Table of Contents Table of Contents
Previous Page  45 / 76 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 45 / 76 Next Page
Page Background

5 Wie gelingt Leseförderung in der Schulpraxis?

45

stellung von Tabellen müssen den Schülerinnen und Schülern beispiels-

weise Nominalisierungen bekannt sein („der Magen zersetzt“ – „Zerset-

zung im Magen“ etc.).

Ein Aspekt des Unterrichts ist es,

über Sprache zu reden

, z. B. bei der

Erarbeitung neuer Zusammenhänge. Dies erfolgt häufig zunächst in der

Alltagssprache und wird dann in die Fachsprache übersetzt. Schülerinnen

und Schüler werden auf die Besonderheiten der Fachsprache hingewiesen

und sprachliche Ziele werden benannt.

Der Unterricht nutzt

Visualisierungsformen zur Unterstützung des

Verständnisses

.

Eine Methode, Schülerinnen und Schülern eine Annäherung an die Fach-

sprache zu ermöglichen, ist das aus der Fremdsprachendidaktik bekannte

Scaffolding

. Hier werden in mehreren Stufen sprachliche Hilfen als „sprach-

liches Geländer“ angeboten, die zunächst das Verständnis erleichtern und

später Teil des aktiven Sprachgebrauchs werden sollen. Diese sprachlichen Ge-

rüste haben dienende und unterstützende Funktion und werden, wenn sie als

Sprachbausteine beherrscht und damit nicht mehr benötigt werden, Schritt für

Schritt wieder abgebaut.

Lehrkräfte müssen sowohl den Sprachstand der Lernenden als auch die Kom-

plexität eines Textes einschätzen können, um Scaffolding im Fachunterricht zu

nutzen.

Insbesondere in deutlich heterogenen Lerngruppen, beispielsweise mit Kin-

dern, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, aber z. B. auch in Inklusions-

klassen bietet das Scaffolding Möglichkeiten der individuellen Förderung. Je

nach Leistungsstand nutzen die Schülerinnen und Schüler die angebotenen

sprachlichen Gerüste stärker oder weniger stark, sodass sie weder unter- noch

überfordert werden und einen individuellen – sprachlichen wie fachlichen –

Lernzuwachs verzeichnen können.

Wie können

Fachlehrkräfte

das

Leseverstehen bei komplizierten fach-

spezifischen Sachtexten

unterstützen?

Strukturierung der Inhalte durch Untertitel, Zwischenüberschriften, Rand-

notizen

explizite Verweise auf Abbildungen etc. im Text, um eine Verbindung von

Text und Bild zu unterstützen

Einführung und Einübung von Fachbegriffen, gezielte thematische Wort-

schatzarbeit, beispielsweise über Wortfelder und Kollokationen

Training im Umgang mit komplexen Satzstrukturen (z. B. Attributstruktu-

ren, Passivkonstruktionen, komplexe Satzgefüge)

Steuerung und Überwachung des Leseprozesses durch kleinschrittige Be-

treuung über Fragen und Aufträge

Übungsphasen zur Selbstregulation, z. B. Bewusstmachung des Lernkrei-

ses (vgl. 2.1.2)

Regensburger

Analysetool für

Texte (Ratte) zur

Überprüfung der

Textkomplexität: