Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel - page 54

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Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel
Identifikation mit dem eigenen Verein und dessen Unterstützung kann dann im Einzelfall auch mit
anderen als verbalen Mitteln erfolgen.
Experten konstatieren, dass Gewalt im Fußball in unterschiedlichen Kontexten entsteht. Dabei hat
die Gewalt im Zusammenhang mit anderen Fangruppen, die in unmittelbarer Konkurrenz zueinander
stehen und in zugespitzten Situationen Konflikte und Konfrontationen hervorrufen eine erhöhte Re-
levanz. Begünstigt wird dies bspw. durch die Aufteilung der Fangruppen in verschiedene Lager,
wodurch das Territorialverhalten verstärkt bzw. das Konkurrenzprinzip zwischen den Gruppierungen
ausgeprägt wird, so ein Experte.
4.3.3.2 Fanprojekte
Bei der Zielgruppe der Fanprojekte handelt es sich um jugendliche Fußballfans unter 27 Jahren. Die
Aufgaben drehen sich um Jugendarbeit mit Fußballfans, es gibt Räume, wo sie sich treffen können, es
gibt aufsuchende Arbeit an Spieltagen und es werden darüber hinaus Bildungsangebote gemacht. Es
geht um Gewaltprävention, Mitarbeiter der Fanprojekte übernehmen „anwaltliche Tätigkeiten“
wenn es um die Vermittlung zwischen jugendlichen Fans und der Polizei geht, es wird versucht bei
Stadionverboten zu intervenieren. Allgemein geht es um Begleitung und Betreuung der Fans, man ist
Ansprechpartner.
Gewaltprävention wird zum Teil von den Fans selbst übernommen, wie das folgende Beispiel zeigt.
Im Rahmen des Fanprojektes Bremen ist eine Antidiskriminierungs-AG nach einem Erlebnis mit rech-
ten Fußballfans entstanden. Im Jahr 2007 wurde eine der Fangruppen von rechten Fußballfans in den
eigenen Räumen des Fanprojektes überfallen. Im Zuge dessen wurde im Rahmen von Prävention
diese AG gegründet, die aktuelle Themen aufgreift und bearbeitet. Es werden regelmäßig öffentliche
Veranstaltungen organisiert, aktuell bspw. zu dem Thema Antiziganismus. Die Antidiskriminierungs-
AG ist ein Teil der Gewaltprävention. Sie entstand um „über rechte Gewalt aufzuklären anstatt sie
mit Gewalt zu bekämpfen“
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Einem Experten zufolge besteht Gewaltprävention im Fußball weiterhin darin, Jugendliche möglichst
früh aufzufangen „um sie in die richtige Richtung zu lenken“. Die Jugendlichen werden begleitet, sie
werden dabei unterstützt, ihre Subkultur auszuleben indem man ihnen bspw. dabei hilft, in der Fan-
kurve einen Platz zu finden und sie möglichst von Gewaltbereiten fernhält. Es werden speziell U16-
und U18-Fahrten angeboten. Fanprojektarbeit ist „Arbeit in Bewegung“. Über das Angebot von er-
lebnispädagogischen Aktionen werden ihnen Alternativen zum Fußball aufzeigt.
Inwiefern es sich beim Fußball auch um ein „linkes Gewaltphänomen“ handelt muss weiter erforscht
werden. Es gibt aktuell keine Studien dazu.
4.4 Prävention und Linksextremismus
Scherr (vgl. 2010, 251 ff.) stellt die Frage in einem Zeitschriftenartikel, ob und wenn ja wie das Thema
„Linksextremismus“ ein zukünftiges Arbeitsfeld für die Jugendarbeit darstellt. Generell besteht ein
gesellschaftlicher Auftrag auch mit linksautonomen Jugendlichen zu arbeiten. Der gesetzliche Auftrag
lautet, Angebote bereitzustellen, die an den Interessen der jeweiligen Gruppierungen ansetzen und
laut SGB VIII § 11 „'von ihnen mitbestimmt und mitgestaltet werden, sie zur Selbstbestimmung befä-
higen und zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und zu sozialem Engagement anregen und hinfüh-
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