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G

egen Lampenfieber ist

kein Kraut gewachsen.

Selbst große Schauspie–

ler muß der Theaterin–

spizient Abend für Abend

mit sanfter Gewalt auf die

Bühne bugsieren, wenn sich

der Vorhang zum ersten Akt

hebt. "Ich weiß kein Wort

mehr von meiner Rolle!" -

"Meine Stimme ist weg!" -

So und ähnlich lauten die

letzten Fluchtgedanken, be–

vor der Künstler im Rampen–

licht mit dem gelernten Text

in der einstudierten Rolle das

Publikum gefangen nimmt

und Triumphe feiert.

Viele sensible Schüler -

und ihre mitleidenden Väter

und Mütter - fühlen sich vor

Schulaufgaben dem großen

Zittern der Bühnenkünstler

durchaus artverwandt: Wenn

die Prüfung naht, spannen

sich die Nerven. Das Lam–

penfieber ist nur schwer auf

Normaltemperatur zu drük–

ken. Bis zu einem 'gewissen

Grad ist es sogar hilfreich;

denn die Erregung mobili–

siert Kräfte, ist oft erst die

Voraussetzung für Höchstlei–

stungen.

Nach dem Startschuß für

die Bewährungsprobe weicht

in der Regel die Prüfungs–

angst. An ihre Stelle tritt

höchste Konzentration - vor–

ausgesetzt, die Rolle ist ge–

lernt! Wenn es daran aber

hapert, greift Panik nach dem

Prüfling. Im Unterschied zum

großen Mimen auf der Büh–

ne kann sich der Schüler

nicht auf den Souffleur ver–

lassen, der ihm mit dem

Textbuch in der Hand das

nächste Stichwort zuwispert.

Und mit dem ebenfalls

schlecht vorbereiteten Nach–

barn in der Schulbank gerät

die "spickulative" Zusam–

menarbeit vollends zum mie–

sen Stück, das von der "Zen–

sur" des Lehrers mit Recht

verrissen wird.

Es ist nicht allzu schwer,

bei Prüfungen die Nerven in

den Griff zu bekommen. Wer

das sichere Gefühl hat, gut

präpariert zu sein, dem flat-

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tern sie schon nicht mehr

so stark. Darum macht S& W

Vorschläge, wie man sich

wirksam vorbereitet:

1. Plane langfristift! Wer fünf

Minuten vor zwö , also kurz

vor dem Prüfungstermin vom

süßen Nichtstun auf geistige

Gewaltkur umschaltet und 15

Stunden am Tag lernt, ver–

schafft sich harten Streß, doch

keinen Lernerfolg. Er stopft

so viel in sich hinein, daß er

den Stoff nicht behalten

kann, und erzeugt Prüfungs–

angst; denn er muß fürchten,

mit dem Lernen nicht fertig

zu werden und vieles nicht

gründlich zu wissen.

Deshalb der Rat: Rechtzei–

tig beginnen! Die Prüfungs–

termine auf lange Sicht an–

steuern und das Pensum in

kleine, überschaubare Portio–

nen aufteilen! Dazu muß man

sich natürlich beim Lehrer in–

formieren, welches Stoffge–

biet verlangt wird. Der näch–

ste Schritt ist dann die Be–

standsaufnahme. Hier heißt

es ehrlich überlegen, welche

Kenntnisse sitzen, was noch

vertieft werden muß und was

neu zu erarbeiten ist. Zum

Schluß legt der Schüler für

jeden Tag, der bis zum Ter–

min noch bleibt, sein Lern–

Soll fest. Wer den Zeitbedarf

realistisch schätzt und sich an

seinen Plan hält, verhindert

so den gefährlichen Lernstau

kurz vor der Prüfung.

2. Wiederhole immer wie–

der! Schnell und oberflächlich

~tudiertes

Wissen verflüch–

tigt sich wie billiges Parfüm.

Lernstoff muß systematisch

im Gedächtnis verankert wer–

den, wenn er als gutes Werk–

zeug griffbereit sein soll.

Schritt für Schritt vorgehen,

Stein für Stein aufnehmen,

die mundgerechten Portionen

durch Wiederholen immer

wieder auffrischen: So baut

man sich ein stabiles Wis–

sensgerüst Beim Vokabeller–

nen zum Beispiel ist die

Kurzzeitmethode der stun–

denlangen Ochs-Tour über–

legen. Dreimal konzentriert

zehn Minuten über den Tag

verteilt mit Wörtern arbeiten,

bringt mehr, als eine halbe

Stunde hintereinander. Die

alten Hasen unter den Schü–

lern nehmen sich am Abend

vor dem Schlafengehen oder

am nächsten Morgen das ge–

lernte Tagespensum noch ein–

mal kurz vor.

3. Scheue nicht den Drill!

Deklinationen, Konjugatio–

nen, Wortschatz, das Einmal–

eins können nicht von Fall zu

Fall "überlegt" werden. Sol–

che Sachen müssen einfach

sitzen und ohne langes Nach–

denken parat sein, weil sie so

den Denkapparat im ent–

scheidenden Moment der

Prüfung entlasten, freima–

chen für die großen Proble–

me. Auswendiglernen heißt

nacheinander still lesen, ver–

stehen, laut lesen, laut vor–

tragen - zuerst mit Merkzet–

tel, dann ohne -, viel spre–

chen, laut sprechen, nieder–

schreiben, bis die Zahlen,

Daten, Fakten, Verbformen

oder Gedichte mühelos ab–

gerufen werden können.

4. Lerne im Team! Was beim

Gedächtnisdrill keinen Sinn

hätte, bewährt sich manch–

mal, wenn es auf Begreifen

und Verstehen ankommt: das

Arbeiten in einer Gruppe

von zwei bis fünf Schülern.

Gespräche im kleinen Kreis

bringen Wissenslücken an

den Tag, decken Unklarhei–

ten auf, zwingen zur sprach–

lichen Wiedergabe des Ge–

lernten und schulen das Aus–

drucksvermögen. Sie geben

Sicherheit, weil man seinen

Kenntnisstand realistisch ein–

schätzen und sich von den

Partnern Unverstandenes er–

klären lassen kann. Aber: Ei–

tern' sollten auf den Arbeits–

kreis ein Auge werfen, da–

mit das Ziel Schule heißt

und nicht Schafkopf oder

Klatsch.

5.

Simuliere die Prüfungssi–

tuation! Wer sich fUr den

Ernstfall rüsten will, sollte

nach erledigter Lernarbeit im

Geist einmal in die Rolle des

Prüfers schlüpfen und zum

gelernten Stoff selbst Prü–

fungsfragen erfinden. Diese

Aufgaben kann er dann m'it

Klassenkameraden durchspre–

chen oder im stillen Käm–

merlein ohne Hilfsmittel

schriftlich bearbeiten und an

Hand der Unterlagen kontrol–

lieren. Wer Prüfungssituatio–

nen in dieser Weise mehr–

fach durchspielt, wird sicherer

und stabilisiert seine Nerven.

Er ist für die Stunde der

Wahrheit gerüstet.

6. Bleibe beherrscht! Viele

Fehlschläge haben ihre Ursa–

chen in einem kopflosen ·

halten während der Prüfun

0 :

Folgende Taktik ist hilfreich:

e

Auf den Lehrer hören! Oft

gibt er noch beim Austeilen

der Prüfungsblätter einen

Hinweis, der in die Richtung

von Lösungen weist.

e

Die Aufgaben genau

durchlesen! Es

ist grund–

falsch, sofort auf ein zufälli–

ges Stichwort hin blindlings

sein gesamtes Wissen abzu–

spulen, ohne auf den Kern

der Frage zu achten.

e

Mit den leichteren Aufga–

ben beginnen! Das bringt Ru–

he und Sicherheit. Erst .dann

kommen die wirklich harten

Nüsse an die Reihe. Wenn

unerwartet ein Hindernis auf–

taucht, sollte man sich nicht

daran festbeißen. Manchmal

kommt die

Erleuchtun~

/ ,

zweiten Anlauf.

e

Im Nachbarn ist kein Heil!

Wer sich auf ihn verläßt, lebt

gefährlich - nicht nur wegen

des Risikos, beim Abschrei–

ben ertappt zu werden. Wer

die Materie nicht beherrscht,

schreibt bedenkenlos auch

die Fehler vom Nachbarn mit

ab, läßt sich auf falsche Denk–

geleise führen und verliert

die Selbständigkeit.

e

Die Prüfungsarbeit nicht

vorzeitig abgeben! Wer die

Restzeit nützt, verschenkt

keine wertvollen Punkte. Des–

halb: Bis zum Ende durch–

halten, die Aufgaben nachle–

sen, die Ergebnisse kontrol–

lieren, noch einmal prüfen,

ob wirklich alle Fragen voll–

ständig beantwortet sind.