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Vorwort

MundART WERTvoll – lebendige Dialekte an bayerischen Schulen

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Vorwort des Ehrenvorsitzenden des Bayernbundes

„Habe die Ehre“, „Griaß God“ oder „Servus

mitanand“ – Begrüßungsformen wie diese, die

sich selbstverständlich um weitere dialektale

Anreden erweitern ließen, machen es bereits

deutlich – Bayern ist ein vielfältiges Land: Viel-

falt drückt sich in unterschiedlichen Landschaf-

ten, aber auch in den Mundarten aus, die in

den verschiedenen bayerischen Regionen aktiv

gesprochen und gepflegt werden und die sogar

von Dorf zu Dorf variieren können. Die Dialekte

in ihrem Facettenreichtum können als Sprach-

schatz bezeichnet werden und stellen zweifels-

ohne ein bedeutendes Kulturgut dar.

Wir stellen heute fest: Je weiter die Welt wird, je mehr sich der Handlungs-

raum der Menschen durch die Globalisierung und die allgemein hohe Mobi-

lität erweitert, desto wichtiger wird für viele auch das Nahe, der Raum der

Geborgenheit, der Vertrautheit, den viele als ihre Heimat verstehen. Es kommt

wohl nicht von ungefähr, dass Kinder und Jugendliche heute wieder Musik im

Dialekt hören: „Dicht & ergreifend“, „Wanda“ oder „Granada“ sind nur drei

Beispiele für regional gefärbt singende Bands aus dem bairischen Dialektraum,

der sich übrigens auch über die deutschen Nationalgrenzen hinweg erstreckt.

Mundarten können ein Gefühl des „Daheimseins“, der Verbundenheit mit

dem Ort, aus dem man stammt, und den Menschen, die dort leben, hervor-

rufen. Bei der Verleihung des Dialektpreises 2018 bezeichnete die bayerische

Kabarettistin Monika Gruber den Dialekt als „Heimat to go“. Egal, wo man

gerade ist – die eigene Sprache, die untrennbar mit der eigenen Person ver-

bunden ist, die Identität bedeutet, hat jede und jeder immer mit dabei.

Zwar steht es außer Frage, dass in Unterricht und Schule das sprachliche

Register der Standardsprache im Vordergrund steht, dies stellt aber sicherlich

keinen Widerspruch dazu dar, dass auch der Dialekt als gleichwertige (regio-

nale) Varietät seinen Stellenwert an den bayerischen Schulen hat. Die Hirn-

forschung bestätigt, dass die innere Mehrsprachigkeit, das heißt, die Fähigkeit

des Wechselns zwischen der Standardsprache und dem Dialekt, sogar von

Vorteil ist für das sprachanalytische Verständnis und das Sprachreflexions-

vermögen. Gerade beim Erlernen von Fremdsprachen, d. h. einer Erweiterung

der äußeren Mehrsprachigkeit, profitieren Kinder und Jugendliche von einer

inneren Mehrsprachigkeit.

Der Bayernbund hat es sich bereits vor einigen Jahren zur Aufgabe gemacht,

einen regional bezogenen Beitrag zu mehr Bewusstsein für die Mundarten

Bairisch, Schwäbisch und Fränkisch zu leisten. Es entstand das Lesebuch

„Freude an der Mundart“, das zahlreiche Fachbeiträge und Anregungen für

den Umgang mit Mundart in Kindergärten, Schulen und Jugendgruppen ent-

hält.

Freude an der

Mundart:

https://www. bayernbund.de/ projekte/freude- an-der-mundart/

Adolf Dinglreiter, MdL a. D.