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1 Dialektförderung in der Schule – Grundlagen, Ziele, Maßnahmen: Eine Standortbestimmung

MundART WERTvoll – lebendige Dialekte an bayerischen Schulen

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verständnis und die individuelle Schwerpunktsetzung, die Lehrplanvorgaben,

die Lehrerausbildung und Fortbildungsveranstaltungen sowie entsprechende

Konzepte, Materialien und Kooperationspartner.

Eine Grundschule in einem sozialen Brennpunktviertel einer Großstadt mit ei-

nem hohen Anteil an Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund

und einer großen sprachlichen Heterogenität hat diesbezüglich eine andere

Ausgangssituation und andere Kernanliegen als ein Gymnasium in einem

ländlichen Raum in einem historisch gewachsenen, in sich geschlosseneren

Gemeinwesen mit einer homogeneren Sozial- und Schülerstruktur und einer

hohen Zahl an Dialektsprecherinnen und -sprechern.

Somit ist es nicht angebracht, von

der

Dialektförderung in der Schule zu spre-

chen. Es wird vielmehr im Ermessen der einzelnen Bildungseinrichtung und

auch der einzelnen Lehrkraft liegen (müssen), inwieweit sie sich dieses Themas

annimmt und es – im Rahmen der Lehrpläne und darüber hinaus – in den

Fokus ihrer pädagogischen Arbeit rückt.

Auf jeden Fall ist es sinnvoll, bei den Schulen insgesamt und bei enga-

gierten Lehrkräften im Einzelnen Interesse und Bewusstsein zu wecken,

Überzeugungsarbeit zu leisten und Hilfestellung zu geben. Dies kann bereits

an den Universitäten im Rahmen der Lehrerausbildung erfolgen sowie später

über die Schulämter und MB-Dienststellen, aber auch im Rahmen von schulin-

ternen Fortbildungen mit Referentinnen und Referenten aus den Bereichen der

Dialektologie und der Dialektpflege.

Die Grundvoraussetzung dafür ist, „sich dem Dialekt vorurteilsfrei zu nähern,

d. h. seine Vorzüge herauszustellen, aber auch auf problematische Aspekte

hinzuweisen, wie etwa die Ab- und Ausgrenzung

Anderssprechender

“ (Hoch-

holzer, 2015, S. 84).

Ziele

Seit dem Schuljahr 2014/15 wird in Bayern sukzessive in allen Schularten und

Jahrgangsstufen der neue LehrplanPLUS eingeführt, in dessen Mittelpunkt der

Erwerb von nachhaltigen Kompetenzen durch die Schülerinnen und Schüler

steht. Im Rahmen des Fachlehrplans Deutsch werden dabei auch die Bedeu-

tung und die Rolle des Dialekts entsprechend akzentuiert. Anhand der darin

formulierten allgemeinen Aussagen wird den Lehrkräften in Verbindung mit

illustrierenden Aufgabenbeispielen eine Grundlage für die individuelle Aus-

gestaltung im Unterrichtsalltag an die Hand gegeben.

Letztlich hängt es aber von der einzelnen Lehrkraft ab, in welcher Form sie sich

der Sache widmet. Es sollte übergeordnet und grundsätzlich darum gehen,

den Schülerinnen und Schülern (vor allem) im Vergleich mit der Standard-

sprache ein Bewusstsein für denWert und Stellenwert der Mundarten als eigen-

ständige, in sich geschlossene und voll funktionsfähige Sprachsysteme bzw.

Sprachvarietäten mit eigenen Gesetzmäßigkeiten und Regeln zu vermitteln,

die je nach Anlass und Gesprächspartner in adäquaten kommunikativen Situ-