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Das Urban-Sketching-Manifest
1. Wir zeichnen vor Ort, drinnen oder draußen, nach
direkter Beobachtung.
2. Unsere Zeichnungen erzählen die Geschichte unse-
rer Umgebung, der Orte, an denen wir leben oder zu
denen wir reisen.
3. Unsere Zeichnungen sind eine Aufzeichnung der Zeit
und des Ortes.
4. Wir bezeugen unsere Umgebung wahrhaftig.
5. Wir benutzen alle Arten von Material und pflegen
unseren individuellen Stil.
6. Wir unterstützen einander und zeichnen zusammen.
7. Wir veröffentlichen unsere Zeichnungen online.
8. Wir zeigen die Welt, Zeichnung für Zeichnung.
oben
Miriam Benmoussa, München: »Das Maxmonument in München
bietet viele Motive. Die Zeichnung, entstanden an einem Sonntag-
nachmittag im Mai 2014, bildet den Blick auf das GOP Variété Theater
zwischen Maximilianstraße und Thierschstraße ab. 21,6 x 27,9 cm,
Stillman & Birn Skizzenbuch für Aquarell, Winsor & Newton und
Schmincke Aquarellfarben (Näpfchen und aus der Tube), ca. 1 Stunde«.
unten
Gabriel Campanario, Seattle: »Ein Vorteil des Urban Sketching ist
der Kontakt mit Menschen auf der Straße, die sich für
unsere Arbeit interessieren. Während ich in São Paulos Avenida
Paulista Skizzen machte, machte mich ein Passant auf andere Orte
aufmerksam, für die sich ein Künstler wie ich interessieren könnte.
13,9 x 21,6 cm. Das Stillman & Birn Skizzenbuch hat sehr dickes
Aquarellpapier, ideal für Nass-in-Nass-Arbeiten. Lamy Safari Füller und
Daniel Smith Aquarellfarben«.
Der große Vorteil der »Urban-Sketcher-Methode« zu anderen Zeichen-
schulen ist die große Fülle der verschiedenen Herangehensweisen und
Handschriften. Omar Jaramillo beschreibt einen Schneeball-Effekt des
gegenseitigen Lernens: »Gemeinsam werden wir alle sehr schnell viel
besser.« Dabei ziehen die Urban Sketchers keine Grenze zwischen Profis
und Amateuren. Gabriel Campanario sieht darin eine wichtige Ursache für
den großen Erfolg der weltweiten Zeichen-Bewegung: »Urban Sketching
ist berufe-, nationen- und kulturübergreifend. Die Idee des Urban Sket-
ching kann jeden ansprechen, der einminimales Interesse amZeichnen
hat, egal auf welchemNiveau. Du hast so viel davon: Du verbesserst deine
Zeichenfertigkeit, siehst deine Stadt auf neueWeise und entwickelt immer
mehr Wertschätzung für sie. Du kreierst eine visuelle Reise des eigenen
Lebens und findest eine unterstützende Gemeinschaft online, du tauchst
in andere Kulturen ein, wenn du mit dem Skizzenbuch reist – nur um
einige positiveWirkungen des Urban Sketching zu nennen.« Urban Sket-
ching ist mehr als Zeichnen. Davon zeugt auch das Manifest, dem sich die
Urban Sketchers verpflichtet haben (s. Kasten). Wer sich vorgenommen
hat, dieWelt zu zeigen, Zeichnung für Zeichnung, dem geht es ums Ganze.
links
Omar Jaramillo, Berlin: »Unser Wahrhaftigkeits-Codex im Manifest führt dazu,
dass einige Sketcher wichtige Ereignisse dokumentieren. Veronica Lawlor hat
die Tragödie des 11. September in Skizzen dargestellt, andere zeichneten die Pro-
teste in Spanien oder im Gezi Park in Istanbul. Im Juli 2014 war ein großer
Polizeieinsatz, um die Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin zu räumen, in der Flücht-
linge seit Dezember 2012 wohnen. Ich habe die Situation jeden Tag gezeichnet.
Hier stehen einige Jugendliche am frühen Morgen vor der Polizeisperre. Sie haben
dort die Nacht verbracht, um eine Räumung zu verhindern. Alle sind müde,
jemand spielt Gitarre und singt. 22.86 x 15.24 cm, Faber Castell Pitt Pen und
Aquarell in Stillman & Birn Skizzenbuch«.
Dr. Elisabeth Donoughue
, Redaktion aviso.
Zum Weiterlesen, -schauen und -zeichnen
und
Kontakt zu Münchner Urbansketchers (Sketchcrawl immer am 1. Sonntag
im Monat)
Gabriel Campanario, »Urban Sketching – Zeichnen und skizzieren unter-
wegs – eine Weltreise«, deutsche Ausgabe Stuttgart (frechverlag) 2012.
Gabriel Campanario, »The Urban Sketching Handbook:
Architecture and Cityscapes: Tips and Techniques for Drawing on Loca-
tion«, Quarry Books, ab 15. Oktober 2014 erhältlich.
