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„Lebenswelten junger Muslime in Deutschland“ – reloaded
Einsichten und Perspektiven 4 | 16
Abbildung 1: Integratives Modell mit den für das Forschungsvorhaben relevanten Variablenkomplexen
Quelle: Frindte/Boehnke/Kreikenbom/Wagner (wie Anm. 3), S. 36
Die in der Forschungsliteratur aufgezeigten Faktoren, die
Einfluss auf Vorurteile von Muslimen und Nicht-Musli-
men bzw. auf die Integrationsbereitschaft oder auf Radi-
kalisierungsprozesse nehmen können, sind in Abbildung 1
illustriert.
In einem ersten Block finden sich Variablen bzw. Fak-
toren, die in nationalen und internationalen Studien als
Prädiktoren für die im zweiten, dritten und vierten Block
aufgeführten Variablen bzw. Faktoren hinlänglich nachge-
wiesen wurden: soziodemografische Variablen, wie Alter,
Geschlecht, Bildung, Herkunftsland, sozialpsychologisch
relevante Variablen, wie die Identifikation mit Freundes-
und Bekanntenkreisen oder politische Orientierungen,
persönlichkeitspsychologische Variablen, wie autoritäre
Überzeugungen, zentrale Wertorientierungen, aber auch
das Medienwahl- und Mediennutzungsverhalten.
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7 Frindte (wie Anm. 4).
Die Variablen des zweiten Blocks stützen sich auf Arbeiten
zum individuellen und gruppenspezifischen Verständnis
von Gewalt, Terror, sozialer Identifikation und Diskrimi-
nierungswahrnehmungen; auf Untersuchungen zu Vorur-
teilen und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und
zur Wahrnehmung von Bedrohung.
Die Variablen des dritten Blocks bilden die eigent-
lich abhängigen Variablen bzw. Faktoren, die zu erklären
sind. Erklärt werden sollen das Ausmaß und die Qualität
von Vorurteilen und Integrations- bzw. Radikalisierungs-
tendenzen. Aufgrund des methodischen Vorgehens der
Befragung wurden diese Variablen auf relativ „weiche“
Indikatoren beschränkt. Zum einen wurde der o.g. Ansatz
der Akkulturation nach Bourhis (1997) genutzt, um Inte-
gration als soziale Identifikation zu erfassen. Zum anderen
wurden folgende Variablen als potentielle Indikatoren für
mögliche Radikalisierungstendenzen ausgewählt: Einstel-
lungen zur „westlichen Welt“, Einstellungen zu Juden und
Israel, religiöser Fundamentalismus, antiwestliche Emoti-
onen (wie z.B. Hass, Wut oder Angst), Demokratiedistanz
Mediale Berichte in deutschen TV-Medien
über die Beziehungen zwischen
nichtmuslimischer Mehrheitsgesellschaft und
muslimischen Minderheiten, politisch-
religiöse Dialoge und Konflikte
Mediale Berichte in türkischen, arabischen
TV-Medien
über die Beziehungen zwischen muslimischer
Mehrheitsgesellschaft und nichtmuslimischen
Minderheiten, politisch-religiöse Dialoge
und Konflikte
Einstellungen zu:
– Terrorismus
– Anti-terroristische
Maßnahmen
Akkulturationdimensionen:
– Identifikation mit Herkunfts-
kultur
– Identifikation Mehrheitskultur
Soziodemografische
Merkmale:
z.B. Alter, Geschlecht, Familienstand,
Nationalität, Religion, Bildung, Ein-
kommen, Herkunftsland, Aufenthaltsdauer
in Deutschland, Sprache etc.
Sozialpsychologische Variablen:
z.B. Intra- und Intergruppenkontakte, etc.
Persönlichkeitspsychologische Variablen:
Wertorientierung, autoritäre, religiöse
und politische Orientierung etc.
Nutzung deutscher, türkischer,
arabischer Fernsehsender
z.B. zur Information über politische
und religiöse Themen
Internet-Nutzung
z.B. zur Information über politische
und religiöse Themen, zur Vernetzung
mit Gleichgesinnten
Indikatioren für Radikalisierung
(& potentielle Vorurteile):
– Einstellungen zur „westlichen
Welt“
– Einstellungen zu Juden und Israel
– Religiöser Fundamentalismus
– Antiwestliche Emotionen
– Demokratiedistanz
– Akzeptanz von und Bereitschaft
zu ideologisch fundierter
Gruppengewalt
Identifikation mit:
– muslimischen
Glaubensrichtungen
– muslimischen bzw.
islamistischen
Organisationen
Wahrnehmung und
Beurteilung von:
– Marginalisierung und
Diskriminierung
– politisch-Religiösen
Konflikten
– Vorurteilen gegenüber
Islam und Muslimen
Internetforen
als Zugang zur islamischen Religion, aber
auch zu radikalem und extremistischem
Gedankengut
Variablenblock 4
Variablenblock 1
Variablenblock 2
Variablenblock 3