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Die 80S setzt Berufserfahrung voraus,vertieft die Allgern

Fortsetzung von Seite 15

Hochschulreife", das heißt:

Er darf wie der Abiturient ei–

nes Gymnasiums sämtliche

wissenschaftlichen Diszipli–

nen studieren - von Archäo–

logie bis Zahnmedizin, von

Germanistik bis Jurisprudenz.

Wie die tyP-ischen Schul–

laufbahnen von SOS-Schülern

aussehen können, zeigen fol–

gende BeisP.iele :

Fall 1:

Nach dem qualifizie–

renden Hauptschulabschluß

Berufsausbildung zum

Bau–

zeichner.

Anschließend Er–

werb der Fachschulreife an

der Berufsaufbauschule. Ein–

tritt in die BOS Ausbildungs–

richtung

Technik und Gewer–

be.

Nach zwei Jahren Ab–

schluß mit der fachgebunde–

nen Hochschulreife; dann

Studium des Bauingenieur–

wesens.

Fall 2:

6 Klassen Volksschu–

le,

übe ~tritt

in die Realschule,

dort Abschluß mit der " Mitt–

leren Reife". Anschließend

Berufsausbildung zum

lndu–

striekaufmann .

Dann Eintritt

in die BOS Richtung

Wirt–

schaft.

Nach zwei Jahren Ab–

schluß und Beginn des Stu–

diums der Betriebswirtschaft.

Fall 3:

Hauptschulabschlu.ß,

Berufsausbildung zum

Land–

wirt.

Anschließend Erwerb

der Fachschulreife an der Be–

rufsaufbauschule. Nach zwei

Jahren BOS Ausbildungsrich–

tung

Landwirtschaft

beginnt

das Studium der Forstwissen–

schaft.

Fall 4:

"Mittlere Reife " er–

worben an der Realschule

oder am Gymnasium. An–

schließend Ausbildung zur

Arzthelferin.

Danach zwei

Jahre BOS Ausbildungsrich–

tung

Hauswirtschaft und So–

zialpflege

mit zusätzlichem

Wahlunterricht in Latein. Er–

weiterung der fachgebunde–

nen Hochschulreife durch die

Zusatzprüfung in Latein zur

allgemeinen Hochschulreife.

Schließlich Studium der Me–

dizin.

Diese Beispiele zeigen: Die

BOS ist eine sehr wichtige

Gelenkstelle im bayerischen

Schulsystem. Sie hält begab–

ten Schülern, die, aus wel–

chen Gründen auch immer

nicht das Gymnasium durch–

liefen, alle Möglichkeiten zu

einer

Akademikerlaufbahn

offen. Zahlen beweisen, daß

16

Universität

Studiengang:

Studiengang:

Studiengang: Studiengang:

Lehramt an

beruflichen

Schulen

Architektur

Bauingenieur–

wesen

Brauwesen

und Getränke–

technologie

Chemieinge–

nieurwesen

Elektrotechnik

Lebensmittel–

technologie

Maschinen–

wesen

Vermessungs–

wesen

Werkstoff–

wissenschaften

Wirtschafts·

ingenieurwesen

Mathematik

Physik

Chemie

Meteorologie

Informatik

Lehramt an

beruflichen

Schulen

Betriebs·

wirtschaft

Lehramt an

beruflichen

Schulen

Lebensmittel–

chemie

Volkswirtschaft Lebensmittel–

technologie

Sozialwissen–

schaft (Diplom·

Sozialwlrt)

Wirtschafts–

ingenieurwesen

Wirtschafts–

wissenschaft

(Oiplom–

Okonom)

Sozial–

pädagogik

Lehramt an

Volksschulen

Abschluß: fachgebundene Hochschulreife

rlchtung

TECHNIK

UND

GEWERBE

WIRT–

SCHAFT

HAUSWIRT-

~~~..;J»:

SCHAFT

.llfti i .....

TI

UND

SOZIAL–

PFLEGE

Die schulische Vorbildung

der Berufsoberschüler

66%

28%

der 80S-Schüler

bringen die Fach–

schulreife von der

Berufsaufbau–

schule mit.

der 80S-Schüler

weisen das

Abschlußzeugnis

der Realschule

oder der Wirt–

schaftsschule vor.

6%

der 80S-Schüler

haben ihre "Mittlere

Reife" an einem

Gymnasium oder

einer anderen

Einrichtung

(z. B. Telekolleg)

erworben.

die BOS kein "Hintertürchen"

ist, durch das l!Jnbegabte Kin–

der der "High Society" nach

vergeblichen Startversuchen

am Gymnasium doch noch in

die Universität geschleust

werden sollen. Die große

Mehrzahl der bayerischen

SOS-Schüler kommt nämlich

aus einfachen Verhält nis–

sen. 75 Pro,.zent ifl rer Väter

haben die Volksschule be–

sucht, nur ein Fünftel der Ei–

tern hat die "Mittlere Reife"

oder das Abitur erreicht.

30

Prozent unserer 80S–

Schüler stammen aus Arbei–

terfamilien, ungefähr jeder

achte ist ein Bauernkind.

Die SOS-Absolventen sind

übrigens meist nur wenig äl–

ter als die Abiturienten der

Gymnasien. Im Gegensatz zu

diesen besitzen sie aber eine

gerade

heute

besonders

schätzenswerte Rückversiche–

rung: ihren erlernten Ausbil–

dungsberuf. Sollten sie das

gesteckte Ziel aus irgend ei–

nem Grund doch nicht errei–

chen, zum Beispiel weil sie

die Abschlußprüfung der

BOS nicht schaffen, dann ste–

hen sie keineswegs vor. dem

beruflichen Nichts. Als Bank–

kaufmann, Werkzeugmacher,

Fernm'eldehandwerker,

als

Bäcker oder Buchhändler keh–

ren sie zurück in ihre

Be~ufe.

Die Anforderungen, die die

BOS stellt, sind hoch. Dabei

baut sie im Rahmen der Aus–

bildungsrichtungen auf den

Berufserfahrungen auf, die

ihre Schüler bereits mitbrin–

gen. ln Physik, Chemie, Wirt–

schaftslehre,

Betriebswirt–

"schaft, Organisation und Da–

tenverarbeitung oder Produk–

tionslehre werden - je nach

Ausbildungsrichtung- ihre be–

ruflichen Vorkenntnisse theo–

retisch-wissenschaftlich ver–

tieft. Dank ihrer praktischen

Erfahrung haben die SOS–

Schüler hier die geringsten

Schwierigkeiten. Größere Mü–

hen kosten in der Regel die

zur Vorbereitung eines wis–

senschaftlichen Hochschulstu–

diums unverzichtbaren Kern–

fächer Deutsch, Mathematik

und Englisch. Im Deutschun–

terricht heißt es: frei vor der

Klasse sprechen, sich schrift–

lich über Problemfragen äu–

ßern, Erörterungen und Inter–

pretationen schreiben und li–

terarische Werke analysieren.

ln Mathematik steht so An-