5 Wie gelingt Leseförderung in der Schulpraxis?
#lesen.bayern – Fit im Fach durch Lesekompetenz
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5.2. Förderung von Lesefertigkeit und -flüssigkeit in
den Jahrgangsstufen 1–7
Die Trainings der Leseflüssigkeit sind vorrangig im Unterricht der Grundschule
zu verorten. Allerdings können nicht alle Kinder am Ende der 4. Klasse flüssig
lesen, sodass auch in der 5.–7. Klasse Lautleseverfahren sinnvoll und notwen-
dig sind. An den weiterführenden Schulen kann dieses Training von Deutsch-,
aber beispielsweise auch im Ganztagsunterricht oder in Vertretungsstunden
von allen Fachlehrkräften übernommen werden.
Ziel der Förderung der hierarchieniedrigen Leseprozesse ist deren Automatisie-
rung. Als Maß kann die Lesegeschwindigkeit dienen, wobei in der Regel etwa
100 Wörter pro Minute bei Schülerinnen und Schülern ohne Lesestörung oder
Förderbedarf erreicht werden sollen.
Um die Leseflüssigkeit weiter zu steigern, eignen sich im Anschluss an den Erst-
leseunterricht
Lautleseverfahren
. Durch das wiederholte Lautlesen prägen
sich Wörter, Betonung und Satzrhythmus gut ein, sodass sich die Leseflüssig-
keit wahrnehmbar verbessert und sich positive Effekte beim Textverstehen ein-
stellen. Die Lautleseverfahren trainieren die Worterkennung, die Verbindung
von Wortfolgen im Satz und die Herstellung von Relationen zwischen den Sät-
zen. Das wiederholte Lautlesen, das begleitete Lautlesen, das Lautlese-Tandem
und das Lautlese-Training mit Hörbüchern werden hier kurz vorgestellt.
Wiederholtes Lautlesen
Das wiederholte Lautlesen basiert auf dem Prinzip der Wiederholung. Kinder
mit schwacher Lesefertigkeit lesen dabei kurze Textabschnitte mehrfach hin-
tereinander, bis sie ein zuvor definiertes Ziel an Lesegeschwindigkeit erreicht
haben. Hierbei stellen sich rasche Erfolgserlebnisse ein und die Automatisie-
rungsleistung nimmt zu (vgl. Krug/Nix, 2017, S. 69).
Begleitetes Lautlesen
Das begleitete Lautlesen ist ein kooperatives Verfahren, bei dem stärker Lesen-
de schwächer Lesenden als Tutorinnen und Tutoren zur Seite stehen und sie
unterstützen, indem sie Lesefehler korrigieren, bei der Aussprache und Bedeu-
tungsklärung von Wörtern helfen und z. B. Betonungsmuster präsentieren, die
die schwächeren Schülerinnen und Schüler dann imitieren (vgl. ebd., S. 69).
Lautlese-Tandem
Das Lautlese-Tandem stellt eine Kombination des wiederholten und begleite-
ten Lautlesens dar. Nach einem Startzeichen lesen zwei Schüler/-innen gleich-
zeitig halblaut und synchron einen vorgegebenen Text. Das stärker lesende
Kind passt sich im Tempo dem schwächeren an, führt den Finger im Text mit
und unterbricht, um Fehler des schwächer lesenden Kindes zu verbessern. Ne-
ben der Leseflüssigkeit wird im kooperativen Setting des Tandems das soziale
Lernen gefördert. Geeignete Bezeichnungen für die Tandem-Partner/-innen
sind „Lese-Sportler/-in“ und „Lese-Trainer/-in“. Damit wird auch deutlich, dass
das Lesen – analog zu jeder Sportart – trainiert werden muss und es Anstren-
gung bedarf, um sich zu verbessern (vgl. ebd., S. 70).
Lautleseverfahren
Leseflüssigkeits-
training Filius:




