Schule & Wir - page 21

2 | 1978
5 | 1975
3/4 | 1977
4 | 1979
Im Heft 2 | 1973: Hans Maier
mit Frau bei der Einschulung
von Tochter Verena
Spannende Autobiografie:
Prof. Dr. Hans Maier war von 1970 bis
1986 Kultusminister im Freistaat
Herr Professor Maier, Sie waren 16 Jahre bayeri-
scher Kultusminister und haben 1973 Schule & Wir
gegründet. Warum?
Bis dahin gab es nur amtliche Mitteilungen des Ministeri-
ums. Schule & Wir war der gelungene Versuch, in journalis-
tischer Form alle zwei Monate den Eltern zu zeigen, was in
Bayern in der Schulpolitik vor sich ging – mit einem kleinen
handlichen Format mit gutem Layout, mit wechselnden Far-
ben. Auch die Parteien forderten damals bessere Informati-
onen für die Bürger.
Schule & Wir hatte für die 70er Jahre ein sehr moder-
nes Layout. Wie haben Sie das hinbekommen?
Kultusministerien gelten ja immer als altmodische Er-
scheinungen. Ich hatte aber im Gespräch mit den jungen
Mitarbeitern den Eindruck, dass sie geradezu nach etwas
Neuem fieberten, etwas Modernes machen wollten. Wir
waren in einer Zeit des Aufbruchs und haben dann einen
Verlag gefunden, auch Zeichner, die sehr gut waren. Spätere
Umfragen zeigten, dass Schule & Wir eine hohe Zustimmung
bei den Eltern hatte.
In Ihrer Zeit als Kultusminister sind fünf Ihrer
Töchter zur Schule gegangen. Wie war das damals?
In der zweiten Ausgabe von Schule & Wir sind meine Frau und
ich und drei der Kinder sogar abgebildet. Die dritte Tochter
Verena als Erstklässlerin bei der Einschulung mit der großen
Schultüte. Damals wurde mir oft vorgehalten: Ach, Sie sitzen
doch nur am grünen Tisch. Dann sagte ich immer: Keine Spur.
Ich sitze nicht am grünen
Tisch, wir sprechen zuhause
täglich über Schule.
Gab es auch
Schulerlebnisse?
Es gab schon einige Vor-
kommnisse: Meine Älteste wurde von einer wohlmeinenden
Lehrerin als Tochter des Kultusministers begrüßt. Von der
Stunde an war sie natürlich in ihrer Klasse erledigt. Erst als
sie schwer erkrankte, stellte sich die Solidarität wieder her.
Eine andere Tochter hat im Jahr, als sie Abitur machte, ein
Kind bekommen und auch geheiratet. Da gab es manche
Reibungen.
Wie sehen Sie die historische Entwicklung?
Die demografische Situation hat sich gewandelt. In den 70er
Jahren hatten wir noch steigende Schülerzahlen. Jedes Jahr
wurde genau berichtet, wie viele neue Schulen gegründet
worden waren. Dann kam der Geburtenrückgang, der Pillen-
knick. Damals noch relativ große Klassen, viele Kinder. Heute
kleinere Klassen. Damals Eltern, die meist für mehrere Kinder
verantwortlich waren, heute sind die Kinder ein besonderes
Kronjuwel. Das Einzelkind dominiert.
Schule & Wir gibt es heute auch als E-Paper.
Wie sehen Sie die Digitalisierung?
Bei meinen Kindern ist der Erwerb von Zeitungen ganz stark
zurückgegangen. Meist holen sie sich die Nachrichten aus
dem Internet. Allerdings mahne ich immer: Ihr müsst mehrere
Zeitungen, Kommentare und Leitartikel lesen. Denn die pure
Nachricht allein, das mutet dem Einzelnen zuviel Verarbeitung
zu. Aber jeder, der heute eine Zeitschrift herausgibt, muss auch
an die Digitalisierung denken.
Herr Professor Maier, danke für das Gespräch.
Interview
„Die Mitarbeiter fieberten
nach Neuem, wollten etwas
Modernes
machen“
Interview <
40 Jahre Schule & Wir
21
4 | 2013
Schule & Wir
1...,11,12,13,14,15,16,17,18,19,20 22,23,24,25,26,27,28,29,30,31,...32
Powered by FlippingBook