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Die Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saale)
Gedenkstätte ROTER
OCHSE Halle (Saale), NS-
Ausstellung, Hinrichtungs-
raum, Aufnahme 2006
Foto: Sammlung Gedenkstätte
ROTER OCHSE Halle (Saale)
DieGedenkstätte ROTEROCHSEHalle (Saale) ist die ein-
zige Einrichtung in Sachsen-Anhalt, die alle drei hier ge-
nannten Unrechtssysteme untersucht, dokumentiert und in
pädagogische Arbeit münden lässt. Dies stellte und stellt ei-
ne besondere Herausforderung dar, geht man davon aus,
dass die Mehrzahl der Besucherinnen und Besucher junge
Menschen sind, Schüler und Studierende, die weder die NS-
Diktatur noch die DDR-Gesellschaft selbst erlebt haben.
Die Gedenkstätte versucht dies auf verschiedenen Ebenen
Die NS-Ausstellung gliedert sich im Wesentlichen in vier
umzusetzen:
Bereiche. Der erste Bereich dokumentiert denNS-Strafvoll-
zug im „Roten Ochsen“, zeigt dessen Anfänge auf, nennt
politische und „rassisch“ motivierte Justiz und die dazu ge-
hörigen Opfergruppen, geht auf den Arbeitseinsatz in der
Haftanstalt, Entlassungen und Überstellungen sowie den
Kriegseinsatz von Strafgefangenen ein und nimmt abschlie-
ßend Tätigkeitsfelder von Beamten in den Blick. Ein zweiter
Bereich widmet sich dem Sondergericht Halle, dem Kam-
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zielgruppenorientiert
zu
kritischer
Reflektion
angeregt
wird.
Im Hinblick auf einen differenzierten Umgang mit
den verschiedenen Epochen deutscher Zeitgeschichte folgt
die Arbeit der Stiftung der Leitlinie, dass die Verbrechen des
Nationalsozialismus in der Auseinandersetzung mit den
Verbrechen unter kommunistischer Herrschaft nicht relati-
viert und diese Verbrechen durch den Hinweis auf die NS-
Verbrechen nicht bagatellisiert werden dürfen.
Die Ausstellungen
1. Die einzelnen zeitlichen Epochen sind klar voneinan-
der getrennt (Kellergeschoss: NS-Dokumentation – 2.
Obergeschoss: Sowjetische Besatzungsmacht und MfS
der DDR). Einige original erhaltene Räume im ersten
Obergeschoss ergänzen die MfS-Dokumentation, über-
lagern jedoch nicht die sonstige Nutzung dieser Etage als
Sonderausstellungs- und Seminarbereich.
2. Die einzelnen Ausstellungen benutzen unterschiedli-
che Materialien und Farben für die Ausstellungstafeln.
Die SMT/MfS-Ebene ist stark durch den Einsatz von fil-
mischen Sequenzen – Dokumentaraufnahmen und vor
allem Zeitzeugeninterviews – geprägt. Da derartige Mit-
tel für den NS-Bereich nur in geringemUmfang bzw. gar
nicht zur Verfügung stehen, haben sie dort nur eine sehr
zurückgenommene Bedeutung.
3. Die NS-Ausstellung dokumentiert Sachthemen (Der
„Rote Ochse“ im Gefüge des NS-Strafvollzuges, Die
Gerichte, Die Richtstätte) und nutzt chronologische Ab-
folgen nur, wo dies unbedingt nötig ist. Im letzten Teil
der Ausstellung befindet sich ein leerer Raum – der ehe-
malige Hinrichtungsraummit freigelegten baulichen Re-
likten – quasi als Objekt in der Mitte und gruppiert alle
anderen relevanten Themen um diesen Raum herum.
Der MfS-Bereich folgt dagegen einer mehr chronologi-
schenGeschichte der politischen Verfolgung in der DDR
und ergänzt diese durch biografische oder einzelne Sach-
themen.
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