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aviso 4 | 2014
Renaissance des zeichnens?
Colloquium
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Kernforschungszentrum CERN bei Genf, gewesen sei, mit
welchem die empirische Überprüfung ihrer theoretischen
Forschung in greifbare Nähe rückt? »Prinzipiell müsste ich
das nicht tun«, so Randall. »Ich brauche für meine Theorien
letztlich nur ein Blatt Papier und einen Bleistift« (SZ vom
9. Mai 2012). Nun beginnt die Sache natürlich spannend zu
werden. Hier äußert sich ja nicht ein passionierter Laie, eine
Künstlerin oder ein Kunstpädagoge, d. h. eine Person, die
aufgrund ihrer Lust und Motivation oder Profession schon
verdächtig ist. Nein, hier spricht die Wissenschaftlerin, die
das Universum vermisst und mittels der Physik den letzten
Geheimnissen der Menschheit auf der Spur ist.
Die Freiheit der weißen Fläche erproben
Offensichtlich haben Bleistift und Papier in der digitalisier-
ten Welt eine Verortung auch im Wissenserwerb, die nicht
zu tilgen ist. Woran kann das liegen? Es scheint etwas im
zeichnerischen Handeln zu liegen, das es über die Grenzen
von Kunst und Wissenschaft hinaus interessant macht. Die
Einfachheit? Papier und Bleistift sind ja schnell verfügbar,
immer zu haben, schnell gehandhabt. Die Möglichkeit der
Unabhängigkeit von technischen Hilfsmitteln? Ich, mein
Bleistift, mein Papier? Die Freiheit der weißen Fläche des Pa-
piers, die erlaubt, Linien zu ziehen, Linien wieder zu entfernen,
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