Table of Contents Table of Contents
Previous Page  8 / 76 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 8 / 76 Next Page
Page Background

Vorwort der Direktorin des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung

#lesen.bayern – Fit im Fach durch Lesekompetenz

8

Vorwort der Direktorin des Staatsinstituts für

Schulqualität und Bildungsforschung

Liebe Leserin, lieber Leser,

diese Anrede, mit der ich Sie zur Lektüre der vorliegenden Handreichung ein-

laden darf, macht Sie zu einem aktiv handelnden, lesenden Gegenüber und

sie beschreibt Sie in Ihrem augenblicklichen Tun, für das Sie sich bewusst ent-

schieden haben.

Lesen ist ein großes Wunder. Was hast du vor dir, wenn du ein Buch

aufschlägst? Kleine, schwarze Zeichen auf hellem Grunde. Du siehst sie

an, und sie verwandeln sich in klingende Worte, die erzählen, schildern,

belehren.

Marie von Ebner-Eschenbach o. J. [*1830, †1916]

„Lesen ist ein großes Wunder.“ Es bietet einerseits vielfältige Möglichkeiten,

in die „Worte, die erzählen“, z. B. Romane, einzutauchen und so beim Lesen

die vor dem inneren Auge entstehenden Geschichten zu erleben. Andererseits

ermöglicht Lesen auch, die „Worte, die [...] belehren“, z. B. Sachtexte, gezielt

zu nutzen, um sich neues Wissen anzueignen.

Der Auftrag, den die Bayerische Verfassung in Art. 131 an die Schulen stellt,

beinhaltet, den Kindern und Jugendlichen nicht nur „Wissen und Können [zu]

vermitteln, sondern auch Herz und Charakter [zu] bilden.“ Das Lesen ist als

elementare und bedeutendste Kulturtechnik für den Wissenserwerb wie auch

die Persönlichkeitsentwicklung der Schlüssel, der jeder und jedem von uns Zu-

gang zu Neuem eröffnet. Sprachliche Bildung schafft die Grundlage für die

Integration der und des Einzelnen in die Gesellschaft: Lesen zu können ist die

Voraussetzung dafür, am gesellschaftlichen und kulturellen Leben – im Beruf

wie in der Freizeit – teilzuhaben und es beeinflusst den Erfolg in Schule, Studi-

um und Berufsleben maßgeblich.

Lesen ist auch deshalb „ein großes Wunder“, weil es einem nicht in die Wie-

ge gelegt wird, sondern weil jede/r Einzelne lernen muss, wie die „kleine[n],

schwarze[n] Zeichen [...] sich in klingende Worte“ verwandeln lassen, d. h. in

aussagekräftige Wörter und Sätze, in zusammenhängende Texte, denen Sinn

zu entnehmen ist.

Bei der Förderung dieser Fähigkeit, der Lesekompetenz, spielen Schule und

Unterricht neben der Familie die zentrale Rolle. Seit der empirischen Wen-

de stehen die Vermittlung und Stärkung dieser fundamentalen Kompetenz

zu Recht noch stärker im Fokus wissenschaftlichen und bildungspolitischen

Interesses.

Zwar belegen die Befunde des IQB-Ländervergleichs Sprachen 2015, dass die

bayerischen Schülerinnen und Schüler im Bundesdurchschnitt insgesamt über-