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schwer fällt, leistet der Schul–
jugendberater, der beim zu–
ständigen Schulamt zu errei–
chen ist, mit Tests ergänzen–
de Hilfe. Im Gymnasium be–
antworten Schulleiter und Be–
ratungslehrer
Einzelfragen
zum Beispiel zum Unterricht
in der ersten Fremdsprache.
Wer aber darf nun eigent–
lich nach der vierten oder
fünften Klasse Volksschule
in das Gymnasium übertre–
ten? Genaueres hi·erüber er–
fahren die Eltern aus dem
§
7 der Allgemeinen Schul–
ordnung und den Ergänzen–
den Bestimmungen für die
Volksschule (einzusehen bei
der Schulleitung). Wen die
Volksschule im Übertrittsgut–
achten als " geeignet" be–
zeichnet, der hat bereits die
Starterlaubnis für das Gym–
nasium. Wer als "bedingt ge–
eignet" oder " nicht geeignet"
beurteilt wird, hat in einem
dreitägigen Probeunterricht
noch eine Chance. Das über–
trittsverfahren sorgt dafür,
daß Begabungen nicht un–
entdeckt bleiben. Aber es
lenkt auch keinen Schüler auf
einen Weg, dem er nicht ge–
wachsen ist.
"Meine
einseitige
Begabung
für natur–
wissen–
schaftliehe
Fächer
zwang
mich zu einem ständigen
Ringen mit den ,alten
Sprachen'. Rückblickend
muß ich jedoch bekennen,
daß mir der Dialog mit
der Antike geistige
Anregungen gab, die mir
heute noch helfen, über
die Grenzen meines
Faches hinauszublicken."
Dr. Dieter F. Nißl, Biologe im
Bayerischen Landeskriminalamt,
Abitur 1962 am Humanistischen
Gymnasium
So verlockend den meisten
das Gymnasium erscheint, ei–
nige bleiben freiwillig drau–
ßen, obwohl sie geeignet
sind. Es gibt Gründe dafür,
die man respektieren sollte.
Der Zugang in die Hochschu–
le ist damit keineswegs ver–
baut. Auch berufliche Schu-
10
SCHULE
ALLER SCHICHTEN
Ob der Vater Arbeiter oder Akademiker ist:
Das Gymnasium steht Kindern aller Schichten offen.
Dieses Schaubild zeigt die von Ort zu Ort wechselnde
Zusammensetzung der Schülerschaft.
Arbeiter
.
önigshofJ
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senleid
I I
II
II
II
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Jen öffnen das Tor zur Uni–
versität. So sind zum Beispiel
die Berufsoberschulen (siehe
Seite 6) und die Fachober–
schulen Alternativen ·zum
Gymnasium, die noch viel zu
wenig bekannt sind.
Manchmal halten Eltern ihr
Kind vom übertritt zurück,
weil sie meinen : " Das Gym–
nasium ist nicbts für unser–
einen ." Solche Vorurteile
werden genährt durch Be–
hauptungen w·e: " Arbeiter–
kinder srnd
i~
Gymnasium
benachteiligt. "
Aber
das
stimmt nicht. Der Beruf des
Vaters tut nichts zur Sache.
Der Staat hat viel getan, um
begabte und fleißige Grund–
schüler aus allen Schichten
zum Schritt - ins Gymnasium
zu ermuntern . So sorgt z. B.
das neue Übertrittsverfahren
dafür, daß Eltern auf
j~. n
Fall benachrichtigt we • .
wenn sich ihr Kind für
dS
Gymnasium eignet. ln den
letzten 13 Jahren wurden 79
Gymnasien neu gegründet;
die meisten stehen in Gegen–
den, wo eine solche Schule
bisher nur schwer erreichbar
"Meine
beruf–
lichen Auf-
gaben
reichen
von der
Bauord-
nung über
den Denkmalschutz bis
zum Wohngeld. Hinter
allen rechtliche
~
technischen Probte
..:n
den Menschen nicht zu
vergessen, hat mich
schon die Schule gelehrt!"
Manfred Sauber!, Regierungsrat,
Leiter der Bauabteilung im Landrats–
amt Regensburg, Abitur 1967 am
Neusprachlichen Gymnasium
war. Lernmittelfreiheit, Ko–
stenfreiheit des Schulwegs
und
Ausbildungsförderung
führen dazu, daß der Besuch
des Gymnasiums nicht an den
Finanzen scheitert.
Die Erfolge dieser Anstren–
gungen sind schon sichtbar:
Immer mehr Kinder aus ein–
fachen Verhältnissen wagen
den übertritt und beweisen
allen, die es nur sehen wol–
len: Das Gymnasium ist keine
Schule für die Oberschicht.
Das Gymnasium ist für jeden
da, der begabt und fleißig ist