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Salafismus – eine Einordnung
Foto: ullstein bild / Fotograf. Raimund Franken
53 Claudia Dantschke: „Last Euch nicht radikalisieren!“ – Salafismus in Deutschland, in: Salafismus in Deutschland. Ursprünge und Gefahren
einer islamisch-fundamentalistischen Bewegung, hg. von Thorsten Gerald Schneider, Bielefeld 2014, S. 182–186.
54 Dirk Baehr: Dschihadistischer Salafismus in Deutschland, in: Salafismus in Deutschland. Ursprünge und Gefahren einer islamisch-funda-
mentalistischen Bewegung, hg. von Thorsten Gerald Schneider, Bielefeld 2014, S. 231ff. Siehe auch dazu Behman Said: Salafismus und poli-
tische Gewalt unter deutscher Perspektive, in: Salafismus. Auf der Suche nach dem wahren Islam, hg. von Behmann Said/Hazim Fuad,
Bonn 2014, S.193–226.
55 Nina Wiedl: Geschichte des Salafismus in Deutschland, in: Salafismus. Auf der Suche nach dem wahren Islam, hg. von Behmann Said/Ha-
zim Fuad, Bonn 2014, S. 420.
56 Nina Wiedl/Carmen Becker: Populäre Prediger im deutschen Salafismus. Hassan Dabbagh, Pierre Vogel, Sven Lau und Ibrahim Abou Na-
gie, in: Salafismus in Deutschland. Ursprünge und Gefahren einer islamisch-fundamentalistischen Bewegung, hg. von Thorsten Gerald
Schneider, Bielefeld 2014, S. 188–194.
57 Ebd., S. 189 f.
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vielmehr einer analytischen Veranschaulichung des Phäno-
mens.
Bei
der
jihadistisch-aktivistischen
Ausprägung
sind wiederum zwei Gruppierungen zu unterscheiden: Zum
einen die, die ihr politisch-gewaltsames Vorgehen auf
Deutschland konzentrieren und primär mit militanten Mit-
teln ihre weltanschaulichen Ziele erreichen wollen. Zum an-
deren die jihadistisch-aktivistische Bestrebungen, die darauf
abzielen, von Deutschland aus den
Jihad
in bestimmten
Konfliktgebieten, wie Afghanistan oder Syrien, auszuüben.
Eine weitere Gruppierung stellen die jihadistischen
Salafisten dar, die sich implizit oder offen mit jihadistischen
Inhalten identifizieren bzw. mit ihnen sympathisieren,
gleichwohl aber im Sinne der deutschen Gesetzgebung
(noch) nicht straffällig werden.
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Beide Ausprägungen haben sich aus einer historischen Ent-
wicklung herausgebildet, die bis in die 1980er Jahre zu-
rückverfolgt werden kann. In jener Zeit fanden einige Jiha-
disten, die aus Syrien und Ägypten kamen, in Deutschland
Zuflucht. Diese Personen haben sich im Laufe der Zeit stär-
ker organisiert und schafften eine gewisse ideologische Ba-
sis. In den 1990er Jahren bewirkte der Jugoslawien-Kon-
flikt, auch in Deutschland, eine Mobilisierung von Jihadis-
ten, die zur Unterstützung der muslemischen Bosniaken in
den Kampf geschickt wurden oder die eine Bereitstellung
von finanziellen Ressourcen ermöglichten.
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Diese Entwicklung korrespondierte mit dem zu-
nehmenden Einfluss des politisch-quietistischen Salafismus
in Deutschland, mit dem Ziel der Missionierung. So ent-
standen verstärkt seit 2001 immer mehr quietistisch-salafis-
tische Gruppen, die eine sukzessive Islamisierung der Ge-
sellschaft erreichen möchten. Finanziell und materiell wer-
den sie u.a. von diversen saudischen Geldgebern – religiösen
Institutionen und Privatpersonen – unterstützt.
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Bekannte
Vertreter dieser Ausprägung sind der deutsche Konvertit
und Prediger Pierre Vogel, oder der Prediger Hassan Dab-
bagh.
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Die
dawa
– die missionarische Aktivität – dieser po-
litisch-quietistischen Salafisten richtet sich zugleich an
Muslime und Nicht-Muslime, um zum „richtigen“ und
„wahrhaftigen“ Glauben der „rechtschaffenen Altvorde-
ren“ zu finden.
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Dabei sehen sie auch Gewalt als legitimes
Mittel an.
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