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5. Wie erstellen Lehrkräfte passgenaue Lernangebote für den Mathematikunterricht?

5.

Wie erstellen Lehrkräfte passgenaue Lernangebote für den Mathema-

tikunterricht?

5.1 Entwicklung von Grundvorstellungen

5.1.1 Geeignete didaktische Materialien

Die Grundidee beim Aufbau von Grundvorstellungen ist,

dass konkrete Handlungen an geeigneten Materialien zu

gedanklichen Operationen umgebaut werden.

Rudolf vom Hofe

Lernschwierigkeiten in Mathematik werden nicht durch ein vermehrtes Üben beseitigt. Zielführender ist es, wenn sich die

Förderung auf grundlegende Kompetenzerwartungen und Inhalte (siehe Kapitel 4, S. 17) und sorgfältig darauf abgestimm-

te didaktische Materialien beschränkt. Diese sind nicht nur Lernhilfe, sondern beinhalten immer auch Lernaufgaben für die

Kinder. „Sparsamkeit ist insbesondere für schwächere Schülerinnen und Schüler hilfreich, da jedes neue Lernmaterial eine

eigene Fremdsprache darstellt, in die arithmetische Operationen hineingelesen werden müssen. Materialvielfalt ist eher ein

Ausdruck von Hilflosigkeit, bestenfalls einer theoretischen Hoffnung.“ (Lorenz 2000, S. 19 - 22)

Der Lernerfolg steigt somit nicht mit der Anzahl der verwendeten Materialien, sondern mit der Intensität der Schüleraktivi-

tät und der richtigen Handhabung des Materials.

Folgende Kriterien sind (nach Krauthausen/Scherer 2008, S. 232 und Wartha/Schulz 2012, S. 79) bei der Auswahl von

didaktischen Materialien leitend:

Werden die mathematischen Grundideen möglichst gut und adäquat verkörpert (z. B. 5-er- / 10er-Struktur) und kann

der Lerninhalt mithilfe des Materials handelnd umgesetzt werden?

Kann die Materialhandlung auch im Kopf durchgeführt werden?

Ermöglicht das Material eine strukturgleiche Fortsetzung über die Schuljahre hinweg?

Erlaubt das Material Handlungen, die dem Kind helfen, operative Strategien des Rechnens zu entwickeln?

Wird die Ablösung vom zählenden und der Übergang zum denkenden Rechnen begünstigend unterstützt?

?

Um Marie vom Zählen abzulösen, braucht es Materialien, die sehr klar die Fünfer- und Zehnerstruktur

aufzeigen und den kardinalen Zahlbegriff stützen. Dazu bieten sich bis 10 die Finger an, bei denen

auf simultanes Auf- und Wegklappen der Finger geachtet werden muss. Darüber hinaus könnte mit

dem Rechenrahmen bis 100 gearbeitet werden, der es erlaubt, Zehner, aber auch Anzahlen bis 10

auf einen Blick zu „schieben“. Außerdem bietet der Rechenrahmen die Möglichkeit, die fehlenden

Elemente bis zur nächsten Zehnerzahl zu sehen.

Zur Sicherung des Operationsverständnisses könnte ebenfalls mit dem Rechenrahmen gearbeitet

werden. (Es kommt etwas dazu: plus, es wird etwas weggeschoben/verdeckt: minus).

Wenn zu einem späteren Zeitpunkt vertieft auf Addition und Subtraktion zweistelliger Zahlen einge-

gangen werden soll, empfiehlt sich ein Wechsel im Material zum dekadischen Material. Hier können

besser Zehner hinzugelegt bzw. weggenommen werden bzw. nochmals auf die Stellenwerte und das

Eintauschen von 10 Einern in eine Zehnerstange hingewiesen werden.

Die nachfolgende genannten Materialien sind aus didaktischer Sicht für den Aufbau von Grundvorstellungen hilfreich (in

Anlehnung an Schmassmann/Diener 2014):