetwork
aufsuchender, mobiler Jugendarbeit
Jugendgerichtshilfe
Bewährungshilfe
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