aviso - Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst in Bayern - page 35

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unentbehrlichen Werkzeugen gerade in der Weiterverarbei-
tung der zeichnerischen Grundlage. Der Computer hilft mir
dabei, mein Handwerk zu erweitern.
Anton Hantschel,
Illustrator in Nürnberg,
Meine Welt als Illustratorin ist Bewegtbild, Animation. Um
einen 3-minütigen Film zu drehen, muss ich ca. 2 500 Bilder
kreieren. Oft mache ich Sandanimation, d. h. die Einzelbilder
werden nicht gezeichnet, sondern aus Sand auf Glas ausge-
streut. Der Sand besitzt eine besondere Plastizität, er ist leicht
und flüssig. Auch meinen Studenten an der TH Deggendorf,
der SAE München oder der Filmakademie in Ludwigsburg
bringe ich bei, in Bewegtbildern zu denken. Die Zukunft unseres
Berufs liegt eindeutig im Internet. Für dieses Medium ist das
Bild, insbesondere das Bewegtbild, noch wichtiger als das Wort.
Alla Churikova,
Illustratorin in München,
Sehen lernen! In Bildern denken lernen! Diese Bilder darstel-
len lernen! Dies sind elementare Grundlagen in der Ausbil-
dung zum Illustrator. Das intensivste Training hierfür stellt
ein breit aufgestelltes begleitendes Studium der Zeichnung dar,
ergänzend zu Aufgabenstellungen im Illustrations-Unterricht.
Außerdem sollen Vorbilder in ihrem zeitgeschichtlichen und
anwendungsbezogenen Kontext verortet werden können, wes-
halb ich mich für ein Angebot an speziell an Illustratoren
gerichtete Vorlesungen von Illustrations-Geschichte ausspreche.
Katharina Gschwendtner,
Illustratorin in Hamburg,
und
Prinzipiell verstehe ich das Zeichnen heute weniger als ein rei-
nes Handwerk, sondern vielmehr als eine Methode und Kul-
turtechnik, Informationen zu reduzieren und zu abstrahieren.
Auch macht Zeichnen neugierig, weil man genau hinsehen
muss und dabei große Entdeckungen machen kann. Zeich-
nen ist deshalb – für jeden von uns, unabhängig von Talent
oder Fähigkeit, egal ob jung oder alt – eine Schule des Sehens
und der Wahrnehmung und hilft uns, unsere Welt besser zu
verstehen. Und zusätzlich macht Zeichnen Spaß, weil es kein
Richtig oder Falsch gibt und alles erlaubt ist. Wo gibt es das
sonst schon?
Franziska Walther,
Grafikdesignerin und Illustratorin in
Weimar & Hamburg
Die Zeichnung zeigt für mich einen sehr persönlichen Blick
auf die Welt. Ohne genaues Hinschauen funktioniert es nicht.
Spannend wird es dann, wenn das Auge an einemDetail hän-
genbleibt, und spannend bleibt es, wenn es ganz anders auf
dem Papier aussieht als in meiner Vorstellung. Ich habe seit
meiner Kindheit nicht aufgehört zu zeichnen und das Skiz-
zenbuch hält meine Neugierde auf die Umwelt fest.
Claudia Lieb,
Illustratorin in München,
Auch im digitalen Zeitalter führen wir Illustratoren mit der
Hand einen Stift über eine Oberfläche – etwa ein Grafiktab-
lett oder den Bildschirm selbst. Mit demPen können wir heute
vom japanischen Pinsel bis zumManga-Marker eine riesige
Palette von Zeichenstilen abdecken. Bei aller heute möglichen
technischen Perfektion wächst aber auch wieder die Wertschät-
zung der manuellen Techniken. Der Zauber einer Handarbeit,
der haptische Reiz einer Originalillustration bleibt auch im
Zeitalter der Digitalisierung ungebrochen. Zudem ist das
Erlernen von manuellen Techniken immer noch eine der bes-
ten Schulungen für visuelle Darstellungsformen.
Florian Mitgutsch,
Illustrator in München,
Mit der Illustration kann man einfach komplette Welten aufs
Papier holen. Man braucht nur einen Zettel und einen Stift.
Susanne Straßer,
Illustratorin in München,
Zum Weiterlesen
Felix Scheinberger, »100 Wege einen Vogel zu malen«, Verlag
Hermann Schmidt Mainz 2013.
Mit freundlicher Genehmigung der jeweiligen Illustratoren und der genannten Verlage.
Die Illustratoren Organisation e.V. ist der einzige Berufs-
verband für Illustratoren in Deutschland. 2002 gegründet,
haben sich mittlerweile mehr als 1300 professionell tätige
Illustratoren hier zusammengeschlossen, um gemeinsam
ihre künstlerischen, politischen und wirtschaftlichen Inte­
ressen zu vertreten. Das vereinte Ziel: Die Förderung ge-
sellschaftlichen Respekts gegenüber kreativer Tätigkeit und
der Schutz der Interessen von Urhebern. Die Illustratoren
Organisation leistet Verbandstätigkeit in zwei Richtungen:
Nach innen stärkt sie jedes einzelne ihrer Mitglieder in allen
künstlerischen, juristischen und wirtschaftlichen Fragen,
die mit der Berufsausübung zu tun haben. Nach außen zeigt
sich die Illustratoren Organisation gut vernetzt mit natio-
nalen und internationalen Kreativverbänden, stärkt so ihre
Position in Politik und Öffentlichkeit.
Regionalgruppen in Bayern
und
aviso 4 | 2014
Renaissance des zeichnens?
Colloquium
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