Inklusion an Schulen in Bayern: Infomationen für Beratungslehrkräfte und Schulpsychologen - page 21

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Impulse zur Klärung:
In welchen Handlungsfeldern, ausgehend von dem übernommenen Auftrag, bewege ich mich?
Welche Erwartungen sind durch den/die Auftraggeber und durch die anderen beteiligten Personen an mich gerichtet?
Welche Rollen ergänzen sich, welche widersprechen sich? Welche Rollenkonflikte können sich ergeben? Wie kön
nen sie proaktiv angegangen und aufgelöst werden? Wie können entstehende Rollenkonflikte aufgegriffen werden?
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Welche externen Fachkräfte können hinzugezogen werden, um konflikthafte Situationen zu entzerren und Hand
lungsfelder ggf. auszugliedern?
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Welche Kompetenzen sind notwendig, damit ich die jeweiligen Rollen sach- und zielgerecht ausfüllen kann?
Wo liegen meine Stärken und Handlungsschwerpunkte? In welchen Bereichen muss ich mich nachqualifizieren?
Welche Handlungsfelder trete ich zum Wohl des Kindes an andere Personen ab?
4 Aufgabenfelder der Beratungsfachkräfte im Rahmen der Inklusion
4.1 Kernaufgabe Fallbegleitung
Die Hauptaufgabe der Beratungsfachkräfte im Feld der Inklusion besteht wie in jedem herkömmlichen Beratungsfall (siehe
Kapitel 3.2) zunächst in der Begleitung von Ratsuchenden. Durch die Klärung der Anliegen und Ziele, durch fundierte Anam
nese, Exploration, Diagnostik (sofern nicht eine spezifische Fachlichkeit des MSD erforderlich ist) und Unterrichtbeobach
tung, durch Vermittlung von Sachinformationen und Erarbeiten von Lösungen über Gespräche, durch eine Unterstützung
aller Betroffenen, teils auch im Team, werden Hilfesuchende in schwierigen Situationen begleitet.
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Dieses Kapitel zeigt an Hand durchgeführter Fallbegleitungen durch Beratungslehrkräfte und Schulpsychologen mögliche
Vorgehensweisen und Ablaufschemata in verschiedenen konkreten Situationen auf und liefert zusätzliches Arbeitsmaterial.
Obwohl die Strukturen und Ansätze meist auf alle Schularten, aber auch auf weitere Fragestellungen der Inklusion bei ande
ren zugrunde liegenden Förderschwerpunkten übertragbar sind, bleibt natürlich jeder Beratungsfall ein Einzelfall. Als solcher
muss er jeweils individuell entsprechend der Ausgangssituation, der Wünsche und Erwartungen aller Beteiligten, aber auch
mit Blick auf die äußeren Ressourcen sowie auf die Ressourcen der Beratungsfachkraft bearbeitet werden.
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4.1.1 Praxisbeispiel: Einstieg in einen Beratungsprozess
Am Schuljahresende der 2. Jahrgangsstufe nehmen die Erziehungsberechtigten zusammen mit der Klassen
lehrerin Kontakt mit der Beratungsfachkraft auf. Die Erziehungsberechtigten beschreiben folgende Problem
stellung: Ihre Tochter Anna habe große Schwierigkeiten im sprachlichen Bereich, im Lesen- und Schreiben
lernen, im Rechnen im Zahlenraum bis 20 und allgemein bei der Aneignung von Lernstoff. Die Klassenlehrkraft habe
diese Schwierigkeiten schon im Laufe der 1. Jahrgangsstufe festgestellt, sie habe jedoch gedacht, Anna könnte den
Entwicklungsrückstand in der 2. Klasse aufholen. Da sich Annas Leistungen trotz individueller Förderung kaum gebes
sert hätten, vermutet die Klassenlehrerin einen sonderpädagogischen Förderbedarf. Ihrer Meinung nach müsse sie in
einem Sonderpädagogischen Förderzentrum beschult werden. Die Erziehungsberechtigten können sich die Schwierig
keiten in der Schule nicht erklären. Die Mutter unterstütze Anna immer bei den Hausaufgaben, dabei habe Anna kaum
Probleme, den Anforderungen gerecht zu werden. Eine Beantragung der Aufnahme in eine Förderschule komme für die
Familie nicht in Frage.
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Als Auftrag nimmt die Beratungsfachkraft das Anliegen der Erziehungsberechtigten an, entsprechend ihrem Recht auf eine
inklusive Beschulung
(siehe Art. 41 Abs. 1 BayEUG)
die vorhandenen Unterstützungsmöglichkeiten und Wege für Anna
transparent zu machen. Ihr Ziel ist es, ergebnisoffen zu beraten und Vertrauen zu den Ratsuchenden aufzubauen. Als mög
liche Schritte hin zu einer passgenauen Unterstützung werden von der Beratungsfachkraft im Gespräch die folgenden auf
gefächert:
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