sich über das Thema zu in–
formieren : "Wie ernähre ich
mein Kind richtig?" Wären
die Eitern wirklich so gesund–
heitsbewußt, wie sie das von
sich selbst glauben - warum
bekommt dann jedes vierte
Schulkind statt eines Früh–
stücks nur Geld in die Hand
gedrückt? Geld, das es am
Kiosk prompt in Limonade
und Naschzeug umsetzt?
Nicht jeder Mensch denkt
an Gesundheit, wenn er von
Seife und Wasser hört. Hat
Sauberkeit mit Gesundheit
zu tun? Nach Ansicht man-
eher Eitern offenbar nicht
übermäßig viel. Denn auf
der Skala der Erziehungsziele
erklimmt die Sauberkeit nur
. einen mageren Mittelplatz.
Die Ärzte aber meinen: Sau–
berkeit ist zur Erhaltung der
Gesundheit sehr wichtig. Das
gilt besonders für die regel–
mäßige Zahnpflege. Wie sieht
es aber damit in den Fami–
lien aus? Die Kinder gestan–
den den Frankfurter Mei–
nungsforschern: Nicht einmal
die Hälfte der Eitern fühlt
dem Nachwuchs auf den
Zahn, kontrolliert das abend–
liche ZähneRutzen . ,, Kein
Wunder", sagt Dr. Wuensch–
mann, Referent für Jugend–
zahnpflege der Bayerischen
Zahnärztekammer,
"wenn
schon Dreijährige Riesen–
löcher in den Zähnen haben.
Kinder gehören regelmäßig
zum Zahnarzt; nicht erst
dann, w·enn der Schmerz
bohrt und die Backe schwiiiV
Zur Vorsorgeuntersuchung
aber haben viele Familien
offenbar noch kein rechtes
Verhältnis. Nur etwa jeder
zweite Befragte hält sie für
notwendig. Anscheinend sieht
man im Arzt nur den Nothel–
fer bei akuten Fällen, nicht
so sehr den Früherkenner und
Verhüter von Leiden.
Ein anderer Befund: Mit
zunehmendem Alter des
Ki'n–
des sinkt die elterliche Ge–
sundheitsfürsorg§.:. Hat ein
Kind die gängigen Kinder–
krankheiten und die wichtig–
sten Impfungen erst einmal
hinter sich, wird das Thema
Gesundheitserziehung viel–
fach abgehakt. Darum rät
Dr. Döker dringend den Ei–
tern: "Gehen Sie zum Arzt,
wenn Ihnen an Ihrem Kind
etwas auffällt, was anders ist
als vorher, wenn der Appetit
über längere Zeit ausbleibt,
wenn sich die Haltung ver–
schlechtert. Lieber einmal
umsonst zum Arzt als zu
spät!" Behandelt der Arzt
nämlich rechtzeitig Haltungs–
fehler, Fußschäden, Seh- und
Hörstörungen oder ein un–
regelmäßiges Gebiß, kann er
beim Kind noch manches be–
heben, worunter es als
Er–
wachsener mit Sicherheit lei–
den wird.
Glaubt man ihren eigenen
Angaben, dann lassen übri–
gens strenger erziehende Ei–
tern in puncto Gesundheits-
erziehung weniger Schlend–
rian einreißen. Sie dr.ingen
auf genügend Schlaf, beste–
hen hartnäckig auf frischer
Luft und gründlicher Körper–
pflege. Kinder mit solchen
Eitern fahren nicht schlecht.
Jedenfalls besser als mit all–
zu nachgiebigen Müttern und
Vätern.
Sobald Kinder näm–
lich selbsf bestimmen' dürfen,
ob und wann sie essen, schla–
fen, Zähne putzen, zum Arzt
gehen wollen usw., df!.nn ver–
fehlt ein solcher Erziehungs–
stil .meilenweit das Wohl des
Kindes.
Ein Kind gilt gemeinhin
dann als gesund, wenn es
Appetit hat, gut schläft und
wenn es in Größe und Ge–
wicht nicht auffällig von
Gleichaltrigen abweicht, kurz–
um, wenn es körperlich in–
takt ist. Ziemlich unsicher
fühlen sich Eitern aber im Be–
reich des Seelischen. Solche
Störungen erkennen sie viel
.schwerer als
köq:~erliche.
Ist
das Kind aggressiv, nervös
oder lustlos, dann sehen die
Eitern darin oft lange Zeit
kein Krankheitssignal : "Das
legt sich mit den Jahren von
selbst", lautet das Patent–
rezept. Den Weg zum See–
lenarzt findet man erst spät,
meist erst dann, wenn der
Lehrer oder die Kindergärt–
nerin von Verhaltensstörun–
gen spricht.
Die Frankfurter Untersu–
chung zeigte: Einer kranken
kindlichen Seele stehen Ei–
tern viel ratloser gegenüber
als einem kranken Körper. Zu
wenige
Väter
und Mütter
bring~gute
Laune" und
.,Ausggglichenheit" ihrer Kin–
der mit Gesundheit in Verbin–
dung. Daß Gesundheit etwas
ist, was den ganzen Men–
schen umfaßt; daß Körper,
Seele und Geist beim gesun–
den Kind einen harmoni–
schen Dreiklang bilden, dies
ist vielen Eitern wohl noch
nicht genügend bewußt.
ln Sachen Gesundheitser–
ziehung Wandel zu schaffen,
zum Beispiel durch unermüd–
liche Aufklärung in breiter
Öffentlichkeit, durch mehr
Sport, regelmäßige Arztbe–
suche, Verzicht auf zu üppige
Mahlzeiten, auf Alkohol und
Nikotin - das alles ist ein
Stück Erziehungsarbeit die
offenbar zum größeren Teil
noch immer vor uns liegt.
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