Inklusion an Schulen in Bayern: Infomationen für Beratungslehrkräfte und Schulpsychologen - page 34

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Dazu agiert die Beratungsfachkraft als Experte
für die Strukturierung von Prozessen, z.B. Leitung von Diskussionen und Gesprächen, Durchführung von Projekten,
für das Herstellen eines offenen Austausches und allgemeinen Mitwirkens und
für die Visualisierung von Inhalten und Ergebnissen.
Zum Gelingen der Moderation trägt nicht nur die Methode bei, sondern auch die Grundhaltung des Moderators:
Eigene Ziele und Meinungen werden zurückgestellt.
Es erfolgen keine Wertungen der Gesprächsbeiträge.
Die Neutralität gegenüber allen Teilnehmern wird gewahrt.
Vor dem Termin des „Runden Tisches“ führt die Beratungsfachkraft ein Gespräch mit dem Initiator, im obigen Beispiel mit
dem Schulleiter. Mögliche Inhalte sind hierbei:
Information über die Rolle der Beratungsfachkraft als Moderator – Klärung der Rolle des Schulleiters beim Gespräch.
Welchen Anlass gibt es? Möchten die Lehrkräfte den Schulbegleiter nur kennenlernen oder gibt es konkrete Fragen?
Wer möchte den „Runden Tisch“ und aus welchen Beweggründen?
Wer nimmt von welcher Institution in welcher Rolle und mit welcher Aufgabe daran teil?
Wie und wann wird oder wurde eingeladen?
Welcher Zeitrahmen und welcher Raum sind vorgesehen?
Wer dokumentiert die Ergebnisse?
Wer ist für die Evaluation zuständig, für den nächsten Termin?
Auf der Grundlage dieses Gesprächs erstellt die Beratungsfachkraft ihr Konzept einschließlich Zeitstruktur, Methode und
Material. Zur Nachbereitung gehört die schriftliche Zusammenfassung der Ergebnisse als Niederschrift und das Ausformu
lieren der weiteren Schritte, die von den Beteiligten genannt worden sind. Eine gute Visualisierung während der Moderation
erleichtert diese Arbeit.
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„Stolpersteine“:
Über das Beispiel hinausgehend können folgende Aspekte die Moderation eines „Runden Tisches“
durch die Beratungsfachkraft erschweren und die Ergebnisse gefährden. Problematisch ist, wenn
die Beratungsfachkraft sowohl Moderator als auch Vertreter der Familie sein soll,
die Beratungsfachkraft einen (verdeckten) Auftrag z.B. der Klassenlehrkraft verfolgt,
Konflikte im Vorgespräch nicht erwähnt oder bagatellisiert werden,
das Unterstützersystem Inhalt des „Runden Tisches“, die Beratungsfachkraft aber ein Teil davon ist,
Verflechtungen der Beratungsfachkraft mit einer Person oder Organisation am „Runden Tisch“ vorliegen,
der Initiator des „Runden Tisches“ versteckt als Gesprächsleiter handelt und sich in die Moderation einmischt,
der Teilnehmerkreis nicht dem in der Vorbesprechung genannten Kreis entspricht oder
wichtige Rahmenbedingungen ohne Absprache geändert werden.
4.2.3 Konfliktcoaching
Konflikte können als allgegenwärtiges Phänomen verstanden werden, ohne die ein soziales Leben nicht denkbar ist. Sie
lassen sich als „Unvereinbarkeiten im Denken, Vorstellen, Fühlen, Wollen oder Handeln“ definieren, die als solche von
mindestens einem der Interaktionspartner erlebt werden (Glasl 1994, S. 14). Es ist also nicht notwendig, dass ein anderer
Interaktionspartner einen Konflikt beabsichtigt.
Gerade am Beispiel der Inklusion ist oft erlebbar, wie schnell unterschiedliche Haltungen, Sichtweisen und Erwartungen
aufeinanderprallen und Spannungsfelder entstehen können. Inklusion fordert Veränderungen und Umstrukturierungen ein,
bei denen folgende Aspekte brisant werden können:
Rollen- und Wertekonflikte bzgl. der Wege, Ziele und Beteiligung
Unklarheit, wie Problemstellungen angegangen und gelöst werden können
kritische Situationen in der Zusammenarbeit
Kommunikationsprobleme
Fragen von Anforderungen, Leistung und Beurteilung
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