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„Alle Terroristen sind Moslems“?

Einsichten und Perspektiven 4 | 16

Wenn dies die Art und Weise ist, auf die Muslime, der

Islam und (tatsächlich oder vermeintlich) mehrheitlich

muslimische Flüchtende in Deutschland und Europa

wahrgenommen werden, dann überrascht weder, dass,

um Viktor Orbán zu paraphrasieren, alle Terroristen als

muslimische Einwanderer konstruiert werden,

48

noch

dass mindestens die Hälfte der Befragten in acht von

zehn europäischen Ländern fürchtet, dass der Zuzug von

Flüchtenden das Risiko terroristischer Anschläge in ihrem

Land erhöhen wird.

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Dieses Phänomen von Konstruk-

tion und Reproduktion einer spezifischen Bedrohungs-

perzeption haben die Soziologen William und Dorothy

Thomas bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in eine präg-

nante Form gebracht:

„If men define situations as real, they

are real in their consequences.“

50

48 Kaminski (wie Anm. 3). (Kaminski: „All the terrorists are migrants“.)

49 Wike/Stokes/Simmons (wie Anm. 4).

50 William I/Dorothy Swaine Thomas: The child in America: behavior prob-

lems and programs, New York 1928, Seite 571 f.

Einweihung des Denkmals für Halit Yozgat zum 7. Todestag. Er wurde durch den NSU 2006 in seinem Internetcafé ermordet. Dahinter werden Plakate mit

anderen Opfern der NSU-Mordserie hochgehalten. V.l.n.r. die Porträts weiterer NSU-Opfer: Abdurrahim Özüdogru, Enver Simsek, Habil Kilic, Süleyman Tasköprü,

Michele Kiesewetter, Ismail Yasar, Mehmet Kubasik, Mehmet Turgut, Theodoros Boulgarides, an der Säule das Bild von Halit Yozgat.

Foto: SZ Photo/Fotografin: Regina Schmeken