LZ - Jahresbericht 2014 - page 47

Themen & Perspektiven:
Internationale Bildungszusammenarbeit
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Internationale Bildungszusammenarbeit
Tagung Geschichts- und Erinnerungs-
orte
„Wenn (Menschen) schweigen werden, so werden die
Steine schreien.“
Lukas 19,40
Rund 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs
und 25 Jahre nach dem Fall der Mauer befinden sich im-
mer noch zahlreiche Kommunen im wiedervereinigten
Deutschland in einem intensiven Diskurs über ihr „ne-
gatives Eigentum“ (Jean Amery). An vielen „belasteten“
Orten – und gerade denen, die von den Verbrechen des
NS-Regimes zeugen – hat es lange gedauert, bis ein an-
gemessener Umgang mit dieser Vergangenheit gefunden
wurde; und an manchen gelingt es bis heute nicht. In
jedem Fall sind Erinnerungskultur und Vergangenheits-
politik immer ein Stoff für Debatten: von dem simplen
Plädoyer, doch endlich einen Schlussstrich zu ziehen,
bis zum Streit über den richtigen Text auf einer Erinne-
rungstafel. Schon seit 1945 kann man dabei beobachten,
dass die jeweiligen kommunal- oder landespolitischen
Entscheidungen nicht nur von geschichtswissenschaft-
licher Erkenntnis, sondern stark vom Zeitgeist geprägt
sind. Die Erinnerungspolitik ist auch ein Seismograph für
aktuelle gesellschaftliche Sichtweisen und Stimmungen.
Wie gehen Kommunen zu Beginn des 21. Jahrhunderts
im Spannungsfeld von Geschichtspolitik, Informations-
pflicht und den Erfordernissen des Alltags mit ehemaligen
Konzentrationslagern und Gefängnissen, Kasernen, Sied-
lungen und Repräsentationsbauten um? Was haben wir in
den vergangenen Jahrzehnten gelernt und wie geht es mit
den steinernen Zeugnissen weiter, wenn Zeitzeugen nicht
mehr leben?
Expertinnen und Experten aus Geschichtswissenschaft,
Publizistik, Gedenkstättenarbeit und Denkmalpflege dis-
kutierten vom 4.–6. April 2014 in der EvangelischenAka-
demie Tutzing über „kontaminierte Orte“ in Deutschland,
Österreich, Italien und der Tschechischen Republik.
Der Weg vom Ersten Weltkrieg bis
zur Europäischen Einigung – ein
zeitgeschichtliches Unterrichtsprojekt
mit Exkursion
Ein Bildungsziel des Beruflichen Schulzentrums Amberg
ist es, v.a. Schüler ohne Ausbildungsverhältnis zur Be-
wältigung von Lebenssituationen und zur Wahrnehmung
von Lebenschancen zu befähigen. Ein Baustein dazu soll
das von der Berufsschule Amberg erstmalig im Schuljahr
2009/10 mit Schülern aus Klassen für Jugendliche ohne
Ausbildungsverhältnis durchgeführte Projekt zum Thema
„Der Weg vom Ersten Weltkrieg bis zur Europäischen Ei-
nigung“ sein. 2014 führte das BSZAM das Projekt erst-
mals mit vier Schularten durch und ermöglichte es erneut,
Jugendlichen sich selbsttätig und nachhaltig mit wesent-
lichen Bestandteilen der deutschen bzw. europäischen
Geschichte vertraut zu machen und dies 100 Jahre nach
Ausbruch des Ersten Weltkrieges.
Das bayernweit einmalige Pilotprojekt wurde in Ko-
operation mit der Bayerischen Landeszentrale für poli-
tische Bildungsarbeit, dem Verein Comite Franco Alle-
mand, dem Kolping- Bildungswerk Amberg und dem
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge realisiert.
In dem Kooperationsprojekt wird im Rahmen von Pro-
jektunterricht sowie einer Exkursion mit berufslosen Ju-
gendlichen zunächst Hintergrundwissen über Entstehung,
Verlauf und Folgen des Ersten Weltkriegs für Europa so-
wie den europäischen Einigungsprozess erarbeitet. Bei
der vom 7. bis zum 13. Juli 2014 durchgeführten Exkursi-
on in die Argonnen wirkten die bayerischen Jugendlichen
gemeinsam mit Jugendlichen aus Frankreich und anderen
EU-Ländern an der Restauration eines ehemaligen fran-
zösischen Frontlagers aus dem Ersten Weltkrieg mit.
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