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2. Wer unterstützt Kinder mit besonderen Schwierigkeiten beim Rechnenlernen?

2.

Wer unterstützt Kinder mit besonderen Schwierigkeiten beim Rechnen-

lernen?

2.1 Schulische Unterstützungssysteme

2.1.1 Lehrkräfte

Gerade in der Grundschule ermöglicht das Klassenlehrerprinzip, dass die Lehrkraft jedes Kind in seiner Gesamtheit sieht, neben

Stärken auch Förderschwerpunkte schnell erkennt und gezielt Unterstützung und Hilfe anbieten und/oder vermitteln kann.

Dabei bewährt sich eine schülerorientierte und achtsame Vorgehensweise mit dem Ziel, die Denkwege der Kinder wahrzu-

nehmen, zu verstehen und als Ausgangspunkt für Weiterentwicklung anzunehmen.

Nach Sundermann/Selter (2008, S. 31) erleichtern folgende Leitlinien die fachlich differenzierte Beobachtung:

Zurückhaltung:

Der Erklärungsanteil der Lehrkraft sollte möglichst gering sein.

Geduld:

Auch in Gesprächspausen sind Kinder häufig in irgendeiner Form geistig aktiv.

Kompetenzorientierung:

Ein aktuell falsches Resultat kann durchaus der Weg zum richtigen Ergebnis sein; zudem

spiegelt es bei genauer Betrachtung immer den momentanen Entwicklungsstand des Kindes.

Im Lerngespräch ist der Blick von Kind und Lehrkraft gemeinsam auf den Lernprozess und die konkrete Leistung gerichtet.

So beinhaltet eine wertschätzende Rückmeldung neben einer sachlichen Lernstandsanalyse immer auch ermutigende Hilfen

für den weiteren Lernprozess des Kindes.

Am Beispiel der mündlichen Rückmeldung kann das wie folgt aussehen:

Lena fragt ihre Lehrerin, ob die Rechnung 15 · 7 = 75 (weil 10 · 7 = 70 und 70 + 5 = 75) richtig sei.

Die möglichen Antworten oder Rückfragen können vielfältig sein:

Versuche es nochmal.

Wie hast du gerechnet?

Denkst du, dass es richtig ist?

Nein!

Wie viel ist 10 · 7 und wie viel ist 5 · 7?

Die verschiedenen Reaktionen der Lehrkraft können dabei nicht nur die Motivation, sondern auch das weitere Schüler-

verhalten sowie den gewünschten Lernprozess ganz unterschiedlich beeinflussen.

Des Weiteren sollten folgende allgemeine Grundsätze das Vorgehen der Lehrkräfte begleiten:

Produktiver Umgang mit Fehlern:

Fehler der Schülerinnen und Schüler müssen ernst genommen werden. Sie geben

Anhaltspunkte für den individuellen Lernstand und die Entwicklung von Vorstellungen.

Systematische Einführung und Begleitung im Umgang mit Materialien:

Lehrkräfte unterstützen die Schülerin-

nen und Schüler individuell, indem sie geeignetes Material anbieten.

Zusätzlich sind die folgenden Aspekte für Kinder mit Rechenschwierigkeiten hilfreich (vgl. Bundesverband Legasthenie und

Dyskalkulie 2013):

Die Übungs- und Hausaufgaben orientieren sich hinsichtlich Anforderungsniveau und Umfang an der individuell vor-

liegenden Lernausgangslage. Dabei sind auch mündlich zu bearbeitende Aufgaben zur Automatisierung (etwa Eins-

pluseins und Einmaleins) sinnvoll.

Insbesondere für die Jahrgangsstufe 1 ist der Einsatz von Materialien zur Veranschaulichung von Teil-Ganzes-Beziehun-

gen wichtig. Durch das Verständnis von Zahlen als zerlegbare Einheiten und ein sicheres Faktenwissen zur Zerlegung,

Verdopplung und Halbierung von Zahlen besonders im Zahlenraum bis 10 wird der Zehnerübergang sicher vorbereitet.

Auch in höheren Jahrgangsstufen kann es immer wieder sinnvoll sein, Übungsaufgaben in kleineren Zahlenräumen zu

stellen (Grundwissen).

Das Anschauungsmaterial ist so gewählt, dass es unangemessene Rechenstrategien nicht unterstützt.