Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel - page 74

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Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel
Spruchbänder dagegen gezeigt. Klar, da werd’ ich keinen, wahrscheinlich wenig Alltagsrassis-
ten irgendwie damit bekehren, aber dass dann natürlich, ja, es ist halt eine aufklärerische Ver-
anstaltung, sag’ ich mal. Wir hatten mal Migration als Thema. (…) Dieses Mal ist es irgendwie
Subkultur gegen den Mainstream. Genau. Was wir ab und zu mal hatten, waren eben irgend-
welche Spendenaktionen, grad für Migranten. (…) und sonst, wir haben schon auch öfter mal
ein gesellschaftliches Thema; so grade, wenn mal wieder so der Sicherheitswahn durchkommt
(…). (m)
Es gibt Befragte, die sich gegen „Faschismus“ engagieren. Das Engagement in diesem Bereich wird
unterschiedlich ausgelegt. Für die einen umfasst es zum Großteil das konkrete Engagement gegen
Rechtsextremismus:
„A: Antifa ist fast nur gegen Rechtsextremismus. Da geht’s zum Beispiel um – jetzt ist dieses (…)
ich glaub’, also jetzt irgendwann, zum Beispiel irgendwann der Stauffenberg – Gedenktag, und
da machen wir halt auch Flyer dazu. So was zum Beispiel. Oder Asyl-Bewerber oder zum Bei-
spiel ist jetzt in den Sommerferien, glaub’ ich, in der Stadt was, ist auch wieder ein Nazi-
Aufmarsch. Da fahren wir halt dann auch hin, denk’ ich mal. Und immer wieder solche Sachen
einfach.“ (m)
Für andere umfasst Antifaschismus weit mehr und geht über das Engagement gegen Rechtsextre-
mismus hinaus:
„A: Mich interessieren und beschäftigen Neonazis überhaupt nicht. Das ist Abschaum, klar, und
ich hab‘ überhaupt nichts dagegen, wenn die was aufs Maul kriegen, aber Faschismus und da-
mit auch Antifaschismus eben ist eine viel weitergehende Systemfrage. Dazu gehört eben auch
unser Umgang mit anderen Lebewesen, nicht nur mit „fremden“ Menschen, sondern auch mit
Tieren und der Umwelt überhaupt. Faschismus ist auch schon, wie unser ganzes Leben hier or-
ganisiert ist, in Hierarchien, in Privilegien, dass die einen alles haben und andere verhungern
gleichzeitig. Und wenn sich angesichts dieser Geschichten Antifas nur mit Neonazi-Bashing be-
schäftigen und ihre ganze Energie da reinstecken, irgendwelche Durchgeknallten auf Flugblät-
tern in ihrer Nachbarschaft als „gefährlicher Neonazi“ zu outen, dann finde ich das nur ober
peinlich. Sandkasten-Antifa.“ (m)
Engagement und Protest sind mit dem Alltag der befragten Jugendlichen verbunden.
Die Themen, für die sich die Befragten engagieren und die damit zusammenhängenden Überzeugun-
gen, verbinden sie in unterschiedlicher Form mit ihrem Alltag. Eine Jugendliche versucht ihre Über-
zeugungen auch im Alltag zu leben, indem sie bspw. vegetarisch lebt oder nicht bei einem großen
Textilunternehmen einkauft. Sie möchte nicht nur andere an ihren Überzeugungen teilhaben lassen,
sondern ein Vorbild sein. Es geht ihr um ein reines Gewissen und darum, für ihre Überzeugungen
einzustehen.
„A: Es ist mir wichtig zu versuchen, mit anderen Leuten zu reden, also zumindest irgendwie de-
nen versuchen, meine Meinung zu unterbreiten oder so. Damit man sie doch noch irgendwie,
keine Ahnung, zum Nachdenken anregen kann. Ich will ja jetzt nicht, dass die meine Meinung
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