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Politikfeld Wald

Einsichten und Perspektiven 4 | 16

geschärft. Die kollektiven Erfahrungen, die in Krisen von

Forstbetrieben nach großen Schadereignissen in der zweiten

Hälfte des 20. Jahrhunderts kulminierten, haben schließ-

lich dazu geführt, dass sich das Ideal des gemischten Waldes

sowie das Konzept einer naturnahen Waldbewirtschaftung

zu Leitvorstellungen entwickeln konnten. Aktuelle Studien

zeigen, dass in gemischten Wäldern das Risiko von Katas-

trophen deutlich vermindert ist, dass der Gesamtholzzu-

wachs steigt und dass Forstbetriebe langfristig wirtschaftlich

erfolgreicher agieren.

Die Baumartenzusammensetzung in Bayern zeigt, dass

die Fichte mit 42 Prozent, gefolgt von der Kiefer (17 Pro-

zent) in den Waldbildern noch häufig eine prägende Rolle

einnehmen. Buchen sind heute mit einem Flächenanteil

von 14 Prozent vertreten, die Eichen mit sieben Prozent.

Fremdländische Baumarten, die in anderen Ländern der

Erde auf weiten Flächen vertreten sind, spielen bislang

eine untergeordnete Rolle. So nimmt die Douglasie, die

vor allem im Zusammenhang mit dem Klimawandel als

geeignete Baumart gesehen wird, einen Flächenanteil von

einem Prozent ein. In politischen Auseinandersetzungen

wird der Anbau dieses Baums ausgesprochen kontrovers

diskutiert. An diesem Beispiel lassen sich die unterschied-

lichen Werthaltungen gesellschaftlicher Gruppen im

Umfeld des Waldes sehr gut anhand von argumentativen

Erzählstrukturen

9

(Narrativen) illustrieren.

Storyline 1 – Die „böse“ Douglasie

Die Douglasie ist invasiv, kann sich also nach ihrer Pflan-

zung unkontrolliert in den Wäldern ausbreiten. Die Wald-

besitzer bringen diese Baumart auch in Buchenbeständen

ein, um weiterhin mit Nadelholz Profit zu machen. Der

Buchenwald ist also durch den Anbau massiv in Gefahr

und auf einen Anbau soll daher verzichtet werden. Aktivis-

ten von Greenpeace haben zum Beispiel 2012 gepflanzte

Douglasien aus Buchenbeständen entfernt und durch

Buchen ersetzt. Die Douglasien wurden dann öffentlich-

keitswirksam vor dem Bayerischen Landwirtschaftsminis-

terium platziert.

10

9 Vgl. Günther Dobler: Überzeugen durch Erzählstrukturen. Überlegungen für

eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit, in: LWF aktuell 106 (2015), S. 48–52.

10 Vgl. Günther Dobler/Michael Suda/Franziska Höhensteiger: Die Green-

peace-Kampagne im Spessart, in: AFZ-DerWald (2014), H. 2, S. 23–27.

Douglasie, junger Zapfen

Foto: ullstein bild – image broker/Tony Wharton/FLPA