Einsichten und Perspektiven 1|15 - page 25

Die Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saale)
Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saale), Zugangsbereich, Aufnahme 2006
Foto: Sammlung Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saale)
durch das MfS der DDR, die bis 1989/90 andauern sollte.
Das Gedenkstättengebäude selbst verkörpert diese Ent-
wicklung: Als Lazarett in der Kaiserzeit gebaut, wurde das
Gebäude von den Nazis als Hinrichtungsstätte umfunktio-
niert und vom Staatssicherheitsdienst der DDR der NS-Jus-
tiz zum Vernehmertrakt gemacht. So waren es folgerichtig
ehemals vom MfS inhaftierte Menschen, die unmittelbar
nach dem Zusammenbruch der DDR einen Ort forderten,
Revolutionsteilnehmer von 1848/49, „Kaiserattentäter“ ab
an dem ihrer Leiden und des ihnen zugefügten Unrechts ge-
Mitte der 1880er Jahre, Revolutionäre und Rechtsextreme
dacht werden könne und die Schuldigen benannt würden.
in der Weimarer Republik – bereits die Jahrzehnte vor Hit-
Diesem Ansinnen folgend setzte die Landesregierung An-
ler warten mit einem interessanten Spektrum an politischen
fang der 1990er Jahre eine Expertenkommission ein, die im
Inhaftierten des „Roten Ochsen“ auf, das zu untersuchen
Ergebnis ihrer Arbeit jedoch einen Gedenkort nahelegte,
lohnen würde. In den Mittelpunkt der Gedenkstättenarbeit
der den Opfern beider deutscher Diktaturen gewidmet sein
musste jedoch unweigerlich die auf diesenOrt bezogene Er-
sollte. Darüber hinaus hatte er die Dokumentation der Le-
forschung und Dokumentation der nationalsozialistischen
benswege von Menschen einzubeziehen, die ab Sommer
Justiz treten sowie die als Ergebnis der NS-Diktatur hier
1945
von der sowjetischen Besatzungsmacht im „Roten
folgende Internierung und Verurteilung von Menschen un-
Ochsen“ interniert und verurteilt worden waren. Nur eine
ter dem Kommando der sowjetischen Besatzungsmacht
geringe Zahl von ihnen, so stellte sich bald heraus, war we-
bzw. die daraus erwachsene Nutzung eines Teils der Anstalt
gen der Beteiligung an NS-Verbrechen beschuldigt. Die
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Halle. Die von ihnen aufgegebenen Gebäude wurden bald
in
das
Nutzungskonzept
einer
nach
rechtsstaatlichen
Maßstäben zu führenden Justizvollzugsanstalt Halle über-
nommen. Lediglich das Vernehmergebäude sollte ab 1995
seiner Vergangenheit verbunden bleiben.
Die Entwicklung der Gedenkstätte
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