LZ - Jahresbericht 2014 - page 38

Themen & Perspektiven:
Deutsche Zeitgeschichte als Voraussetzung unserer Gegenwart
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Zusammenarbeit mit der Weiße Rose Stiftung
Die Weiße Rose Stiftung plant derzeit eine Neukonzep-
tion der „DenkStätte“, das heißt der Ausstellung, die im
Foyer der Ludwig-Maximilians-Universität – einem der
historischen Schauplätze des studentischen Widerstands –
an die Geschichte der Gruppe um die Geschwister Scholl,
um Willi Graf, um Kurt Huber erinnert. Die Landeszent-
rale unterstützt hier finanziell und konzeptionell.
Zudem organisiert die die Landeszentrale jedes Jahr
gemeinsam mit der Weiße Rose Stiftung Fortbildung für
Lehrkräfte. 2014 war das Thema:
„Sind wir, wie wir heißen? – Schulnamen und ihre Be-
deutung für Schulprofil und Schulalltag“. Sie fand amMitt-
woch, 15. Oktober 2014, von 10 bis 16 Uhr in der Denk-
Stätte Weiße Rose am Lichthof der LMU München statt.
Im Zentrum standen Namensgebungen der 16 in Bayern
nach Mitgliedern der Widerstandsgruppe Weiße Rose be-
nannten Schulen. Außerdem wurde am Beispiel des Gym-
nasiums Friedberg der mit der Aberkennung eines Schul-
namens verbundene gesellschaftliche Diskurs um einen
Namensgeber diskutiert.
Die Träne – ein Mahnmal für Behinderte, die im
3. Reich gequält und ermordet wurden
Bild: Bayerischer Landtag
Eine Petition aus dem Jahr 2009 war Anlass für die Errich-
tung einer Erinnerungsstätte in Bayern, die in angemesse-
ner Weise den Opfern der Eutanasieverberchen der Nati-
onalsozialistzen gewidmet ist. Das Denkmal sollte nicht
von einem Künstler errichtet werden, sondern von einer
Schulklasse aus dem Förderschulbereich – einer Einrich-
tung also, die unter der nationalsozialistischen Herrschaft
zu den Zielgruppen der Mordaktionen gehörte. Die Ent-
stehung des Mahnmals wurde von der Bayerischen Lan-
deszentrale für politische Bildungsarbeit betreut. Trauer
und Tränen seien die erste Reaktion der Schülerinnen und
Schüler gewesen, als sie vom Schicksal der Behinderten
in der NS-Zeit erfuhren. So wählten die Sechstklässler
eine Träne als zentrales Symbol. In den Jahren 2010 bis
2012 entstand das Mahnmal am Sonderpädagogischen
Förderzentrum (SFZ) Rothwiesenstraße/München Nord-
West unter Leitung der Lehrkräfte Colette Mecking und
Mona Göschel und begleitet durch die Landeszentrale.
Dazu beschäftigten sich die beteiligten Schülerinnen und
Schüler intensiv mit dem Thema Euthanasiemorde.
Die Schüler wollten ein „Mahnmal für Behinderte, die im
Dritten Reich gequält und ermordet wurden“ schaffen, wie
dessen Inschrift besagt. Dazu gestalteten sie neben einer
großen, mit Mosaiksteinen besetzten Träne auch empor
ragende Hände als zentrale Symbole und Blickfang des
Denkmals. Die Träne steht dabei für das Leid der Opfer
wie auch der Gedenkenden, die Hände für die Hilfsbe-
dürftigen. Diese können aber ebenso als Stopp-Zeichen
gegen zukünftige Verbrechen verstanden werden. Am
Podest befestigten die Schülerinnen und Schüler selbst-
gefertigte Ton-Platten mit Inschriften wie der Mahnung
„Lasst niemals wieder eine Zeit kommen, in der wir den
Schwächsten in der Gesellschaft unseren Schutz versa-
gen!“, aber auch mit Symbolen wie zwei Bussen, die für
die Deportation stehen.
Nach der feierlichen Enthüllung in der Schule (31.
Januar 2014) konnte das Mahnmal am 21. Mai 2015 im
Landtag präsentiert werden. Im Anschluss wurde es im
Max-Mannheimer-Studienzentrum in Dachau (21. Mai bis
22. Juni 2014) ausgestellt. Weitere Stationen waren die Re-
gierung von Oberbayern (27. Juni bis 11. Juli 2014, das ICP
München am Luise-Kiesselbach-Platz (11. Juli bis 30. Sep-
tember 2014) und das Rathaus Augsburg (30. September
bis 14. Novmeber 2014). Am 27./28. Januar 2015 war die
„Träne“ im Rahmen der Gedenkveranstaltung für die Opfer
des Nationalsozialismus und des Israelstudientages erneut
im Bayerischen Landtag zu sehen.
Einsatz des Theaterstücks „Ein ganz gewöhnlicher
Jude“ von Charles Lewinsky im Unterricht
Nachdem am 13. November 2013 im Jüdisches Kultur-
museum Augsburg-Schwaben eine Lehrerfortbildung,
unter Beteiligung des Autors, Charles Lewinsky, und des
Regisseurs und Darstellers in der Inszenierung, Matthias
Klösel, stattgefunden hat, konnte auch 2014 die seit 2011
bestehende Kooperation mit der Theaterwerkstatt Augs-
burg fortgesetzt werden. Im Rahmen dieser Lehrerfort-
bildung wurden didaktische Fragen der Vor- und Nach-
bereitung einer solchen Theateraufführung an Schulen
und die Einbettung in das Unterrichtsgeschehen bzw. den
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