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Kinder mit besonderen Schwierigkeiten beim Rechnenlernen

4. Wie erheben Lehrkräfte den Lernstand und legen Schwerpunkte der pädagogischen Förderung fest?

Beobachtungsschwerpunkte in Jahrgangsstufe 2:

Kinder

haben Probleme beim Aufsagen der Zahlwortreihe, beim Vor- und Rückwärtszählen im Zahlenraum bis 100.

haben anhaltende Probleme beim Schreiben und Lesen von Zahlen: Zehner und Einer werden vertauscht, zweistellige

Zahlen werden sprechbegleitend geschrieben – erst E, dann Z.

lassen Zahl- und Stellenwertverständnis vermissen.

können sich im Zahlenraum bis 100 nicht orientieren: Zahlen können am Zahlenstrahl nicht eingeordnet werden,

Nachbarzahlen/Nachbarzehner können nicht angegeben werden, es kann nicht schrittweise auf 100 ergänzt werden,

die Orientierung an der Hundertertafel ist nicht möglich.

haben Probleme bei einfachen Additions- und Subtraktionsaufgaben, die durch Analogiebildung lösbar sind.

lösen Aufgaben mit Zehnerüberschreitung im Zahlenraum bis 100 weitgehend zählend.

haben Probleme bei der Arbeit mit Größen und deren Repräsentanten.

haben fehlende oder unzureichende Grundvorstellungen zu den Rechenoperationen.

Beobachtungsschwerpunkte in Jahrgangsstufe 3 und 4:

Kinder

haben das Einmaleins und einfache Divisionssätze nicht automatisiert.

zeigen Probleme beim Schreiben und Lesen von Zahlen: Stellenwerte werden vertauscht.

lassen ein mangelndes Zahl- und Stellenwertverständnis erkennen: keine Vorstellung von Bündelung und Stellenwert,

keine Vorstellung von der Mächtigkeit einer Zahl.

können sich im Zahlenraum bis 1000 / bis zur Million nicht orientieren: Zahlen können am Zahlenstrahl nicht

eingeordnet werden, Nachbarzahlen/Nachbarzehner/Nachbarhunderter nicht angegeben werden, es kann nicht

schrittweise auf 1000 ergänzt werden.

machen Stellenwertfehler beim Rechnen (

300 + 40 = 700, 360 + 280 = 514,

da

3 + 2 = 5

und

6 + 8 = 14

) oder

(

400 + 3000 = 7000, 2360 + 3280 = 5514

, da

2 + 3 = 5, 3 + 2 = 5

und

6 + 8 = 14

).

sind unsicher bei der Hunderter- bzw. Tausenderüber-/-unterschreitung (

599 + 1 = 699, 600 – 1 = 500,

5999 + 1 = 6999

oder

6000 – 10 = 500

).

haben Schwierigkeiten beim Rechnen mit großen Zahlen, da Analogien nicht genutzt werden können oder immer

noch zählend gerechnet wird.

zeigen Probleme beim Malnehmen mit 10 und mit Vielfachen von 10 (und Umkehrung).

machen Fehler beim schriftlichen Addieren (falsches Untereinanderschreiben, Start mit größtem Stellenwert, Über-

tragsfehler, Nullfehler …).

machen Fehler beim schriftlichen Subtrahieren (Verstöße gegen die Rechenrichtung, Verwechslungen mit der Addi-

tion, Übertragsfehler, Nullfehler …).

haben Schwierigkeiten mit der schriftlichen Multiplikation (Verfahren nicht verstanden, Einmaleins nicht automati-

siert, Kopfrechenprobleme beim Übertrag, Nullfehler …).

haben Schwierigkeiten beim schriftlichen Dividieren (Verfahren nicht verstanden, Fehler beim Schätzen oder bei den

Umkehraufgaben zum kleinen Einmaleins).

verfügen über keine ausreichende Größenvorstellung.

rechnen Größen fehlerhaft um.

4.1.2 Qualitative Fehleranalyse

„Aufgabe der Fehleranalyse ist es, die Gründe, die zu Fehlern geführt haben, herauszufinden und daraus Konsequenzen zu

ziehen – beides nach Möglichkeit gemeinsam mit dem Kind. Die Konsequenzen können im Sinne einer präventiven Didaktik

den gesamten Unterricht betreffen. Zugleich beziehen sie sich auf das Kind im Rahmen seines persönlichen Hintergrundes

und seiner Entwicklung.“ (Jost u. a., 1992 , S. 33, 35)

In erster Linie geht es also darum, fehlerhafte oder unvorteilhafte Lösungsstrategien aufzuspüren und eine Grundlage für

einen individualisierenden und förderorientierten Unterricht zu schaffen.