5 Wie gelingt Leseförderung in der Schulpraxis?
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stellung von Tabellen müssen den Schülerinnen und Schülern beispiels-
weise Nominalisierungen bekannt sein („der Magen zersetzt“ – „Zerset-
zung im Magen“ etc.).
•
Ein Aspekt des Unterrichts ist es,
über Sprache zu reden
, z. B. bei der
Erarbeitung neuer Zusammenhänge. Dies erfolgt häufig zunächst in der
Alltagssprache und wird dann in die Fachsprache übersetzt. Schülerinnen
und Schüler werden auf die Besonderheiten der Fachsprache hingewiesen
und sprachliche Ziele werden benannt.
•
Der Unterricht nutzt
Visualisierungsformen zur Unterstützung des
Verständnisses
.
Eine Methode, Schülerinnen und Schülern eine Annäherung an die Fach-
sprache zu ermöglichen, ist das aus der Fremdsprachendidaktik bekannte
Scaffolding
. Hier werden in mehreren Stufen sprachliche Hilfen als „sprach-
liches Geländer“ angeboten, die zunächst das Verständnis erleichtern und
später Teil des aktiven Sprachgebrauchs werden sollen. Diese sprachlichen Ge-
rüste haben dienende und unterstützende Funktion und werden, wenn sie als
Sprachbausteine beherrscht und damit nicht mehr benötigt werden, Schritt für
Schritt wieder abgebaut.
Lehrkräfte müssen sowohl den Sprachstand der Lernenden als auch die Kom-
plexität eines Textes einschätzen können, um Scaffolding im Fachunterricht zu
nutzen.
Insbesondere in deutlich heterogenen Lerngruppen, beispielsweise mit Kin-
dern, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, aber z. B. auch in Inklusions-
klassen bietet das Scaffolding Möglichkeiten der individuellen Förderung. Je
nach Leistungsstand nutzen die Schülerinnen und Schüler die angebotenen
sprachlichen Gerüste stärker oder weniger stark, sodass sie weder unter- noch
überfordert werden und einen individuellen – sprachlichen wie fachlichen –
Lernzuwachs verzeichnen können.
Wie können
Fachlehrkräfte
das
Leseverstehen bei komplizierten fach-
spezifischen Sachtexten
unterstützen?
•
Strukturierung der Inhalte durch Untertitel, Zwischenüberschriften, Rand-
notizen
•
explizite Verweise auf Abbildungen etc. im Text, um eine Verbindung von
Text und Bild zu unterstützen
•
Einführung und Einübung von Fachbegriffen, gezielte thematische Wort-
schatzarbeit, beispielsweise über Wortfelder und Kollokationen
•
Training im Umgang mit komplexen Satzstrukturen (z. B. Attributstruktu-
ren, Passivkonstruktionen, komplexe Satzgefüge)
•
Steuerung und Überwachung des Leseprozesses durch kleinschrittige Be-
treuung über Fragen und Aufträge
•
Übungsphasen zur Selbstregulation, z. B. Bewusstmachung des Lernkrei-
ses (vgl. 2.1.2)
Regensburger
Analysetool für
Texte (Ratte) zur
Überprüfung der
Textkomplexität: