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Otto von Bismarck – Erblast und Erbe
Das Bismarck-Denkmal im Hamburger Elbpark, enthüllt im Jahr 1906, ist mit 14,8 Meter das größte Standbild des ehemaligen Reichs-
kanzlers und prägt das Stadtbild bis heute, Aufnahme: 2005.
Foto: ullstein bild/Fotograf: Schwartz
Russland und Österreich, um auf diesemWege die Vorherr-
schaft in Deutschland zu erstreiten. Heute betrifft sie be-
waffnete Auslandseinsätze und mögliche sowie jüngste
kriegerische Unternehmungen: in Afghanistan, im Irak und
Iran, in Libyen und anderswo.
„Es ist leicht für einen Staatsmann […]“, so ließ sich
Bismarck vernehmen, „mit dem populären Winde in die
Kriegstrompete zu stoßen und sich dabei an seinem Kamin-
feuer zu wärmen oder von dieser Tribüne donnernde Reden
zu halten, und es dem Musketier, der auf dem Schnee ver-
blutet, zu überlassen, ob sein System Sieg und Ruhm er-
wirbt oder nicht. Es ist nichts leichter als das, aber wehe dem
Staatsmann, der sich in dieser Zeit nicht nach einemGrunde
zum Kriege umsieht, der auch nach dem Kriege noch stich-
haltig ist. Ich bin der Überzeugung, Sie sehen die Fragen, die
uns jetzt beschäftigen, nach einem Jahre anders an, wenn Sie
sie rückwärts durch eine lange Perspektive von Schlachtfel-
12 Zit. bei Schmidt (wie Anm. 3), S. 52.
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dern und Brandstätten, Elend und Jammer, von hunderttau-
send Leichen und hundert Millionen Schulden erblicken
werden. Werden Sie dann den Mut haben, zu dem Bauer auf
der Brandstätte seines Hofes, zu dem zusammengeschosse-
nen Krüppel, zu dem kinderlosen Vater hinzutreten und zu
sagen: Ihr habt viel gelitten, aber freut euch mit uns [...]. Ha-
ben Sie den Mut, das den Leuten zu sagen, dann beginnen
Sie diesen Krieg“.
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Auch das gehört zu Bismarck und zu seiner Aktualität.
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