Schule & Wir - page 8

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nur rund 73.700 Ausbildungssuchende. „Dieser
Trend wird sich infolge kontinuierlich sinken-
der Schülerzahlen weiter fortsetzen“, davon ist
Brossardt überzeugt.
Fachkräfte? In 2020 Mangelware!
Für die Betriebe bedeutet das: Ausbildungsplätze
mit geeigneten Bewerbern zu besetzen, wird zu-
nehmend schwerer – und damit auch die Sicherung
künftiger Nachwuchskräfte. „Laut unserer
aktuellen Studie ‚Arbeitslandschaft 2035‘
gehen wir davon aus, dass in Bayern
2020 rund 230.000 Fachkräfte
fehlen werden“, so Brossardt.
Und Stefan Heidbreder, Ge-
schäftsführer der Stiftung Familien-
unternehmen, macht deutlich: Auch
Arbeitgeber müssen Konsequenzen aus
dieser veränderten Arbeitsmarktsituation
ziehen. „Noch nie hatten hochqualifizierte junge
Menschen so gute Chancen wie heute, sich ihren
Job auszusuchen. Hoch qualifizierte Mitarbeiter
werden sich in Zukunft nicht mehr bei den Unter-
nehmen bewerben – sondern die Unternehmen bei
ihnen.“ Um direkten Kontakt zu Bewerbern und
jungen Talenten zu suchen, wenden sich daher Ei-
gentümer und Personalverantwortliche von Famili-
enunternehmen seit vielen Jahren mit Karrieretagen
an die begehrten Nachwuchskräfte.
Bayerns Weg zum Erfolg:
Schule vom Kind aus denken
Fähigkeiten, Fleiß und Fantasie früh fördern – das
ist allerdings nicht nur für die Wirtschaft gut.
Talente und Begabungen individuell entwickeln –
tatsächlich macht das auch aus pädagogischer Sicht
Sinn. Jedes Kind ist eine unverwechselbare Per-
sönlichkeit. Und genauso individuell wie das Kind
ist die Bandbreite seiner Begabungen.
Das heißt aber auch: Chancen und
Zukunft haben Kinder am besten
in einer Schule,
die nicht alle
über den gleichen
Kamm schert.
„Wir in Bayern erkennen und ach-
ten unsere jungen Menschen in ihrer
Individualität und Begabung“, das ist Bayerns
Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle
, selbst Vater
von zwei Kindern, wichtig. „Ich weiß: Im globa-
len Wettlauf um die Zukunft haben wir nur eine
Ressource: die Entfaltung und Aktivierung aller
Talente. Deswegen setzen wir in Bayern auf den
individuellen Bildungserfolg. Wir in Bayern in-
vestieren in Köpfe, nicht in Strukturen!“ Vielfalt,
nicht Einfalt, das ist Bayerns Weg zum Erfolg.
„Von allein kommt nichts!“
Nicole Schön
ist eine, die von diesem bayerischen
Weg profitiert hat. Anfang des Jahres hat die
30-Jährige die Bäckerei ihres Lehrmeisters in
Dachau übernommen. Für die erfolgreiche
Jung-Unternehmerin war schon früh
klar. „Schule ist schön, aber im Betrieb
gefällt’s mir besser. Ich bin
ein praktischer Mensch.“
Nach dem Qualifizierenden
Hauptschulabschluss machte
die gebürtige Dachauerin eine Lehre zur Bä-
ckerin und war danach auch als Bäckergesellin
tätig. 2010 gewann sie den Wettbewerb „Bayerns
schnellste Bäckerin“. Als Preis erhielt sie eine
Ausbildung zur Bäckermeisterin und Betriebswir-
tin des Handwerks an der Akademie des bayeri-
schen Bäckerhandwerks in Lochham. Nun ist sie
Bäckermeisterin, Betriebswirtin und Konditorin
in einem – und Herrin über 30 Mann in ihrem
eigenen Betrieb. Wie sie das alles gestemmt hat?
„Von allein kommt nichts. Wenn du etwas wirklich
willst, musst du schon etwas dafür tun. Und du
musst etwas finden, was dir wirklich Spaß macht.“
Eigeninitiative, Überzeugung und eine gute
Ausbildung – das sei ihr Erfolgsrezept, sagt die
Powerfrau im Interview: „Bayerns duales Ausbil-
dungssystem ist sehr gut. Es gibt nichts Besseres.
Im Betrieb habe ich alles gelernt, was ich für
meine Handwerkskunst brauche, die Theorie hat
die Schule geliefert.“
Mehr individuelle Lernzeit
Um mehr Talente wie Nicole Schön früh-
zeitig zu entdecken und zu fördern, setzt
Bayern auf mehr individuelle Lernzeit
fürs Kind. Der bayerische Weg will dem
einzelnen Kind die Zeit geben, die es ganz
persönlich braucht, um den angestrebten
Abschluss zu erreichen.
Flexible Grundschule
Diese Idee steht auch hinter dem Modellver-
such
Flexible Grundschule
, den die Stiftung
Bildungspakt Bayern und das bayerische
Nicole
Schön
Dr. Ludwig
Spaenle
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