Schule & Wir - page 23

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Wie war das 1973 – ein Leben ohne Handy, In-
ternet und MP3-Player? Umdem Lebensgefühl
der Jugendlichen von damals nachzuspüren,
wagten zwei Schülerinnen desWürzburger
Wirsberg-Gymnasiums den Selbstversuch:
fünf Tage ohne Handy und Internet, mit nur drei
Fernsehkanälen, Festnetz und einemRadio …
M
it dem Selbstversuch habe ich eigentlich schon am
Sonntag begonnen. Am Abend habe ich all meine
Freunde darüber informiert, dass ich die kommende
Woche weder mein Handy oder meinen Laptop benut-
zen noch im Internet surfen würde. Die meisten meiner
Freunde haben mich ganz entsetzt gefragt: Was hast du
denn angestellt? Es kam ihnen gar nicht in den Sinn,
dass ich freiwillig auf all das verzichten könnte.
Montag
Der erste Tag! Morgens wache ich erst einmal später
als gewohnt auf. Sonst weckt mich ja immer mein Han-
dywecker. Aber das Handy liegt ja jetzt wohl verstaut in
einer Box ganz hinten im Schrank. Sehr ungewohnt war
für mich auch, dass ich nicht mal eben daheim anrufen
konnte – zum Beispiel um Bescheid zu sagen, wann ich
nach Hause komme.
Dienstag
Ich muss schon sagen: Was mir am meisten fehlt – von
meinem Handywecker und generell von meinem Handy
abgesehen –, ist mein iPod. Mit dem höre ich sonst
immer Musik – und zwar wann und was ich will, ohne
Werbung und ohne alle halbe Stunde Nachrichten.
Mittwoch
Statt mit Freunden zu skypen oder DVDs auf dem Lap-
top anzuschauen, habe ich heute einen Spaziergang mit
meiner Mutter gemacht, ihr beim Kochen geholfen, viel
gelesen und zu meiner eigenen Überraschung am Abend
die „Wahlarena“ im Fernsehen angeschaut. Das würde
ich sonst nie machen! Danach kam ich mir schon ein
wenig wie eine Heilige vor. ;-)
Donnerstag
Mein erster Schultag in der Q11! Und gleich erwartet
mich eine unliebsame Überraschung: Ich kann meinen
neuen Stundenplan nicht scannen und ausdrucken!
Stattdessen war mehrmals von Hand abschreiben
angesagt.
Samstag
Alles in allem muss ich sagen: Mir hat diese Woche
ziemlich die Augen geöffnet. Ich fühlte mich nicht so
unter Druck wie sonst, immer hatte ich das Gefühl, et-
was Wichtiges zu verpassen. Meine Bilanz ist: So eine
handy- und internetfreie Woche kann einem mal sehr
gut tun. … Einzige Bedingung: Das nächste Mal werde
ich trotzdem meinen MP3-Player benutzen. Ohne Musik
geht’s definitiv nicht.
Leben wie
im Jahr
1973
Selbstversuch
„Mein Name ist Victoria
Hagen. Ich bin 16 Jahre
alt und besuche zurzeit
die Q11. Ich benutze
Handy und Internet sehr
oft. Es war für mich nicht
allzu leicht, fünf Tage
darauf zu verzichten ...“
Selbstversuch <
40 Jahre Schule & Wir
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