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5. Wie erstellen Lehrkräfte passgenaue Lernangebote für den Mathematikunterricht?
Wichtige Lernbereiche für beziehungsreiches Üben und Automatisieren, und damit ein Schritt weg vom zählenden Rech-
nen, sind z. B.:
•
Zahlerfassungs- und Zahldarstellungsübungen im Zahlenraum bis 10 (20), auch in Verbindung mit Materialien, wie
z. B. Zwanzigerfeld, Zwanzigerrahmen oder Fingerbilder.
•
Zahlzerlegungen bis 10: Diese sind sehr wichtig, da aus einer Zerlegung viele Aufgaben abgeleitet werden können.
(Bei der Notation ist zu beachten, dass sich der Gleichungsbegriff erst mit der Zeit entwickelt, das Gleichheitszeichen
anfänglich nur funktional verwendet wird.)
5 + 4 = 9
9
5
4 + 5 = 9 9 – 5 = 4 9 – 5 = 4
Sinnvoll ist es, hier wieder von Zerlegungen auszugehen, die die Kraft der 5 nutzen, dann mit Zerlegungen mit 1
(9 = 1 + __) und mit 2 (9 = 2 + __) weiterzuarbeiten. Sind den Kindern die Beziehungen zwischen den Aufgaben
einsichtig, können ausgehend von den o. g. Zerlegungen Kärtchen für die Lernkartei mit Aufgabenpaaren angelegt
und automatisiert werden.
9 = 5 + __
9 = 6 + __
6 = 5 + __
6 = 4 + __
9 = 1 + __
9 = 2 + __
8 = 5 + __
8 = 6 + __
•
Verdoppeln und Halbieren der Zahlen bis 10 (20), der Zehnerzahlen bis 100. Die Begriffe „das Doppelte“ bzw. „die
Hälfte“ fallen den Kindern erfahrungsgemäß zunächst leichter.
•
Einspluseins bis 10 (20) mit Umkehrungen (s. o)
•
Einmaleins mit Umkehrungen: Haben die Kinder eine gesicherte Grundvorstellung zur Multiplikation erworben,
werden die sogenannten Kernaufgaben des kleinen Einmaleins (1, 2, 3, 5, 10 und die Quadrataufgaben) automati-
siert. Die Lösung der restlichen Aufgaben erfolgt durch beziehungsreiches Üben.
•
Übersetzen von Zahlen in zeichnerische Darstellungen und umgekehrt
•
Stellenwertzerlegungen von Zahlen, z. B.
= 40 + 3
•
Ergänzen auf 10 / auf volle Zehner /auf 100 über die Arbeit mit Mehrsystemblöcken
13 + __ = 20
30 + __ = __
3 + __ = 10
43 + __ = 50
5.4 Fördern und Dokumentieren
Für Kinder mit erhöhtem Förderungsbedarf ist eine systematische Lernbegleitung unverzichtbar. In diesem Zusammen-
hang müssen Lernvoraussetzungen, -angebote und -entwicklungen übersichtlich dokumentiert werden. Kritische Stellen
im Lernprozess müssen in den didaktischen Fokus genommen, sorgfältig analysiert und festgehalten werden. Nur so kann
die Förderung an die individuellen Lernvoraussetzungen des Kindes angepasst werden.
Übersichtliche und klar strukturierte Lernpläne sind für die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern mit besonderen Lern-
schwierigkeiten von grundlegender Bedeutung. Alle Lehrkräfte, die in die systematische Lernbegleitung von rechenschwa-
chen Kindern eingebunden sind, erhalten so einen schnellen Überblick über den sachstrukturellen Entwicklungsstand, ak-
tuell angestrebte Ziele und die entsprechenden Fördermaßnahmen. Die tabellarische Form mit der Mischung aus Ankreuzen
und Kurzbeschreibung ermöglicht einen raschen Überblick.
Die nachfolgenden Anregungen geben praxisorientierte Hilfestellungen für eine zeitökonomische und übersichtliche Doku-
mentation von Beobachtungen und individueller Unterstützung. Integriert sind hier die Dokumentation von Diagnose, das
Hierarchisieren der Förderschwerpunkte, die fortlaufende Dokumentation der unterrichtlichen Maßnahmen und das Bewerten
dieser als Grundlage für die weitere Lernplanung. Die Berücksichtigung des Vier-Phasen-Modells (siehe auch Kap. 5.1.2, S. 32)
ermöglicht es festzuhalten, inwieweit das Kind in seinem Verinnerlichungsprozess bereits fortgeschritten ist. Der sachstrukturelle
Entwicklungsstand in Bezug auf die erreichte Stufe im Umgang mit Materialien ist für das Planen weiterer Fördermaßnahmen
nicht unerheblich, da hierdurch ja die Zone der nächsten Entwicklung (Wygotski 1986) beschrieben werden kann: „Was das
Kind heute in Zusammenarbeit und unter Anleitung vollbringt, wird es morgen selbständig ausführen können.“
Auf S. 66 ist ein ausgefüllter Dokumentationsbogen für die Schnittstelle Elementar-/Primarbereich abgebildet, auf der fol-
genden Seite ein Beispiel für die Grundschule als Kopiervorlage.