aviso - Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst in Bayern - page 22

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aviso 4 | 2014
Renaissance des zeichnens?
Colloquium
Plakatgestalter und Illustrator mit internationalem Ruf, in
atemberaubender Aquarelltechnik eine Kriminalgeschichte
von Dashiell Hammett. Hillmann macht dabei das Licht, ganz
in der Tradition von Edward Hopper, zu seinem eigentlichen
Thema und treibt seine Helden durch das sonnendurchflu­
tete San Francisco der Roaring Twenties, durch schattenspen­
dende Häuserschluchten und in das Halbdunkel schummriger
Apartments (Neuauflage bei dtv München, 2005).
Emanzipation vom Superhelden
Zu Beginn der 1990er Jahre tauchte der Begriff Graphic
Novel dann im Kontext von Arbeiten amerikanischer Zeich-
ner (und Autoren) wie Frank Miller, Howard Chaykin, Kent
Williams oder Bill Sienkiewicz erneut auf. All diese Künstler
kamen ursprünglich aus dem Superheldenmetier und eman-
zipierten sich grafisch und erzählerisch mit teils radikaler
Konsequenz von den dort üblichen Konventionen. Maleri-
sche Acryltechniken, Airbrush, übermalte Fotografien, der
Einsatz des Fotokopierers, oder sogar, wie in Sienkiewiczs
»Stray Toasters«, das Einbeziehen dreidimensionaler Objekte
in die Bildkomposition, boten Unerhörtes und Ungesehenes
im Rahmen des Mediums. Mit dem Briten Dave McKean
(z. B. »Mr. Punch«, »Cages«), der all diese künstlerischen
Techniken ebenso virtuous handhabt, kam dann noch das
digitale Element, der Einsatz von Photoshop, vor allem für
seine beeindruckenden Titelgrafiken, hinzu. Um diese Zeit
etablierten die beiden großen Verlage Carlsen und Ehapa auch
neue Hardcoverbuchreihen – Carlsen Lux und Feest Focus
(bei Ehapa) –, in denen unkonventionelle Comicerzählungen
und Graphic Novels publiziert wurden und auch zum ersten
Mal im größeren Umfang deutschsprachige Künstlerinnen
und Künstler wie Chrigel Farner, Ute Helmbold, Reinhard
Kleist oder JürgenMick veröffentlicht wurden. Gut gemachte
Comicerzählungen hiesiger Zeichner wie z. B. »Hector Umbra«
des Münchner Illustrators Uli Oesterle gehören seitdem zum
beständigen Verlagsprogramm, vor allem beim Hamburger
Carlsen Verlag.
Die Graphic Novel
im deutschen Buchmarkt
In den folgenden Jahren erschienen auf dem deutschen Buch-
markt eine ganze Reihe beeindruckender Graphic Novels
wie z. B. »Maus« von Art Spiegelman, Daniel Clowes »Wie
ein samtener Handschuh in eisernen Fesseln, »Black Hole«
von Charles Burns, »Othello« von David Hughes oder Alan
Moores & Eddie Campbells »From Hell«. Moore (Text) und
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