Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel - page 26

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Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel
erlaubnis, Sexueller Missbrauch von Kindern, Vergewaltigung, Freiheitsberaubung, Totschlag, fahrläs-
sige Tötung.
Der Forschungsprozess war geprägt durch das Misstrauen der potentiellen Interviewpartner gegen-
über der Studie, den Auftraggebern und den möglichen Folgen, die sich für sie aus den Ergebnissen
ergeben könnten. Dementsprechend war „Vertrauen“ für die Interviewpartner wesentlich. Es
brauchte einen „Bürgen“ z.B. in Form eines Gatekeepers, der bestätigt, dass mit den Interviews bzw.
den Inhalten sorgsam umgegangen wird. Die Zusicherung von Anonymität war entsprechend wichtig.
Das führte auch dazu, dass wir von der ursprünglichen Idee auch Eltern oder andere Personen aus
dem sozialen Umfeld der Jugendlichen zu interviewen, Abstand genommen haben.
Modul 2a – Gespräche mit Jugendlichen
Bei den Gesprächen mit den Jugendlichen handelte es sich um qualitative, leitfadengestützte Inter-
views (vgl. Witzel 1985).
Inhaltlich ging es um:
die biografischen Hintergründe der Befragten,
die Entwicklung von politischem Interesse bzw. dem Interesse an gesellschaftlichen Themen
(die Rolle von Familie, Schule, Peers in diesem Kontext),
das Verhältnis der Jugendlichen gegenüber Staat und Politik,
Vorstellungen und Wünsche an das Zusammenleben der Menschen,
Wünsche nach gesellschaftlichen bzw. politischen Veränderungen,
das gesellschaftliche bzw. politische Engagement und Protest der Jugendlichen (Motivation,
Ziele, Wege zum gesellschaftlichen bzw. politischen Engagement und Protest, Wahrnehmung
durch das soziale Umfeld und von der Öffentlichkeit; Wahl der Mittel und in diesem Kontext
Fragen nach Grenzen des Handelns und die Rolle von Gewalt)
und um Gruppen- bzw. Szenezugehörigkeiten.
Die für die Interviews gewählten Örtlichkeiten waren unterschiedlich. Es bestand immer die Möglich-
keit die Interviews in den Räumen des IPP zu machen. Darüber hinaus wurden Schulen, Cafés und
andere Institutionen, denen sich die Interviewpartner zugehörig fühlen als Intervieworte genutzt.
Jedem Interviewpartner wurde absolute Anonymität zugesichert und die Freiwilligkeit der Teilnahme
an den Interviews betont. Es bestand jederzeit die Möglichkeit Fragen nicht zu beantworten oder
auch das Interview vorzeitig zu beenden. Die Interviews dauerten zwischen 60 und 120 Minuten.
Letztendlich wurden mit insgesamt 20 Jugendlichen (9 weiblich; 11 männlich) im Alter zwischen 16
und 25 Jahren Interviews geführt.
Von den 20 befragten Jugendlichen sind 12 der Befragten in unterschiedlichen Szenen und Gruppen
in diesen Szenen engagiert, wobei sie sich zum Teil schwer damit taten, sich einer Szene zuzuordnen.
Sie engagieren sich in der „linken Szene“, der „autonomen Szene“, „der linken autonomen Szene“
der „Punkszene“, den „Fußballultras“, der „autonomen Antifa“ und der „alternativen Szene“. Einige
engagierten sich in verschiedenen Szenen gleichzeitig, acht befragte Jugendlichen engagierten sich
ohne Szenen- oder Gruppenanbindungen bspw. auf Demonstrationen und/ oder beteiligten sich an
verschieden Aktionen.
Zum Zeitpunkt der Interviews (zwischen März 2012 und September 2012) wohnen die befragten Ju-
gendlichen zum Teil noch bei den Eltern (9), elf sind bereits ausgezogen und wohnen in Wohnge-
1...,16,17,18,19,20,21,22,23,24,25 27,28,29,30,31,32,33,34,35,36,...126
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