Die Österreichische Dlchterin llse Alehinger liest vor Weilheimer Schülern aus ihren Werken.
.
w
ennaufderSchwel–
le zum Wochen–
ende, mitten am,
schönsten Freitag-
nachmittag, Scharen von Bu–
ben und Mädchen freiwillig in
die Schule strömen, dann
fragt man sich erstaunt: Was
ist denn heute Besonderes
los? Spielt die Schülerband
zum Tanz auf? Kämpft die
Volleyball-Mannschaft gegen
die Nachbarschule? Präsen–
tiert die Theatergruppe ein
neues Stück?
Am Gymnasium Weilheim
gab es im vergangenen Jahr
mehrere solcher Freitagnach–
mittage. Aber nicht Spiel und
Sport, Rock und Beat lockten
die Jugendlichen in die Schu–
le, sondern etwas Ernsthafte–
res. Es war etwas, was auf den
ersten Blick verdächtig nach
Deutschunterricht, nach Auf–
satzthema und geistigem
Streß klingt. Dennoch zog es ·
die Weilheimer Teenager un–
widerstehlich an.
"Oichterlesung" stand näm–
lich auf dem Programm, und
das bedeutete ja wohl: Es ging
um moderne Literatur. Aber
die Sache hatte einen beson–
deren Reiz. Geboten wurde
20
wo
DICHTER
IN DIE
Deutschlehrer grübeln darüber,
Eltem zerbrechen sich den Kopf,
wie man die Disco-Jugend für
die Dichtkunst begeistert.
Am Gymnasium Weilheim weiß man
eine Antwort.
Literatur aus erster Quelle.
Oie Autoren reisten höchst–
persönlich an und lasen im
Turnsaal des Gymnasiums
den Schülern aus ihren Wer–
ken vor.
Eingeladen von den Leh–
rern, beehrten nacheinander
eine Reihe namhafter Schrift–
steller die Schule mit ihrem
Besuch. Den Reigen eröffnete
;p )
im Sommer vergangenen Jah-
res der bairische Mundartpoet
Franz Ringseis. Ihm folgten
die Österreichische Dichterin
llse Aichinger, der Gründer
der berühmten "Gruppe 47",
Hans Werner Richter, und der
durch Romarie, Dramen und
Hörspiele bekannte Autor
Wolfgang Hildesheimer.
Jedesmal war der Saal aus–
verkauft, jedesmal waren die
jungen Zuhörer begeistert.
Aufmerksam lauschten sie
den Worten der berühmten
Gäste, bestürmten sie in der
Pause mit Fragen und umla–
gerten am Schluß das Redner–
pult; denn ein Autogramm
von einem leibhaftigen Dich–
ter - das wollte schon jeder
Schüler gern mit nach Hause
nehmen. Vom Fünftkläßler
bis zum Abiturienten reute