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Politikfeld Wald

Einsichten und Perspektiven 4 | 16

Das Cluster ist erfolgreich, die Walder sind vielfaltiger

geworden, neue Holzprodukte verdeutlichen eine inno-

vative Schubkraft. Einen gesellschaftlichen Angriffspunkt

bietet vor allem die Forstwirtschaft, die in der Kette fur die

Transformation (Wald – Holz) zustandig ist. Hier wird die

kommunikative Einheit zum Problem, da Forstwirtschaft

auf diese Transformation reduziert wird. Der Wald erfullt

die gesellschaftlichen Anspruche nach Erholung, Wasser,

Schutz und Artenvielfalt, die Rolle einer Forstwirtschaft,

die versucht diese widerspruchlichen Anspruche mit inte-

grativen Nutzungskonzepten auszugleichen, verschwin-

det im Bewusstsein der gesellschaftlichen Akteure. Diese

Lucke fullen andere Akteure in der politischen Arena;

die Akteure und Institutionen der Forstwirtschaft laufen

Gefahr, auf „Holzlieferanten“ reduziert zu werden.

Gesellschaftliche Wahrnehmung von Wald

18

Auf der Basis von Befragungen wurden beginnend in den

1960er Jahren unterschiedliche Waldbilder der Bevöl-

18 Vgl. Michael Suda/Stefan Schaffner: Medienwald, Erlebniswald, Urwald,

Wirtschaftswald . Wahrnehmungen des Waldes und seiner Bewirtschaftung

durch Erholungssuchende, in: Armin Guenther/Hans Hopfinger/Jürgen Ka-

gelmann/Walter Kiefl (Hg.): Tourismusforschung in Bayern. Aktuelle sozial-

wissenschaftliche Beitrage, München 2007, S. 244–251.

kerung konstruiert und auch legitimiert. Vor allem for-

schende Forstpraktiker übertrugen dabei häufig ihre Vor-

stellung eines „schönen“ Waldes auf die Befragten, was in

der jeweils gewählten Fragestellung deutlich zum Ausdruck

kommt.

19

Inzwischen geht die empirische Forschung ver-

stärkt theoriegeleitet und durch sozialempirische Erkennt-

nisse methodisch qualitätsgesichert und auch einfallsreicher

mit der Frage nach der Wahrnehmung des Waldes um.

In der gesellschaftlichen Wahrnehmung lassen sich zwei

Aspekte deutlich unterscheiden. Dies ist einerseits der

„Wald der wort- und bilderreichen Kommunikation“, also

ein Waldbild, das sich aus der Rezeption von Meldungen

über den Wald ergibt. Diesem steht ein aus eigenen direk-

ten Erlebnissen mit dem Phänomen Wald rekonstruiertes

Bild gegenüber, das andere Komponenten enthält. Wald

konnte sich für die Mehrheit der Bevölkerung zum Syno-

nym für Natur entwickeln.

Medienwald – „Wald der Worte“. Fragt man die Bürger,

an welche Meldungen über den Wald sie sich erinnern kön-

nen, so löst diese Frage offensichtlich ein „Horrorszenario“

19 Vgl. Heiner Schanz/Michael Suda: Der Einfluss der forstlichen Ideolo-

gie auf sozial-empirische Forschungen in den Forstwissenschaften, in:

Schriften aus der Forstlichen Fakultat der Universität Gottingen und der

Niedersachsischen Forstlichen Versuchsanstalt (2001), Bd. 132, S. 57–76.

Natürliche Waldentwicklung am Lusen, Bayerischer Wald

Foto: picture-alliance/Arco Images GmbH/Fotograf: Sunbird Images