Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel - page 59

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Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel
Kapitel 5 Ergebnisse Modul 2 – Gesellschaftliches bzw. politisches En-
gagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse aus Modul 2 dargestellt. Inhaltlich geht es um Jugendliche
und um deren gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Protesthandeln und die Wahl der Mit-
tel. Die befragten Zielgruppen setzten sich aus Jugendlichen zusammen, die kritisch dem Staat und
seinen verantwortlichen Organen gegenüberstehen und dies nicht mit rechtsextremen Einstellungen
begründen und aus Jugendlichen, die sich in der Antirassismusarbeit und/ oder gegen Rechtsextre-
mismus engagieren. Wir näherten uns dem Forschungsthema aus einer sozialpsychologischen Per-
spektive um individuelle Positionen, Haltungen und Handlungen der Befragten zu verstehen. Für eine
multiperspektivische Sichtweise wurden neben 20 Jugendlichen noch Fachkräfte aus der Praxis inter-
viewt. Daneben floss eine Gruppendiskussion mit den Regionalbeauftragten für Demokratie und To-
leranz in Bayern in die Ergebnissicherung ein.
In Kapitel 5.1 wird zunächst näher erörtert, wie sich politisches Interesse bei den Befragten entwi-
ckelt und schließlich aus dem Interesse späteres gesellschaftliches bzw. politisches Engagement wird.
Im Anschluss (Kapitel 5.2) werden Inhalte und Ziele von gesellschaftlichem bzw. politischem Engage-
ment und Protest beschrieben. Abgerundet wird das Kapitel mit einem Blick auf die persönlichen
Entwicklungsmöglichkeiten für die Befragten und die Resonanz des sozialen Umfelds bzw. der Öffent-
lichkeit auf das gesellschaftliche bzw. politische Engagement und den Protest.
Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement und Protest erfolgen nicht isoliert, sondern zumeist
mit Anbindung an eine Gruppe bzw. Szene. Kapitel 5.3 gibt Antworten darauf, welche Formen der
Anbindung gesucht und wie Zugehörigkeit(en) konstruiert werden. Die Rolle eines theoretischen
Bezugs für Engagement und Protest wird in Kapitel 5.4 erörtert. In Kapitel 5.5 geht es schließlich um
die Mittelwahl, die Grenzen von Engagement und Protest und die Rolle von Gewalt in diesem Kon-
text. Abgeschlossen wird das Kapitel mit einer Zusammenfassung (Kapitel 5.6), einer Reflexion der
Ergebnisse hinsichtlich der in Kapitel 2 formulierten 4 Hypothesen (Kapitel 5.7) und schließlich einer
Differenzierung zwischen Gewalt im linken und rechten Spektrum (Kapitel 5.8).
5.1 Von der Entwicklung politischen Interesses zum eigenen gesellschaftli-
chen bzw. politischen Engagement und Protest
5.1.1 Die Entwicklung von politischem Interesse
Wie entwickelt sich das politische Interesse der Befragten? Aus den Interviews geht hervor, dass
politisches Interesse (meistens) schon im Elternhaus entwickelt wird, obwohl die biografischen Hin-
tergründe der Befragten sehr unterschiedlich sind.
Familie.
Ein Teil der Jugendlichen hat biografische Brüche erlebt. Dazu gehört bspw. die Scheidung
der Eltern oder auch der Tod eines Elternteils. Es gibt Jugendliche, die zeitweise bei den Großeltern
gelebt haben, da die Eltern sich aus beruflichen Gründen nicht um sie kümmern konnten. Wenige
Jugendliche haben in ihrer Kindheit und Jugend Erfahrungen mit Gewalt und Vernachlässigung im
familiären Kontext gemacht. Andere kommen aus „guten“ familiären Verhältnissen. Sie hatten eine
geschützte Kindheit. Es gibt sowohl Jugendliche, die mit als auch ohne Geschwister aufgewachsen
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