Schule & Wir - page 10

Titel
diesem zusätzlichen Schuljahr werden sie zeitlich
entlastet, indem sie einzelne Fächer nicht belegen.
„Zuerst das Selbstbewusstsein stär-
ken – der bessere Weg zum Erfolg“
Förderung und Lernzeit den Bedürf-
nissen des einzelnen Schülers anpassen
– das ist die bayerische Antwort auf
Diskussionen ums Sitzenbleiben und
Fragen der Schulzeitdauer. Und auch
Bayerns Ass im Spiel um die Zukunft.
Auf das eigene Bauchgefühl hören, sich
die Zeit nehmen können, die ein Kind braucht.
Wie gut das tut, weiß
Anna Brandl
aus eigner
Erfahrung. Die 19-jährige Abiturientin von der
FOS/BOS Fürstenfeldbruck möchte nach dem
Studium Lehrerin werden, für das Lehramt an
beruflichen Schulen. Ausgezeichnete Perspekti-
ven für eine Schülerin wie Anna, die mit zehn
den Übertritt ans Gymnasium einfach nicht
wagte und damals stattdessen lieber auf der
Hauptschule blieb. „Zur Zeit des Übertritts in
der vierten Klasse war ich persönlich noch nicht
soweit. In der Hauptschule war ich dann ab der
siebten Klasse immer Klassenbeste. Da habe ich
gemerkt: Hier bin ich unterfordert.“ Nach dem
Qualifizierenden Hauptschulabschluss besuchte
sie den M-Zug und legte die Mittlere Reife ab.
Mit einem Vorkurs schaffte sie es schließlich auf
den sozialen Zweig der FOS, wo sie nach
dem Fachabitur in der FOS 12 auch
noch die Allgemeine Hochschulreife
in der FOS 13 ablegen
wird. Im Rückblick
findet Anna heute:
„Für mich war die-
ser Weg einfach der bessere. Auf der
Hauptschule konnte ich Erfolge sammeln
und mein Selbstbewusstsein stärken. Das habe
ich gebraucht.“
Jeder Abschluss mit Anschluss!
Annas schulischer Werdegang ist in Bayern
heute keine Seltenheit mehr: Rund 44 % aller
Studienberechtigten kommen im Freistaat nicht
vom Gymnasium, sondern größtenteils aus der
beruflichen Bildung.
Auch
Sebastian Stiefel
erkannte erst nach
einer Ausbildung zum Industriekaufmann im
Vertriebscontrolling mit EDV, dass mehr in ihm
steckt: „Nach der Realschule habe ich zunächst
die FOS in München besucht und diese dann
Anna
Brandl
Jeder Abschluss mit Anschluss: In Bayern kommen rund 44 % aller Studienberechtigten nicht vom Gymnasium,
sondern aus der beruflichen Bildung
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Schule & Wir
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