Einsichten und Perspektiven 1|15 - page 48

Tunesien: Insolvenzverwalter des „Arabischen Frühlings“
Basma Khalfaoui, Witwe des Politikers Chokri Belaïd
Foto: Kristina Milz
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Moaddel (wie Anm. 3), S. 5.
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Ebd.
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Ein „hohes Maß an ökonomischem Wachstum“ sehen denn auch 29 Prozent der Tunesier als oberste Priorität für das Land, vgl. Moaddel
(wie Anm. 3), S. 37.
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Die Befragung wurde in den Monaten März bis Mai 2013 durchgeführt.
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Hier und im Folgenden: Moaddel (wie Anm. 3), S. 24.
10 Ebd., S. 79.
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Einsichten und Perspektiven 1 | 15
Gedenkstein für Belaïd unweit des Attentatortes im Viertel El
Mensah, Tunis
Foto: Kristina Milz
lution verbessert habe: Willkürliche Verhaftungen und die
Korruption beispielsweise seien zurückgegangen.
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Noch
mehr Befragte allerdings glauben, dass die Schere zwischen
Arm und Reich seither weiter auseinandergegangen sei.
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Auch wenn die katastrophale wirtschaftliche Lage zu Recht
als eine der Hauptursachen der Revolution betrachtet wird,
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dürfen die als „postmaterialistisch“ etikettierten Werte und
Einstellungen des tunesischen Volkes nicht vernachlässigt
werden: Demokratie und Menschenrechte waren zentrale
Forderungen der Protestierenden.
Viele Tunesierinnen und Tunesier erkennen die bis-
herigen Errungenschaften der Revolution in rechtsstaatli-
chen Fragen an. Auf der anderen Seite scheinen sie diese
nicht der zum Zeitpunkt der Befragung
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regierenden Koali-
tion aus
Ennahda, Ettakatol
(„Demokratisches Forum für
Arbeit und Freiheit“) und
Al-Mottamar
(„Kongress für die
Republik [CPR]“) zuzuschreiben. Auf die Frage, welche
Gefühle sie den politischen Führungskräften entgegen-
brächten, antwortete 2013 ein bemerkenswertes Drittel mit
der Auswahlmöglichkeit „Sie machen mich wütend“.
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Wei-
tere zwanzig Prozent sind eigenen Angaben zufolge „trau-
rig“ und viele andere gaben an, sie würden die politische
Führung „verachten“. Dieser klaren Mehrheit an massiver
Unzufriedenheit steht nur ein Drittel der Befragten gegen-
über, die „Respekt“ haben oder sich angesichts der politi-
schen Führung „sicher fühlen“. 84 Prozent der Tunesier
empfinden das Leben in ihrem Land als „unvorhersehbar“
und „gefährlich“.
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