Inklusion an Schulen in Bayern: Infomationen für Beratungslehrkräfte und Schulpsychologen - page 18

18
medizinischen Fachdiensten leisten. Ferner verfügen die staatlichen Schulberatungsstellen durch eine Vielzahl von Kontak
ten zu externen Partnern und durch die jährlichen Dienstbesprechungen mit den Beratungsfachkräften der Schulen über
beratungsrelevante Netzwerke.
-
-
-
-
Darüber hinaus unterstützt die
Schulaufsicht
bei Fragen der Eingliederungshilfe oder der Finanzierung von Schülerbeförderung.
Die Entscheidung über die Eingliederungshilfe (hier Schulbegleiter) obliegt stets den Eingliederungshilfeträgern (Bezirke bzw.
Jugendämter) nach den Maßstäben des Sozialrechts. Die
Schulämter
(insbesondere durch den sog. Kooperationsschulrat), die
Regierungen
(im Bereich der Grund- und Mittelschulen, beruflichen Schulen (ohne Berufliche Oberschule) und der Förderschu
len) und die
Ministerialbeauftragten
für die Realschulen, Gymnasien und Berufliche Oberschulen stehen für Fragen und Ent
scheidungen in komplexen Einzelfällen zur Verfügung. Sie können die verschiedenen Entscheidungsträger versammeln und so
eine Klärung offener Fragen initiieren. Für den Bereich der Grund-, Mittel- und Förderschulen wird sukzessive eine Inklusionsbe
ratung amSchulamt als zusätzliches Angebot v.a. unter demAspekt des Übergangs vomKindergarten in die Grundschule sowie der
Interdisziplinarität und Vernetzungmit der Eingliederungshilfe und den kommunalen Sachaufwandsträgern in der Region geschaffen.
Durch dieses gestaffelte Beratungssystem ist eine situationsgerechte Beratung der Schüler und Erziehungsberechtigten
gewährleistet.
Für jede einzelne Schule gilt es, im Rahmen der Aufgabenstellung „Inklusion“ eigene Zuständigkeiten in einem inner
schulischen Klärungsprozess festzulegen, und sie in jedem Einzelfall anzupassen. Zudem kann die Schulleitung Beratungs
fachkräfte im Rahmen amtlicher Zwecke zur Verfassung von Stellungnahmen und Gutachten beauftragen
(z.B. Art. 86 Abs. 9
BayEUG, Art. 87 Abs. 2 BayEUG; § 41 GrSO)
.
-
-
Die Beratungsfachkräfte sind nur ein Teil des schulischen Beratungssystems. Ihre Zuständigkeiten bei Inklusionsfällen
sind Teil eines durch die Schulleitung definierten allgemeinen Handlungsrahmens.
Die Beratungsfachkräfte folgen den Prinzipien
der Freiwilligkeit der Ratsuchenden,
der Neutralität bzw. Allparteilichkeit,
der Vertraulichkeit und
der Verschwiegenheit;
letzteres auf der Basis unterschiedlicher rechtlicher Rahmenbedingungen
(siehe KMBek Nr. VI/9-S4305-6/40 922 vom
29.10.2001, III, 4.1 und 4.2)
.
3.2 Auftragsgestaltung und Rollenklärung bei der Beratung
3.2.1 Von der Anfrage zumAuftrag
Vor der beschriebenen Ausgangslage kommen der Auftragsgestaltung und der Rollenklärung
der Beratungsfachkräfte eine
besondere Bedeutung zu.
Leonie besucht seit der 5. Jahrgangsstufe ein Gymnasium, jetzt ist sie in der 8. Jahrgangsstufe. Sie hat eine
körperliche Beeinträchtigung der Grobmotorik (halbseitige Lähmung nach einem Schlaganfall im Mutterleib)
sowie eine massive Hörbeeinträchtigung (Cochlea-Implantate). Ihre Ausdrucksfähigkeit ist eingeschränkt,
dennoch ist sie eine begabte und leistungsstarke Schülerin. Der Klassenleiter tritt an die Beratungslehrkraft heran, da
Leonie in den letzten Wochen häufiger wegen Kopf- und Bauchschmerzen den Unterricht versäumt hat. Er hat den
Eindruck, dass sich das Mädchen in der Klasse, in die sie zum Schuljahresbeginn gewechselt ist, nicht wohl fühlt und
sich einzelne Schüler über sie amüsieren. Vielleicht müsse mit der Klasse gearbeitet werden. Zeitgleich wendet sich die
Mutter der Schülerin an die Beratungslehrkraft mit der Information, dass deren Freundinnen wegen der anderen
Sprachenwahl alle in der Parallelklasse seien und die Lehrkräfte der gegenwärtigen Klasse zu wenig Rücksicht auf die
besondere Situation Leonies nähmen. Zusätzlich weiß die Beratungslehrkraft aufgrund eigener Erfahrungen mit ihrem
Patenkind, vor welchen Herausforderungen körperlich beeinträchtigte Schüler an weiterführenden Schulen stehen.
1...,8,9,10,11,12,13,14,15,16,17 19,20,21,22,23,24,25,26,27,28,...44
Powered by FlippingBook