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1 Dialektförderung in der Schule – Grundlagen, Ziele, Maßnahmen: Eine Standortbestimmung

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ationen Verwendung finden. Im Idealfall könnte dies zu dem führen, was sich

das Projekt MundART WERTvoll auf die Fahnen geschrieben hat:

Viele Kinder und Jugendliche sprechen Mundart als Ausdruck ihrer Ver-

bundenheit zu ihrer Heimat und ihrer Identität. MundART WERTvoll will

diese Verbundenheit aufgreifen, neu wecken und fördern. Bayerische

Dialekte sollen als Ausdruck von Lebensgefühl, von Identität und Viel-

falt wertgeschätzt werden. Die Beherrschung von Dialekten im situati-

ven Sprachgebrauch soll als Stärke und Bereicherung für den Mundart-

sprecher erkannt und gefördert werden. Mundart bewahren, junge Men-

schen für Mundart begeistern: Beide Aspekte greift das Projekt auf. Neben

der Liebe zur bayerischen Heimat und zu ihren – nicht nur sprachlichen

– Traditionen will das Projekt auch die Wertschätzung anderer (Regional-)

Kulturen und ihrer Sprecher fördern und denWert kultureller Vielfalt unter-

streichen. Dialektsprecher sollen mit der Wahrnehmung ihrer sprachlichen

und künstlerischen Ausdrucksfähigkeit Selbstbewusstsein und Kreativi-

tät in innovativen Formen entfalten. Als Kernelement von Heimat und

Brauchtum und gleichzeitig als Teil eines frischen und populären bayeri-

schen Lebensgefühls soll Mundart in ihrer Bedeutung für Zusammenhalt

und Gemeinschaft in einer sich wandelnden Gesellschaft erlebt werden.

Das Projekt soll einen Beitrag dazu leisten, dass die „bayerische Seele“

– ob in Altbayern, Franken oder Schwaben – weiterhin in heimatlicher

Mundart Atem schöpfen kann, wie es Johann Wolfgang von Goethe aus-

drückte: Jede Provinz liebt ihren Dialekt, denn er ist doch eigentlich das

Element, in welchem die Seele ihren Atem schöpft (Wertebündnis, 2018).

Maßnahmen

Was den Gebrauch des Dialekts in der Schule betrifft, muss man zwischen

zwei voneinander getrennten Formen unterschieden, nämlich a) Dialekt als

Sprachhandeln bzw. Kommunikationsmittel und b) Dialekt als Unterrichts-

gegenstand.

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Der erste Aspekt berührt viele Situationen des schulischen Lebens, nämlich

die Kommunikation unter den Kindern und Jugendlichen, die Kommunikati-

on zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern im persönlichen Ge-

spräch sowie den Wechsel der Sprachebene im Unterricht, und zwar dort, wo

der Dialekt noch heimisch ist. Diesen Bereich kann man als

personenbezogen

bezeichnen; er beschränkt sich nicht auf ein bestimmtes Fach.

Der zweite und vorrangig für den Deutschunterricht relevante Aspekt ist

gegenstandsbezogen

, denn er beinhaltet in erster Linie den Erwerb von Inhalten

und Kompetenzen. Dabei ist zwischen der Auseinandersetzung mit dem Dia-

lekt im

eigentlichen Unterricht

und in der

außerunterrichtlichen Projektarbeit

zu unterscheiden, wobei beides nicht selten ineinander übergeht.

4 Dazu kommt noch die Fruchtbarmachung des Dialekts im Fremdsprachenunterricht

zum Zweck der kontrastiven Sprachbetrachtung.