Inklusion an Schulen in Bayern: Infomationen für Beratungslehrkräfte und Schulpsychologen - page 35

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Der Weg zu einer inklusiven Schule kann daher für alle Beteiligten zu einer sozialen, kommunikativen und sprachlichen
Herausforderung werden, bei der jeder seinen professionellen Beitrag leisten muss, wenn sie gelingen soll (Bethge 2010).
Meist werden Konflikte als störend empfunden, es entsteht das Bedürfnis, sie möglichst schnell zu beseitigen. Allerdings
können Konflikte, die zugelassen, beachtet und ausgetragen werden, dabei helfen, eine Organisation bzw. ein System
weiterzuentwickeln. Denn Konflikte können auf Probleme hinweisen, Kommunikation einfordern, Kreativität stimulieren und
Veränderungen und Innovationen herausfordern. In jedem Fall verlangen sie nach Lösungen. Das Hinzuziehen eines Coaches
macht dies in einem geschützten Rahmen in einer positiven Weise möglich. Voraussetzung ist, dass die Rahmenbedin
gungen eines Konfliktcoachings beachtet werden: eine saubere Auftragsklärung, die Freiwilligkeit der Teilnehmenden,
Verschwiegenheit und ein klar begrenzter zeitlicher Rahmen.
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Innerhalb eines Konfliktcoachings können folgende Teilprozesse wichtig werden:
Auseinandersetzung mit dem persönlichen Erleben des Konfliktes (Selbstreflexion):
Welche Gedanken hat der Konflikt in mir ausgelöst?
Welche Gefühle habe ich wahrgenommen?
Was waren erste Handlungsimpulse?
Was war mein Verhalten in der Folgezeit? Was hat mich beeinträchtigt, was hat mir geholfen?
Welche Alternativen hätten hilfreich sein können?
Bewusste Unterscheidung zwischen dem Konflikt und den Personen:
Sprechregeln finden, die einen Austausch ohne Angriff des Gegenüber ermöglichen
Wiederherstellen und Aufrechterhalten eines sachbezogenen Diskurses
Perspektivenwechsel zwischen den Konfliktparteien:
Nachvollziehen und Anerkennen widerstreitender Sichtweisen, subjektiver Wahrheiten
Gleichwertigkeit der Haltungen
ausgewogene Anteile am Diskurs
Einbezug der Veränderungswünsche aller:
Kompromiss oder Konsens ohne Gesichtsverlust bzw. ohne alleinige Gewinner und Verlierer (Mediation, „Runder Tisch“)
stellationen spezialisiert bzw. eine Ausbildung zum Mediator oder Konfliktcoach durchlaufen haben. An der eigenen
Schule bei Konflikten beratend tätig zu werden, muss genau bedacht werden. Häufig ergeben sich schnell Rollen- und
Loyalitätskonflikte, durch die der Berater selbst zu einem Teil des Konflikts wird und seine Stellung als neutraler bzw.
allparteilicher Ansprechpartner gefährdet. Bei einer guten regionalen Vernetzung kann eventuell an Beratungsfachkräfte
von anderen Schulen der Region gedacht werden.
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4.2.4 Classroom-Management
Unter dem Begriff des Classroom-Managements versteht man die Gesamtheit aller Unterrichtsaktivitäten und Verhaltens
weisen einer Lehrkraft mit dem Ziel, ein optimales Lernumfeld und ein gutes Zusammenleben für die Schüler herzustellen.
Angesichts zunehmender Heterogenität der Schülerschaft ist ein gut funktionierendes Classroom-Management gerade in
inklusiven Unterrichtssituationen besonders erforderlich in Hinblick auf
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eine klare Strukturierung (siehe auch die Dimensionen der Klassenführung nach Kounin (1976)),
die Prävention von Störungen und
die Integration von Schülern.
Ein pädagogischer Grundkonsens an der Schule erleichtert nicht nur die Entwicklung hin zu einer inklusiven Schule, sondern
auch das Handeln der einzelnen Lehrkraft und damit die Integration von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf.
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