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1 Dialektförderung in der Schule – Grundlagen, Ziele, Maßnahmen: Eine Standortbestimmung

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2 Die Bezeichnung „Hochsprache“ oder „Hochdeutsch“ meint die Standard-

sprache des Deutschen, d. h. die standardisierte Variante, die v.a. im Schriftlichen

als verbindlich gilt. In dieser Handreichung wird in der Regel der Ausdruck der

„Standardsprache“ verwendet.

1999 im Jahreszeugnis dialektbedingte Probleme im Fach Deutsch bescheinig-

te. Den Aufschrei, der daraufhin durch die Presse ging, kanalisierte der seiner-

zeitige Vorsitzende des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte e. V.,

Hans Triebel, in einer „Anti-Tschüss-Kampagne“. Für die damalige Staats-

ministerin für Unterricht und Kultus, Monika Hohlmeier, war dies der Anlass,

im Bayerischen Landtag im Jahr 2001 eine Grundsatzerklärung zur Pflege und

zum Erhalt der in Bayern gesprochenen Mundarten abzugeben. Bezogen auf

die Schule lautete ihre Kernaussage:

Die Schülerinnen und Schüler sollen die Mundart als eigenständige

Sprachform mit ihren Besonderheiten, Parallelen und Differenzen zur

Hochsprache erfahren. Deswegen darf die Deutschlehrkraft die beiden

Formen nicht gegeneinander ausspielen. Ein gelungener Unterricht zum

Thema „Dialekt“ wird die Unterschiede zwischen Mundart und Hoch-

sprache

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in Wortschatz und Grammatik bewusst machen und für deren

spezifische Ausdrucksmöglichkeiten sensibilisieren. Dann werden die

Schülerinnen und Schüler erkennen, dass Dialekt nicht „plump“ oder „vul-

gär“ ist, sondern durch eigene, teilweise sehr differenzierte sprachliche

Mittel wirkt (Hohlmeier, 2001, S. 6 f.).

Im Zuge dieser wegweisenden Rede zeigten sich die politisch Verantwortlichen

dem Dialekt zunehmend gewogen, eine Entwicklung, die einen Höhepunkt in

den Schuljahren 2014/15 und 2015/16 in dem Großprojekt MundART WERT-

voll fand. Vorausgegangen war 2006 (Zweitauflage 2015) die Publikation einer

umfangreichen Handreichung für den Unterricht durch das Staatsministerium

für Unterricht und Kultus, das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungs-

forschung und den Bayerischen Rundfunk mit dem Titel „Dialekte in Bayern“

(vgl. in diesem Zusammenhang auch Blidschun, 2007 ff.). Bei deren Vorstel-

lung führte der damalige Staatsminister für Unterricht und Kultus, Siegfried

Schneider, aus:

Den Mundarten in der Schule Aufmerksamkeit zu schenken, ist [...] ein

Verfassungsauftrag. Und es ist eine pädagogische Notwendigkeit. Die

Mundart spielt bei [der] Heimatbindung für einen Großteil der jungen

Menschen eine ganz wesentliche Rolle. Sie ist für sie ein unverzichtbarer

Teil der Sprachkultur und trägt damit auch ganz wesentlich zu ihrer Per-

sönlichkeitsbildung bei (Schneider, 2006, S. 4).

Dass die Dialekte an bayerischen Schulen Beachtung finden, wird auch da-

ran deutlich, dass neben den Fachreferentinnen und -referenten des Fachs

Deutsch für die einzelnen Schularten mit Frau Christina Neugebauer und Frau

Nina Ruisinger auch zwei Referentinnen am Staatsinstitut für Schulqualität und

Bildungsforschung u. a. explizit mit dem Thema „Dialekt“ betraut sind.